Ukraine-Krieg: Warum in Essen nicht alle Spenden sinnvoll sind

Der Krieg in der Ukraine hat schnell eine großzügige Spendenbereitschaft in Essen hervorgerufen. Aber nicht alle Spenden sind hilfreich.

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© Bastian Haumann / FUNKE Foto Services

Lager in Essen sind voll: Keine Sachspenden mehr benötigt

Gegenüber Radio Essen haben viele Betroffene erzählt, wie es Ihnen mit dem Krieg geht. Tetjana zum Beispiel erzählt von ihrem Vater, der noch in der Ukraine lebt und als Arzt arbeitet. Der Dozent Oleg erzählt von seinen Eltern, um die er sich sorgt. Geschichten wie diese machen betroffen und wecken Mitgefühl mit den Menschen, die vor dem Krieg fliehen.

Viele möchten den Menschen helfen. Aber wie geht das? Solidarität zeigt sich auf Mahnwachen oder Friedensaktionen wie an der Gesamtschule in Holsterhausen. Und dann gibt es viele Hilfsaktionen, mit denen den Menschen in oder aus der Ukraine schnell und unbürokratisch geholfen werden soll. Der FC Kray zum Beispiel hat innerhalb weniger Tage so viele Sachspenden gesammelt, dass er die Sammlung frühzeitig beenden musste. Die Hilfstransporter konnten sich innerhalb weniger Tage vollbeladen mit Decken, Nahrung und Kleidung auf den Weg an die Polnisch-Ukrainische Grenze machen, wo die Hilfsgüter an die Menschen verteilt werden konnten. Rund zwei Wochen nach Beginn des Krieges und der daraus resultierenden Fluchtbewegung bitten viele Hilfseinrichtungen aber darum, von Sachspenden abzusehen.

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Wie Flüchtlinge aus der Ukraine in Essen versorgt sind

Ortsbesuch am Kloster in Schuir: Zwischen der A52 und der Ruhr hinter Werden liegt das große, weiße Gebäude. Rund 400 Geflüchtete sind hier untergebracht. Etwa 15 Mitarbeitende kümmern sich hier um die Menschen. Sie helfen ihnen, Formulare auszufüllen, den Weg in die Stadt zu finden oder geben Gutscheine für Arztbesuche oder Lebensmittel aus - und sie sammeln und verteilen Spenden. Das nimmt im Moment aber mehr Arbeit ein, als dem Team lieb ist.

Eine von den Mitarbeitenden ist Gamze. Seit Beginn des Krieges ist sie selten weniger als 12 Stunden bei der Arbeit.

"Die Lager sind voll, die Hilfsbereitschaft ist gigantisch." Gamze von der Caritas im Radio Essen-Interview

Im Gespräch mit unserem Radio Essen-Stadtreporter erzählt Gamze, dass die Lager im Kloster am Schuirweg voll sind. Insbesondere bei den Kleidungsstücken kommen die Mitarbeitenden kaum hinterher, die Hemden, Hosen und Jacken zu sortieren und entsprechend verteilen zu können. "Auch unser Lebensmittellager haben wir jetzt Gott sei Dank unter Kontrolle", erzählt die Helferin. "Jetzt können wir speziell die Lebensmittel aufschreiben, die wir noch benötigen."

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Gamze von der Caritas in Essen koordiniert u.a. die Spenden für die Geflüchteten aus der Ukraine. © Radio Essen / Fabian Schulenkorf
Gamze von der Caritas in Essen koordiniert u.a. die Spenden für die Geflüchteten aus der Ukraine.
© Radio Essen / Fabian Schulenkorf

Stadt Essen: Von Sachspenden bitte absehen!

Wer Spenden zum Kloster in Schuir bringt, wird damit nicht wieder nach Hause geschickt - auch, wenn diese nicht unbedingt benötigt werden. Aber die Essenerinnen und Essener werden höflich gebeten, sich beim nächsten Mal vorher zu erkundigen, was die Hilfseinrichtungen wirklich benötigen. Phasenweise haben die Mitarbeitenden an den Einrichtungen sonst mehr Arbeit mit den Sachspenden, als dass sie die Utensilien gebrauchen könnten. Es gibt aber auch Menschen, die kein Verständnis dafür aufbringen und beleidigt wieder von Dannen ziehen, wurde unserem Radio Essen-Stadtreporter erzählt. Von selbst organisierten Hilfe-Aufrufen via WhatsApp zum Beispiel, halte man in den Hilfseinrichtungen nicht viel.

Auch die Stadt Essen bittet darum, dass an ihren Stellen keine weiteren Sachspenden mehr abgegeben werden. Ebenso wie die Caritas würde die Stadt auf ihren Seiten melden, wenn und welche Sachspenden benötigt werden.

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Sachspenden: Was in Essen benötigt wird

"Wir benötigen keine Schokolade mehr für die Kinder", erklärt Gamze von der Essener Caritas im Radio Essen-Interview. Auch mit Keksen oder Hartweizenprodukten sei die Einrichtung bestens versorgt. Im Moment (Stand 10. März) werden Waschmittel, Weichspüler und Wasser in Flaschen (ohne Sprudel) benötigt.

Am sinnvollsten seien im Moment Geldspenden, sagen viele Helferinnen und Helfer. Damit können zum einen Tankfüllungen für die Transportfahrzeuge bezahlt werden und Hilfsgüter wie Lebensmittel gezielt eingekauft werden. Unter anderen der Essener Unternehmer Thomas Schiemann kümmert sich darum, dass Nahrungsmittel LKW-weise in die Ukraine gebracht werden. Andere Sachspenden stapeln sich an der Grenze, erzählt er im Radio Essen-Interview.

Aktion Lichtblicke bei Radio Essen – Gemeinsam für den Frieden

Die Aktion Lichtblicke möchte ebenfalls ihren Beitrag leisten und die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine finanziell unterstützen. Unter dem Motto "Aktion Lichtblicke – Gemeinsam für den Frieden" wird für Menschen in und aus der Ukraine gesammelt. Ihr könnt dabei mit wenigen Klicks mithelfen.

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