Radio Essen-Talk: Wie wird der Corona-Sommer 2022?

Zu früh gefreut? Erst gingen die Corona-Zahlen auch bei uns in Essen klar nach unten, seit einigen Tagen scheint dieser Trend gebrochen zu sein - und sich vielleicht sogar umzukehren. Im Radio Essen-Talk klären wir mit bekannten Experten die wichtigsten Fragen.

zinn-grundmeier-pflug-corona-talk-radio-essen
© Radio Essen / Fabian Schulenkorf

Corona-Talk: Radio Essen stellt wieder Eure Fragen

Die Entwicklung kommt einem irgendwie bekannt vor: Ende Februar gehen die Corona-Zahlen zurück, die ersten Lockerungen werden umgesetzt - und kurz darauf gehen die Zahlen wieder hoch. Ähnlich wie letztes Jahr - nur mit sehr viel höheren Zahlen und in dem Jahr, in dem selbst vorsichtige Experten wie Christian Drosten ein Ende der Pandemie zumindest für absehbar hielten. Wie geht es nun weiter?

Radio Essen hat Eure Fragen an zwei anerkannte Essener Experten gerichtet: Am Dienstag, den 15.03. waren von 18 bis 19 Uhr wieder Dr. Andreas Grundmeier, der Corona-Einsatzleiter und Klinikdirektor für Notfall- und Intensiv-Medizin der Kliniken Essen-Mitte, und Dr. Georg-Christian Zinn, der Krankenhaus-Hygieniker und ärztliche Direktor von Bioscientia/Zentrum für Hygiene, zu Gast bei Radio Essen. 

Corona in Essen: Endet die Pandemie dieses Jahr?

In unserem letzten Talk waren sich die Experten einig: Wir sind auf einem guten Weg. Aber: Ist das noch so? Kommen die Lockerungen nicht zu früh? Drohen wir, uns alles Erreichte in den nächsten Wochen wieder kaputt zu machen? Werden wir auch im Sommer weiter Maske tragen und an Teststationen Schlange stehen? Oder brauchen wir alle irgendwann eine vierte Impfung?

Ihr konntet uns auch Eure Fragen stellen und wir haben sie an die Experten weitergegeben. Daniel aus Katernberg hat zum Beispiel gefragt, wie viele Impfungen wir denn noch bekommen und Anja aus Bochold wollte wissen, ob unsere Kinder im Winter wieder mit dicken Jacken in den Schulen sitzen, weil die Politik verfehlt hat, im Sommer zu reagieren. Hört die Antworten im Radio Essen-Talk!

Radio Essen Corona-Talk: Maske und Impfung

"An den Masken sollten wir noch festhalten", sagt Dr. Andreas Grundmeier, der Corona-Einsatzleiter und Klinikdirektor für Notfall- und Intensiv-Medizin der Kliniken Essen-Mitte im Radio Essen-Talk. Damit beantwortet er die Frage von Sascha aus Frintrop, wann denn die Masken wegfallen. Der Hygieniker Dr. Georg-Christian Zinn ergänzt: "Die Maske ist DIE Waffe gegen die Pandemie." Eine FFP2-Maske schütze zu rund 90% vor einer Corona-Infektion. Dabei warnen sie: Im Netz findet man, was man finden will." Die Experten halten daran fest: Wenn eine Maske richtig getragen wird, schützt sie eine:n selbst und andere nicht nur vor dem Corona-Virus, sondern auch zum Beispiel vor dem Grippe-Virus. "Die Grippe-Welle ist dieses Jahr wieder ausgeblieben", so der Hygieniker Dr. Zinn.

"Mittlerweile kennt jeder jemanden, der oder die Corona-positiv war", erzählt Radio Essen-Moderator Christian Pflug aus seiner eigenen Erfahrung. "Was nutzt da die Impfung? Das fragen uns auch viele Hörerinnen und Hörer." Dazu meint Dr. Andreas Grundmeier, dass durch die Impfung die Verläufe insgesamt milder sind. Im Gegensatz zum Anfang der Pandemie lägen Menschen jetzt zum Teil nur noch drei, vier Tage im Krankenhaus. Dr. Zinn ergänzt, dass gerade Menschen aus den Risikogruppen immer noch stark gefährdet sind und warnt, dass pro Woche immer noch rund 1000 Menschen an der Omikron-Variante sterben.

Radio Essen Corona-Talk: Neue Deltakron-Variante und die zuverlässigsten Tests

Bei den Tests gibt es große Unterschiede. "PCR ist aber der Goldstandard", versichert der Hygieniker Dr. Zinn. Er gibt aber auch zu bedenken: "Bei den Tests gibt es große Unterschiede." Die könne man zum Beispiel online nachschauen. Und bei der Durchführung solle man beachten: Gerade bei einer Omikron-Infektion erreicht man ein zuverlässiges Ergebnis, je tiefer der Abstrich im Nasen- oder Rachenbereich durchgeführt wird. Der Spucktest sei eher die "zweitbeste Lösung".

Gibt es dabei Unterschiede zwischen Delta und Omikron? Dazu sagen die Experten: Von allen durchgeführten PCR-Tests werden fünf bis zehn Prozent sequenziert um herauszufinden, welche Variante oder sogar welche Subvariante wie verbreitet ist. Die Omikron-Subvariante BA2 sei derzeit auf dem Vormarsch. Hinzu kommt der neue Subtyp Deltakron. Das ist eine Mischung aus Delta und Omikron: Die Variante ist so ansteckend wie Omikron und kann im Verlauf so schwer sein wie Delta.

© Radio Essen

Radio Essen Corona-Talk: Impfpflicht, die vierte Impfung und Schulen

Bei manchen gibt es noch immer Bedenken bei der Corona-Impfung. Wichtig seien "immer zwei Wochen Abstand und, dass die zu impfende Person keine Symptome hat", erklärt Dr. Grundmeier dazu. "Vorsichtig solle man bei Allergien sein", ansonsten gäbe es kaum Bedenken, unter anderem da MRNA-Impfstoffe haben keine Inhaltsstoffe haben, die Allergien auslösen. Beim Totimpfstoffen wie Novavax hofft Dr. Zinn darauf, dass sich dadurch mehr Menschen gegen Corona impfen lassen: "Je mehr Impfstoffe da sind, desto mehr Bürgerinnen und Bürger kann ich ansprechen."

"Impfen ist der Game-Changer, um eine tödliche Erkrankung beherrschbar zu machen." Dr. Zinn im Radio Essen-Talk

Daniel aus Katernberg fragt: Wie oft sollen wir uns denn noch impfen lassen? Dr Grundmeier reagiert darauf locker: Wir sind alle geimpft, sei es gegen Pocken oder Tetanus und dann lassen sich viele immer noch regelmäßig gegen die Grippe impfen. Daher solle man sich auch nicht von mehreren Corona-Impfungen abschrecken lassen.

Radio Essen Corona-Talk: Steigende Infektionszahlen und Lockerungen

"Je mehr Menschen nicht geimpft sind, desto größer ist auch die Gefahr für die Menschen, die sich nicht impfen lassen können." Aus der Erkenntnis hofft Dr. Zinn, dass sich mehr Menschen impfen lassen um sich selbst und andere zu schützen. Daneben hofft er auf neue Medikamente und Präparate, die gegen eine Corona-Erkrankung helfen - insbesondere für diejenigen, die sich nicht impfen lassen können. Für die sei eine Corona-Infektion mittlerweile nämlich unumgänglich.

Und wie sieht es mit den steigenden Infektionszahlen an den Krankenhäusern aus? Wegen der hohen Infektionszahlen sagt Dr. Grundmeier, soll es an den Kliniken Essen-Mitte mindestens in den nächsten drei Wochen keine Lockerungen geben. Mit dem Frühling hofft er auf einer Erleichterung durch sinkende Corona-Zahlen. Eine Belastung sieht er darin, dass viele Mitarbeitende ausfallen, weil sie krank sind, werden oder in Quarantäne müssen. Insbesondere an den Kliniken würden viele Frauen arbeiten und da würde noch immer häufig das klassische Rollenverständnis herrschen, dass Mütter in Fällen von Quarantäne für Kinder zu Hause bleiben würden, so Dr. Grundmeier von den Kliniken Essen Mitte. Und sollte eine Person aus dem Team an Corona erkrankt sein, sei eine sogenannte "Freitestung" sieben Tage nach der Infektion plus eine Zeitspanne von 24 Stunden ohne Symptomen möglich.

Zum Schluss stellt Christian Pflug noch die Frage nach dem Ausblick in die Zukunft: "Wir werden ganz sicher über steigende Infektionen und über neue Varianten sprechen", so die Gesundheitsexperten. Dann werdet Ihr das wieder bei Radio Essen hören.  

© Radio Essen

Radio Essen: Mehr Corona-Infos und der letzte Talk zum Nachhören

Weitere Meldungen

skyline