Daten-Müll: Wann das Sammeln von Fotos und Mails krankhaft wird und Tipps zum Aufräumen

Radio Essen geht dem digitalen Messie in uns an den Kragen. Wie viele Fotos habt Ihr auf dem Handy, die Ihr Euch nie anguckt? Wie viele Videos aus WhatsApp-Gruppen, die Ihr nie löscht? Wie viele E-Mails schlummern in den Katakomben von Eurem Postfach? Daten-Müll sammeln - das geht schnell. Wann wird das krankhaft und was sind simple Tipps für das schnelle Aufräumen? Das war auch Thema am Social-Media-Sonntag am 19. Juli mit Larissa Schmitz.

Ein unaufgeräumter Desktop
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Digitaler Messie: Der Drang zum Nicht-Löschen von Daten

20 Fotos vom gleichen Motiv, damit auch ja ein scharfes dabei ist. Die 19 unscharfen dann aber nicht löschen. Eine App seit über einem Jahr nicht mehr benutzt haben, aber sie trotzdem nicht deinstallieren - vielleicht brauche ich sie doch nochmal. In diesen Fällen spricht immer der digitale Messie in uns. Viele haben einen Drang zum sinnlosen Daten sammeln. Es ist einfach, solange der Speicher reicht und zum Löschen fehlt oft die Lust. Erkennt Ihr Euch wieder?

Daten sammeln - eine Krankheit?

Das digitale Horten, so nennen das Psychologen, ist ein relativ neues Phänomen. Vor vier Jahren hat sich der erste Patient damit in den Niederlanden in eine Klinik einliefern lassen. Er hat jeden Tag 1.000 Fotos mit seiner Digitalkamera gemacht und konnte nicht eins davon löschen.

Charles Benoy ist Verhaltenstherapeut in der Schweiz, an einer der wenigen Unis, die sich mit der Erforschung des Problems beschäftigt. Er hat eine Art Checkliste, die helfen kann herauszufinden, ob man sich beim eigenen Verhalten Sorgen machen sollte:

Als erstes sollte man sich fragen, ob es einem schwer fällt, digitales Material, das man nicht braucht zu löschen und ob man einen generellen Drang gegen das Löschen von digitalen Daten hat. Auch, wenn Ihr dem sortieren des Materials mehr Zeit zusteuert als Ihr eigentlich vorhattet, dann kann das ein Indiz sein.

Der Großteil von uns löscht wahrscheinlich nicht, weil er zu faul ist. Damit sind wir aber noch längst keine krankhaften digitalen Messies, sagt Benoy:

Solange es einen im Alltag weder beeinträchtigt oder belastet, ist es kein krankhaftes Verhalten. Es ist also kein Syndrom und auch überhaupt nicht schlimm.

Unaufgeräumt sein, ist vollkommen okay. Ihr könnt den roten Icon mit den 9.999 nicht gelesenen Mails auf dem Handy getrost so lassen. Wer doch denkt ein Problem zu haben, kann sich an die Deutsche Gesellschaft für Zwangsstörungen wenden, da gibt es ein Verzeichnis von Therapeuten, die Euch in der Nähe helfen können. Da könnt Ihr montags bis freitags zwischen 10 bis 12 Uhr um Auskunft bitten, unter der (040) 689 13 700.

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Tipps für das digitale Aufräumen

Wenn Ihr jetzt aber doch mal ein bisschen aufräumen wollt, aber überhaupt nicht wisst wie: Wir haben ein paar Tipps, mit denen Ihr die meisten Probleme am Smartphone und Computer in den Griff bekommt:

Mein Handy-Display ist voll mit Apps. Welche kann ich davon eigentlich löschen?

Bei den meisten Handys gibt es eine Übersicht, die anzeigt, wie oft man seine Apps nutzt. Daran könnt Ihr schon mal gut erkennen, welche Programme Ihr eigentlich nicht braucht, weil Ihr sie nie nutzt. Ihr könnt aber natürlich auch nach Inhalten gehen. Wenn Ihr zum Beispiel merkt, dass etwas Euch nicht gut tut - z.B. ständig den Drang haben ein Spiel zu spielen - Ihr es dann auch ständig macht, dann könnt Ihr diese App einfach mal deinstallieren und schauen wie es Euch damit geht.

Mein Handyspeicher ist immer voll, weil ich so viele Fotos mache. Wie bekomme ich da Ordnung rein?

Das geht ganz gut zu lösen, in dem Ihr Euch einmal in der Woche oder einmal im Monat hinsetzt und aussortiert, was die Woche oder den Monat über so angefallen ist. Videos aus Instagram-Stories zum Beispiel könnt Ihr ruhig einfach löschen, schließlich stehen die ja online, da müsst Ihr sie nicht länger aufbewahren.

Ich habe so viele Social-Media-Accounts - wie behalte ich den Überblick?

Nehmt die Plattform, auf der Ihr Euch am wohlsten fühlt. Das Problem ist dann häufig, dass Ihr die Freunde, die noch auf der anderen Plattform sind, nicht verlieren möchtet. Wenn es wirklich Freunde sind, dann kommen die entweder mit dahin, wo Ihr Euch wohlfühlt, oder Ihr bleibt eben auf eine andere Weise in Kontakt.

Mein Desktop sieht aus wie sau - wie entmülle ich den mal?

Einfach in Kategorien denken und diese Kategorien auch in Ordner umsetzen. Das macht schon Ordnung. Als nächstes muss man es dann einfach nur einsortieren, z.B. für jeden Monat einen Ordner anlegen und Fotos sowie Dokumente aus dem Monat dort abspeichern. Wenn Ihr einmal eine Ordnung geschaffen hat, dann bleibt die auch.


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