Studien aus Essen: Wie Social Media, WhatsApp & Videochats unsere Sprache und Kommunikation verändern

Textnachrichten und Kommentare in Social Media können Fremdsprachen sein. Abkürzungen, teilweise krumme Grammatik, Emojis, Slang-Wörter - unsere Sprache online ist oft ganz anders, als die Sprache, mit der wir uns sonst unterhalten. Wie beeinflussen Messenger und die sozialen Netzwerke unsere Kommunikation? Emojis sind Beziehungspflege, Textnachrichten sind beliebter als Videochats und wird die Sprache damit verhunzt? Das war auch Thema am Social-Media-Sonntag bei Radio Essen, am 21. November mit Moderatorin Larissa Schmitz.

Chatsprache mit Abkürzungen und Emojis bei Radio Essen
© Radio Essen/Larissa Schmitz

Uni Essen: Sprache in Textnachrichten bereichert

Sprachforscherinnen und -Forscher streiten, ob die Sprachentwicklung von Kindern durch WhatsApp und Instagram gestört wird. Von Germanisten der Uni Duisburg-Essen heißt es, die Sprache online bereichere unsere schriftliche Sprache. Sie sei ähnlich zu der direkten Kommunikation, bei der wir auch Sätze verkürzen oder nur mal Schlagworte benutzen und auch direkt fragen können, wenn wir etwas nicht verstehen. Bei Zeitungsartikeln und Büchern zum Beispiel, die sich an alle Grammatikregeln halten, kann man oft nicht direkt zurückfragen, die brauchen also klare Texte und eine klare Sprache.

Chatsprache erweitere aber für Prof. Dr. Michael Beißwenger und Dr. Steffen Pappert von der Uni Essen wieder den Zugang zur Schriftsprache und kreiere neue Ausdrucksmittel. In Zusammenarbeit mit Schulen und Eltern, die trotzdem auf den korrekten Gebrauch achten, sei es nicht unbedingt als störend für die Sprachentwicklung zu sehen, heißt es im Interview mit Radio Essen.

© Radio Essen/Larissa Schmitz

Emojis - Nicht nur emotionales Beiwerk

Mancher Sprachforscher oder manche Sprachforscherin belächelt die Emojis und hält sie für eine Spielerei. Doch die Germanisten von der Uni Essen sehen darin viel mehr. Emojis in Textnachrichten, egal ob alleinstehend oder zusammen mit Text, haben sich weltweit durchgesetzt. Sie sichern eine bestimmte emotionale Einordnung einer Nachricht und sichern das Verständnis. Sie ersetzen nicht nur die fehlende Mimik oder Gestik online, sondern werden häufig zur Beziehungspflege genutzt, als selbstverständliches Ausdrucksmittel, heißt es weiter.

© Radio Essen/Larissa Schmitz

Textnachrichten schaffen mehr Nähe als Videocalls?

Eine weitere Studie der Uni Duisburg-Essen hat in der Corona-Pandemie festgestellt, dass viele Menschen durch Videochats weniger soziale Nähe gespürt haben, als durch regelmäßige Textnachrichten. Das hat die Studie der Sozialpsychologin Prof. Dr. Nicole Krämer gezeigt. Die Sehnsucht nach realem Kontakt Faceo-to-Face sei dadurch bei vielen nur noch größer geworden. Kurze Textnachrichten über den Tag verteilt, habe vielen das Gefühl gegeben, eher gemocht zu werden, bzw. dass andere an einen denken oder man selbst am Leben der anderen Anteil habe.

© Radio Essen/Larissa Schmitz

Schriftlicher Notruf per Nora-App in Essen

Die Nora App bietet die Möglichkeit Notrufe schnell und einfach an Feuerwehr und Polizei Essen zu senden.
Die Nora App bietet die Möglichkeit Notrufe schnell und einfach an Feuerwehr und Polizei zu senden.© Radio Essen/Larissa Schmitz
Die Nora App bietet die Möglichkeit Notrufe schnell und einfach an Feuerwehr und Polizei zu senden.
© Radio Essen/Larissa Schmitz

Seit dem Sommer arbeitet die Feuerwehr bundesweit mit der Nora-App. Eine App, über die Notrufe getätigt werden können, vor allem gut für Hörgeschädigte, die sonst per Telefonanruf oder Fax eher Schwierigkeiten hatten. In der App werdet Ihr durch einzelne schnelle Fragen geleitet, zum Beispiel, um welche Art von Notruf es sich handelt, ein Feuer, ein Verbrechen oder braucht Ihr einen Rettungswagen? Dann gibt es Fragen, um die Lage einzuschätzen, also zum Beispiel, was brennt, wie hoch ist das Gebäude, sind Personen betroffen usw. Wenn der Notruf verschickt ist, taucht er sofort im System der Leitstelle auf, die dann ggf. noch über einen Chat Rückfragen stellen kann und dann sofort Einsatzkräfte schickt. Die Feuerwehr Essen nutzt die App auch und zeigt mit einem kurzen Erklärvideo, wie die Nora App funktioniert.

Die Nora App gibt es im App-Store für Iphones und bei Google Play für die Android-Handys. Wenn Ihr die App dann habt, ist es wichtig, Euch zu registrieren und einige Angaben zu Eurer Person zu machen. So tauchen die Daten bei jedem Eurer Notrufe direkt im System von Polizei und Feuerwehr auf, was wichtige Rückfragen umgeht und damit wichtige Zeit spart.

Die Feuerwehr Essen erklärt in diesem Video, wie die Nora App für Notrufe funktioniert.

Top Abkürzungen und Slang-Wörter der Online-Sprache

Viele von uns kennen das Gefühl der Faulheit, was einen überkommt, wenn es darum geht, lange Textnachrichten zu tippen. Manch einer greift dann gerne zur Sprachnachricht oder wirft mit Abkürzungen um sich. Wer kennt nicht das berühmte "k", um nicht zwei elende Buchstaben tippen zu müssen, wie "ok"? Viele Abkürzungen stammen noch aus der Zeit der begrenzten Zeichen für eine SMS oder bei Twitter. Und viele Abkürzungen sind aus dem Englischen entstanden und gelten als offzielle Chat-Abkürzungen.

  • ASAP = as soon as possible = so bald wie möglich
  • FYI = for your information = zur Info oder nur, damit du es weißt
  • Wg? = Wie geht's?

Außerdem gibt es auch noch etwas aus dem Ruder laufende Abkürzungen, die von ihrer Länge schon gar keine Kürze mehr bieten. Wie "bidunowa", was meint: "Bist du noch wach?"

Eine weitere beliebte Abkürzung ist "nh". Kommt zum Beispiel gerne mitten im Satz vor: "Ich hab mir nh Pause gegönnt." Meint einfach nur den abgekürzten Artikel "Ich hab mir EINE Pause gegönnt." Warum es nicht "ne" heißt, wie man es auch oft sagt, das ist ein ungeklärtes Rätsel. Am Ende einer Frage verstärkt "nh" die Frage: "Das Spiel war cool, nh?" Das meint: "Das Spiel war cool, ne?" Manche Abkürzung bleibt seltsam, so wie bestimmte Slang- oder Jugendwörter, die wir ebenfalls viel in der Online-Sprache vertreten haben.

Das Jugendwort des Jahres 2021 gehört dazu: "Cringe", was das Fremdschämen und deshalb erschaudern meint. "Banalverkehr" ist auch ein schönes Wort. Das bezeichnet einen langweiligen Chatverlauf. "Exting" heißt per Textnachricht mit jemandem Schluss machen. Und dann gibt es noch "wayne". Das wird gern genutzt für "Wayne interessiert's?", um eben genau das zu sagen: Wen juckts? Warum jetzt "wayne"? Das ist einfach eine Anlehnung an den amerikanischen Schauspieler John Wayne, aber eine konkrete Verbindung gibt es wohl nur durch den Wortlaut, nicht aber durch die Person.

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