Radio Essen: Experten-Sendung rund um Corona mit Euren Fragen

Das alltägliche Leben in Essen wird aktuell immer mehr eingeschränkt, um das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus so gering wie möglich zu halten. Die Fälle steigen, viele Einrichtungen schließen, so gut wie alle Veranstaltungen sind abgesagt. Dazu bleiben aber noch viele, viele Fragen offen. In einer Sondersendung haben wir am Mittwoch, 18. März von 17.00 bis 19.00 Uhr viele Eurer Fragen beantwortet.

Peter Renzel, Gesundheitsdezernent der Stadt Essen, Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Mirko Trilling vom Institut für Virologie am Universitätsklinikum Essen, Juliane Böttcher, Leiterin des Essener Gesundheitsamtes und Thomas Lembeck, Leiter der Essener Feuerwehr bei der Corona-Sondersendung bei Radio Essen
© Silke Lenz / Stadt Essen

Ihr habt den Experten bei Radio Essen Eure Fragen gestellt

In der Sondersendung haben wir Eure Fragen rund um das Corona-Virus, die Auswirkungen für uns in Essen und zu aktuellen Entwicklungen beantwortet. Dazu haben wir Experten geladen, in ein extra desinfiziertes Studio. Das waren unsere Gäste:

  • Peter Renzel, Gesundheitsdezernent der Stadt Essen
  • Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Mirko Trilling vom Institut für Virologie am Universitätsklinikum Essen
  • Juliane Böttcher, Leiterin des Essener Gesundheitsamtes
  • Thomas Lembeck, Leiter der Essener Feuerwehr

Täglich ändern sich Rahmenbedingungen, immer wieder müssen wir umdenken. Emotionen schwanken zwischen Interesse und Langeweile, Panik und Verzweiflung. Viele Menschen in Essen machen sich große Sorgen – um die Gesundheit ihrer älteren oder kranken Angehörigen, aber auch um ihren Arbeitsplatz, Ihre Einkünfte, die Zukunft. Wir haben Eure Fragen gesammelt und so viele wie möglich an die Experten im Studio weitergeben.

Hier könnt Ihr die Sendung in voller Länge nachhören:

© Christian Pflug / Radio Essen
© Christian Pflug / Radio Essen

Zu Hause bleiben und wenige Kontakte zu anderen Menschen

Bleibt zu Hause und meidet Kontakte mit anderen Menschen – das war der eindringliche Appell aller unserer Gäste zu Beginn der Diskussion. Gesundheitsdezernent Peter Renzel betonte, dass die Stadt die Verbote so umsetzt, wie es das Land NRW vorgibt. Restaurants müssten grundsätzlich geschlossen bleiben, Supermärkte, Baumärkte und Sonnenstudios beispielsweise könnten öffnen. Der Virologe Mirko Trilling vom Uniklinikum Essen ergänzte, dass wir erst in ein bis zwei Wochen wissen werden, ob die aktuellen Maßnahmen den gewünschten Effekt haben und die Neuinfektionen zurückgehen. Nur wenn die Menschen die bestehenden Regeln beherzt umsetzten, könne man weitere Einschränkungen im täglichen Leben vermeiden.

Auf die Frage, warum man nicht einfach alle Menschen in Essen mit Atemschutzmasken ausrüstet, hatte der Virologe eine klare Antwort: Die Masken sollten eigentlich von den Infizierten getragen werden und nicht von den Gesunden. Alle Menschen mit Atemschutzmasken zu versorgen, funktioniere nicht. Wichtig sei es, auch in geöffneten Geschäften Abstand zu Anderen zu halten.

Wie Corona-Tests ablaufen bei uns in Essen

Eine weitere Frage einer Hörerin war es, warum man in Essen vergleichsweise schwer an die Corona-Tests komme. Juliane Böttcher vom Gesundheitsamt der Stadt erklärte, wie so ein Test abläuft: Man meldet sich am Bürgertelefon, dort wird besprochen, ob ein Test sinnvoll ist. Man teste bei Menschen, die Symptome aufweisen, aus Risikogebieten kommen oder Kontakt zu einem Kranken hatten. Die Stadt Essen müsse die Ressourcen gut nutzen, man habe nicht unbegrenzt Tests zur Verfügung. Feuerwehrchef Thomas Lembeck ergänzte, dass die Feuerwehr zu einem nach Hause kommt, wenn ein Test durchgeführt werden soll. Der Abstrich werde dann an einen Virologen weitergereicht, das Ergebnis wird per Telefon zurückgemeldet.

Die Corona-Infektion wird in der Regel beim Sprechen, Husten oder Niesen übertragen (Tröpfcheninfektion), erklärte der Virologe Mirko Trilling. Corona-Viren, die an Gegenständen haften, würden nur selten eine Infektion auslösen. Fragen können wir alle am Bürgertelefon der Stadt stellen (0201 / 123 8888), dort sitzen inzwischen 14 Mitarbeiter und versuchen Antworten zu geben, hieß es vom Gesundheitsamt. Der Feuerwehrchef ergänzte, dass die Notrufnummer 112 nicht für Fragen zum Corona-Virus gedacht ist, sondern für akute Notfälle.

Ordnungsamt hat mehr Personal im Einsatz

Ob es eine Ausgangssperre bei uns in NRW geben wird, hängt davon ab, wie sich die Fallzahlen weiter entwickeln und ob sich die Menschen an die aktuellen Regelungen halten, war man sich einig. Es ist ärgerlich, wenn man von privaten Corona-Partys hört, weil die Diskotheken und Bars zu sind, sagte der Gesundheitsdezernent. Das sei eine Dummheit, das Ordnungsamt schicke zehn zusätzliche Teams auf die Straße, um zum Beispiel Restaurants und Spielplätze zu kontrollieren.

Eine Hörerin interessierte sich dafür, ob sie im Fall einer Quarantäne mit ihrem Hund weiter Gassi gehen dürfte. Die klare Antwort war: Nein. Wenn sich kein Bekannter oder Angehöriger finde, müsse der Hund für zwei Wochen im Tierheim versorgt werden. Eine andere Hörerin fragte nach den Gefahren für Schwangere. Hier gibt es noch keine abschließende Antwort, sagte der Virologe Mirko Trilling. Fieber sei grundsätzlich schlecht in einer Schwangerschaft, andererseits kämen Kinder mit dem Corona-Virus in China am besten klar. Bei der weiteren Frage, ob man andere geplante Operationen im Moment verschieben sollte, verwies der Virologe auf den zuständigen Arzt, der dies im Einzelfall klären müsse. Grundsätzlich bereite man sich am Uniklinikum auf das Schlimmste vor, ggf. auch mit zusätzlichen Zelten, um mehr Patienten behandeln zu können. Man hoffe aber, dass dies nicht notwendig werde.

Weitere Hörerfragen in Kürze von Gesundheitsdezernent Peter Renzel beantwortet:

  • Bekommen Hartz-IV-Empfänger eine Zulage, um sich mit Lebensmitteln und Desinfektionsmitteln einzudecken? Nein, da die Supermärkte ganz normal geöffnet haben.
  • Was passiert im Fall einer Ausgangssperre mit den Obdachlosen? Die Versorgung ist sichergestellt, es gibt Notschlafplätze.
  • Werden Kita-Gebühren zurückerstattet? Erstmal müssen die Gebühren weiterhin normal gezahlt werden. Ob es zu einer späteren Rückerstattung kommt, ist noch nicht klar.

Virologe Mirko Trilling von der Uniklinik wollte keine genauen Zahlen veröffentlichen, wie viele Menschen mit einer Corona-Erkrankung in den Essener Krankenhäusern liegen. Noch sei die Versorgung gut zu schaffen, die Patientenzahlen sollten aber möglichst nicht weiter ansteigen. Medizin-Studenten und kürzlich pensionierte Ärzte und Klinikmitarbeiter würden aushelfen. Wichtig sei es, dass die Notaufnahmen der Krankenhäuser in diesen Zeiten wirklich für Notfälle frei blieben. Juliane Böttcher vom Gesundheitsamt ergänzte, dass nur vereinzelt Corona-Patienten in den Essener Krankenhäusern seien. Die meisten Infizierten seien mittleren Alters und oft in den Alpen im Skiurlaub gewesen. Ihre Symptome seien meist mild und sie würden zuhause in Quarantäne sein. Eine gewisse Dunkelziffer bleibe nicht aus. Es seien nur wenige ältere Menschen in Essen infiziert.

Virologe rechnet mit Entspannung der Lage im Sommer

Für die Zukunft ist der Virologe Mirko Trilling von der Uniklinik vorsichtig optimistisch: Tierversuche hätten gezeigt, dass es nach einer Corona-Infektion für eine gewisse Zeit eine Immunität gibt und man sich nicht wieder ansteckt. Der Sommer und die Wärme würden außerdem helfen, die Viren zu zerstören. Die Corona-Viren seien allerdings länger aktiv als die bekannten Influenza-Viren. Weltweit laufe die Forschung nach einem Impfstoff. Die Bevölkerung müsse langsam eine Immunität aufbauen. Wenn es gut läuft, würden in einigen Wochen vielleicht schon mehr Corona-Patienten aus den Krankenhäusern entlassen als neu aufgenommen. Wann es vorbei ist, könne man aber nicht genau sagen. Für die Zukunft lasse sich lernen, dass die Hygienemaßnahmen auch bei normalen Grippe-Viren in anderen Wintern helfen würden. Gut wäre es auch, wenn die Impf-Skepsis bei den Menschen abnehmen würde.

Hier findet Ihr außerdem viele Meldungen zu den aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus in Essen.


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