Digitalisierung in Essen: Mobiles Bezahlen, Polizei-Drohnen, 6G & künstliche Intelligenz

Wie viel Zukunft steckt in der Gegenwart von Essen? An der Uniklinik in Holsterhausen wird schon länger mit VR-Brillen und Roboterarmen gearbeitet. Und auch die Corona-Pandemie treibt einiges in der Digitalisierung an. Wie digital ist jeder von uns? Das war auch Thema am Social-Media-Sonntag am 15. November mit Larissa Schmitz.

Mobiles Bezahlen mit dem Handy
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Mobiles Bezahlen mit dem Handy in Essen

Bezahlen über das Smartphone, auch Mobile Payment genannt, wird für viele immer interessanter. Es ist eine mögliche Form des kontaktlosen Bezahlens, das in der Corona-Pandemie viele nutzen. Umfragen zeigen, dass auf 1.000 Befragte in Deutschland rund 17 Prozent sagen, dass sie regelmäßiger mit dem Handy bezahlen. Über die Hälfte davon nutzt bevorzugt Apple Pay, der Rest lieber Google Pay. Mit dem Handy könnt Ihr über diese beiden Apps bezahlen oder aber auch über die Apps von Banken, die bereits bei Mobile Payment mitmachen. In Essen sind das z.B. die Sparkasse, die Deutsche Bank, die ING DiBa oder auch die Commerzbank.

Neben den Apps ist auch die Near Field Communication (NFC) eine Voraussetzung für das mobile Bezahlen. Diese Funktion muss einmal Euer Handy können, aber auch das jeweilige Gerät im Geschäft. NFC erkennt Ihr an dem Zeichen einer Blase oder eines Kreises mit einem auf der Seite liegenden WLAN-Zeichen.

Was haltet Ihr davon, mit dem Smartphone zu bezahlen? Macht mit bei unserer kurzen Umfrage:

Uniklinik Essen mit VR-Brillen und Roboter-OPs

Die Uniklinik in Holsterhausen steckt mitten in der Entwicklung zum Smart Hospital. Das betrifft die Arbeit mit vielen modernen, digitalen Technologien, digitale Patientenakten, bis zum Umdenken jedes Mitarbeiters. Dr. Anke Diehl ist mit verantwortlich für den digitalen Wandel der Uniklinik und gibt im Radio Essen-Interview ein paar Einblicke in die Arbeit der Ärzte mit VR-Brillen oder Roboterarmen, die bei Operationen helfen.

VR-Brillen kommen an der Uniklinik z.B. in der Kindermedizin zum Einsatz. Kinder, die ein MRT brauchen, sollen damit lernen, ohne Narkose in der Röhre zu liegen. Das macht aber oft vielen Angst, da ein MRT sehr laut und eng ist und die Kinder sehr lange still liegen müssen. Zur Vorbereitung bekommen sie eine VR-Brille mit nach Hause und bekommen spielerisch den MRT-Scanner simuliert. Dabei erklären ihnen Pinguine Magnetwellen und sie müssen ganz still liegend einen Sternenhimmel beobachten und je länger sie still bleiben, umso mehr Bilder formen sich am Himmel in der VR-Brille.

Gleichzeitig nutzen die Ärtze in der Dermatologie VR-Brillen im OP. Dort werden ihnen zusätzliche Untersuchungsergebnisse in der Brille angezeigt, die dann auch über den realen Blick auf den Patienten gelegt werden und sich mitbewegen, je nachdem, wie der Patient bei der OP bewegt wird.

Dr. Anke Diehl glaubt nicht, dass menschliche Ärtze irgendwann überflüssig werden und wir nur noch von Roboter-Ärzten und künstlicher Intelligenz behandelt werden. KI ist eine wichtige Unterstützung, um die vielen Daten und das umfangreiche Wissen, das es in der Medizin heutzutage gibt, besser und schneller zu ordnen und zu berechnen, aber Empathie, Ethik und die Kommunikation mit den Patienten - das ist und bleibt, in ihren Augen, immer Sache des Menschen.

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Drohnen helfen der Polizei Essen

Drohnen sollen der Polizei helfen, Unfälle und andere Einsätze schneller aufzuklären bzw. sie sollen besseres Bildmaterial von Tatorten liefern. Wenn zum Beispiel ein schwerer Unfall auf der A40 stattgefunden hat, dann macht die Drohne aus allen Perspektiven und vor allem aus der Vogelperspektive hochauflösende Fotos. Der Unfallort lässt sich dann durch die 3D-Bilder genau nachstellen und dadurch sollen Ursachen und Abläufe schneller ermittelt werden. Außerdem läuft die Unfallaufnahme dann schneller ab, sodass wir z.B. nur noch eine Stunde im Stau stehen, statt vielleicht vier Stunden.

Polizisten, die die Drohnen steuern, machen dafür extra einen Drohnen-Führerschein und einen Kurs, in dem sie die rechtliche Lage, auch für den Flugraum von Drohnen, lernen. Datenschützer sind meist skeptisch. Die Drohnen filmen aber nur am Einsatzort und die Aufnahmen werden nach rechtlichen Vorgaben gespeichert und gelöscht - sagt Projektleiterin Jasmin Follak vom LZPD in NRW. Je nach Vorfall kann die Datenspeicherung zwischen ein paar Monaten bis zehn Jahren liegen. Gundsätzlich ist die Polizei aber verpflichtet Löschfristen festzulegen.

Die Drohnen sollen außerdem immer gut als Polizei-Drohne gekennzeichnet sein. Dazu sind die Drohnenpiloten immer mit am Einsatzort und haben auch eine Start- und Landezone. Essen wird im nächsten Jahr mindestens zwei Polizei-Drohnen bekommen, unter anderem auch für die Verkehrsunfall-Aufklärung. Dieses Jahr hat die Polizei Essen schon eine Drohne getestet, vor allem für die Bekämpfung der Clankriminalität.

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KI Forschung in Essen: Künstliche Intelligenz braucht soziale Interaktion

An der Folkwang Universität der Künste in Essen-Werden haben die Gestalter ein Jahr lang an der Interaktion zwischen künstlicher Intelligenz und Menschen geforscht. Umfeld war die KI in Videospielen, weil sich heute KIs immer an Videospielen messen müssen und die Brücke zwischen KI und Mensch bilden. Dabei ging es aber nicht darum, selbst Videospiele zu zocken, sondern mehr um den Austausch von Merkmalen und Erkenntnissen. Bei dem Projekt saßen unter anderem Gestalter, Entwickler und Maschinenbauer zusammen und haben ihre Beobachtungen ausgetauscht.

Prof. Dr. Markus Rautzenberg hat das Projekt geleitet und erklärt im Radio Essen-Interview, dass es vor allem darum ging, das künstliche Intelligenz vieles berechnet, aber Empfindungen, wie Motivation oder Spaß nicht berechnen könne und das nur schwer erlernbar sei für Maschinen. Das brauche man aber für sowas wie automatisch fahrende Autos. Eine KI müsse dafür selbstständig, spontan und kreativ auf vielfältige Zufallsprinzipe reagieren können. Dieser Schritt müsse noch erreicht werden.

Weiter berichtet Rautzenberg, dass Intelligenz von uns oft als etwas gedacht wird, dass nur auf Computerplatinen stattfindet oder nur im Gehirn. Für ihn und seine Forschungsgruppe hat sich aber herausgestellt, dass sich Intelligenz vor allem auf sozialer Ebene abspielt und somit auch zwischen KI und Mensch stattfindet. Es braucht also den kreativen Austausch, um sich gegenseitig zu inspirieren und entwickeln zu können.

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Kann künstliche Intelligenz irgendwann den Mensch überrumpeln?

Das ist eine Frage, die in vielen Science Fiction-Filmen dargestellt wird. Die Maschine gewinnt die Oberhand und will die Kontrolle über die Menschen oder ein eigenes Leben haben. Ist das wirklich ein realistisches Szenario? Prof. Dr. Markus Rautzenberg sagt - mit den jetzigen Erkenntnissen nein! Dazu sind die KIs noch dümmer als wir denken. Sie können viele Berechnungen nur schneller als wir Menschen, schneller heißt aber nicht unbedingt besser. Sie haben noch feste Lernprozesse. Allerdings heißt es auch: Wenn wir erstmal die Quantencomputer alltagstauglich haben, dann muss eine solche Frage wieder ganz neu bewertet werden. Heißt für uns: Es ist nicht ganz auszuschließen - eines Tages.


Wie digital ist Essen noch?

Es gibt noch einige weitere Dinge in Essen, die nach Zukunft schreien. Ein paar zählen wir hier noch auf:

  • Intelligente Laternen: 14 solcher Laternen stehen entlang der Huyssenallee im Südviertel. Neben Leuchten sind sie Aufladestation für Elektroautos, Messstation für die Luftqualität und haben Bildschirme für aktuelle Informationen. Außerdem können sie bei der Parkplatzsuche helfen, verbreiten WLAN und haben einen Notfallknopf.
  • Uni Duisburg/Essen forscht am 6G-Netz: Das erfordert eine Teraherz-Technik mit 100Gbit/s. Das ist bisher noch kaum bezahlbar, soll es aber durch die Forschung werden und auch vor allem alltagstauglich. Bei 6G geht es um die exakte Umfeldberechnung für Roboter und autonome Autos. Die können dann haargenau berechnen, wo Objekte stehen und auch deren chemische Zusammensetzung analysieren. Das ist z.B. für die Medizin interessant. Darüber kann dann Hautkrebs besser erkannt oder Atemluft zur Diagnose analysiert werden sowie der Fußsohlen-Abdruck von Diabetikern.
  • Elektronischer Ausweis geht auch in Essen: Ämter in Essen akzeptieren auch den E-Ausweis. Den gibt es seit vielen Jahren, wird aber von kaum einem wirklich genutzt. Voraussetzung dafür ist der aktivierte Chip in Eurem Ausweis (jede Karte hat diesen Chip), die Ausweis App 2, entweder ein Kartenlesegerät oder ein Handy mit NFC-Funktion. Dann könnt Ihr zuhause bequem Euren Ausweis einlesen und z.B. Versicherungen abschließen, bei der Bahn Lastschriften genehmigen, ein Führungszeugnis beantragen oder eine Meldebescheinigung.

Mehr vom Social-Media-Sonntag bei Radio Essen

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