Radio Essen-Talk: Aktuelle Lage zum Coronavirus mit der Stadt Essen und einem Virologen der Uniklinik Essen

Die Zahl der Corona-Fälle in Essen und auch bundesweit steigen immer weiter an. Essen ist Corona Hotspot mit über 50 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern. Wie schlimm ist die Lage bei uns in Essen und was können wir tun, damit die Zahlen wieder sinken? Darüber haben wir im Radio Essen-Talk gesprochen, diskutiert und Eure Fragen beantwortet.

Radio Essen-Talk zur aktuellen Corona-Lage in Essen mit Gesundheitsdezernent Peter Renzel (links) und Virologe der Uniklinik Mirko Trilling. Moderator: Christian Pflug
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Coronavirus bleibt gefährlich, auch in Essen

Die Corona-Zahlen in Essen und auch bundesweit steigen immer weiter an. Essen hat den Inzidenzwert von 35 überschritten und seit dem Wochenende auch den Hotspot-Wert von 50 Coronafällen pro 100.000 Einwohnern. Die Stadt Essen hat deswegen neue Regeln beschlossen, die seit dem 12. Oktober gelten.

Der Virologe der Uniklinik in Holsterhausen Mirko Trilling betont im Talk noch einmal, dass das Virus immer noch so gefährlich ist, wie noch im März. Wenn wir uns nicht an die Maßnahmen und Hygieneregeln halten, dann sei es nicht unwahrscheinlich, dass wir wieder ähnliche Zustände bekommen, wie vor dem Lockdown. Aktuell entstehen viele Ansteckungen durch private Treffen und kleinere Feiern, weil viele Menschen wieder lockerer miteinander umgingen. Deshalb stecken sich auch immer wieder jüngere Essener mit dem Coronavirus an, sagt Trilling.

Auch eine Immunität, wenn man die Covid-19-Erkrankung überstanden hat, kann der Virologe nur bedingt bestätigen. Es gibt viele Studien dazu, aber die Ergebnisse seien sehr unterschiedlich und oft dadurch nicht eindeutig, wie lange und stark eine Immunität wirklich ist.

Sind die Maßnahmen in Essen ungerecht und nicht nachzuvollziehen?

Dieser Kritik stellt sich Gesundheitsdezernent der Stadt Essen Peter Renzel im Talk. Er kann verstehen, dass viele Essener nicht ganz nachvollziehen können, warum draußen nur 6 Personen zusammen sein dürfen, drinnen aber bei einer privaten Feier bis zu 25. Warum dürfen in ein Fußballstadion nur 300 Zuschauer, aber beispielsweise 9.000 Besucher pro Tag zur Essen Motor Show? Warum darf es dann bei anderen Sportveranstaltungen keine Zuschauer geben?

Renzel betont, dass es dabei immer auf die organisatorischen Möglichkeiten ankomme. Ein Stadion oder die Messe Essen sind größer und können umfangreiche Hygienekonzepte erarbeiten. Bei der Messe könnten beispielsweise auch die Zuflüsse der Besucher besser geleitet werden, als im Stadion in Bergeborbeck. Oder in kleinen Sporthallen stehen Zuschauer viel zu eng aneinander beim Anfeuern, heißt es. Manche Regeln sind auch für die Stadt nicht immer plausibel, aber sind von Bund und Land vorgeschrieben und werden dementsprechend auch umgesetzt.

Die Stadt Essen schaut sich aber alle Bedingungen und geplanten Veranstaltungen immer wieder aufs Neue an. Dreimal die Woche sitzen sie zusammen, sagt Renzel. Dann werden die Regeln immer wieder angepasst, sodass sie im Verhältnis bleiben. So kann es auch noch diese Woche sein, da NRW gerade an einer neuen Corona-Verordnung arbeitet. So soll für ganz NRW gelten, dass sich nur 5 Personen aus verschiedenen Haushalten treffen dürfen, in Essen sind es bisher noch 6. Das könnte dann die nächsten Tage angepasst werden. So kann es auch sein, dass große Veranstaltungen, wie die Motor Show doch noch kurzfristig kleiner ausfallen muss oder abgesagt wird. Das sei immer noch alles offen, heißt es im Talk.

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Beherbergungsverbot sorgt für Verwirrung

Gesundheitsdezernent Renzel hält nicht viel vom Beherbergungsverbot, gibt er im Radio Essen-Talk zu. Es sei undurchsichtig und schwanke mit jedem Tag, genauso wie die Inzidenzwerte täglich hin und her schwanken. Die Bundesländer mit Beherbergungsverbot würden die Zahlen auch alle unterschiedlich berücksichtigen und veröffentlichen. In dem einen Land kann Essen heute als Hotspot gelten, im anderen schon wieder nicht. Deshalb gibt es in ganz Deutschland große Kritik an dem Verbot. Die Stadt hofft darauf, dass es bald eine neue Entscheidung von Bund und Ländern dazu gibt.

Auch die für das Beherbergungsverbot nötigen Corona-Tests haben für Verwirrung gesorgt und halten die Stadt auf Trab. Die aktuelle Regelung dazu findet Ihr hier.

Für mehr Antworten zur aktuellen Corona-Lage in Essen könnt Ihr die beiden Talkstunden hier nachhören.

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