Dating Apps in Essen: Wo daten die Essener und was Online-Dating mit uns macht

Dating Apps boomen weltweit und auch bei uns in Essen. Corona und Lockdown fördern die Nutzung seit Monaten extrem. Bei vielen Anbietern sind die Nutzungsdauer und Gespräche um ein Vielfaches gestiegen. Aber die richtige Dating App zu finden, die zu einem passt, ist wie mit der Stammkneipe. Die Leute müssen passen, die Umgebung und die Atmosphäre. Wir haben mit Paaren und Singles gesprochen: Was brauchen Dating Apps? Was sind NoGos und was machen sie mit unserem Selbstvertrauen? Das war auch Thema am Social-Media-Sonntag bei Radio Essen am 20. Dezember 2020 mit Larissa Schmitz.

Dating Apps in Essen

Dating Apps: Wo und wie datet Essen?

Dating Apps und Online-Dating sind unglaublich vielfältig. So sind auch in Essen viele auf verschiedenen Apps unterwegs. Schon vor Corona war Kennenlernen online ganz hoch im Kurs und immer mehr Paare kommen darüber zusammen. Egal ob jung oder alt, 2019 hat schon jeder dritte Deutsche ab 30 Jahren Dating Apps und Portale genutzt. Die Tendenz steigt.


Dating per App: Ein stumpfes Videospiel

Für den Social-Media-Sonntag bei Radio Essen haben wir mit einigen Usern von Dating Apps aus Essen über die moderne Art des Kennenlernens online gesprochen. Julia aus dem Ostviertel und ihr Freund Stefan sind seit knapp einem Jahr zusammen und haben sich gleich über zwei Apps parallel kennengelernt, bei Tinder und OkCupid. Für beide gehören Dating-Portale mittlerweile zum Dating-Alltag. Stefan sieht es zwar auch wie ein stumpfes Videospiel, wo einfach nur hin und her gewischt wird, aber findet es gut, dass er dadurch schneller herausfinden kann, ob jemand zu ihm passt oder nicht.

Julia sieht das ähnlich. Durch die Profiltexte in den Apps können klare Ansagen gemacht werden, was sie sucht, egal ob feste Beziehung oder nicht. Außerdem erzählt sie im Radio Essen-Interview, dass Dating Apps Beziehungen und Kontakte ermöglichen, die sie sonst vielleicht niemals gehabt hätte. Das liegt oft an den verschiedenen Kreisen, in denen sich die User im realen Leben bewegen oder daran, dass sie in verschiedenen Städten leben und sich so vielleicht niemals durch Zufall getroffen hätten.

Stefan und Julia erzählen hier in einer Art Mini-Podcast von ihrem ersten realen Treffen, was für sie NoGos bei Dating Apps sind, davon, dass sie trotzdem Schmetterlinge im Bauch spüren. Julia berichtet dazu von ihrer Erfahrung, wie viele Männer nicht damit umgehen können, wenn eine Frau im Profil angibt, nur Sex zu wollen, aber dann vielleicht nicht mit dem, der anfragt.

© Radio Essen

Dating Apps und die wahre Liebe

Radio Essen-Hörerin Juliana hatte auch schon zwei Beziehungen, wo sie ihre Partner über Dating Apps kennengelernt hat. Zurzeit ist sie dort aber wieder als Single unterwegs, zumindest hin und wieder, meist, wenn die Langeweile zuschlägt. Juliana glaubt, es geht, die wahre Liebe online zu finden, auch, wenn es für sie noch nicht geklappt hat. Ihr Selbstbewusstsein wird durch die Apps und Portale gestärkt, weil sie sich dort offener und mehr so geben kann, wie sie ist. Gespräche laufen direkter, erzählt sie im Radio Essen-Interview. Das sonst wochenlange umeinander herum Getanze wird durch die Dating Apps beschleunigt.

Trotzdem bleibt auch für sie der Nervenkitzel vor dem ersten realen Treffen. Die Fragen - was ziehe ich an oder sieht er wirklich so gut auf, wie auf dem Foto, passt das wirklich zwischen uns - bleiben und sorgen für Aufregung. Gut so: Wäre es sonst noch ein Date?

Juliana sagt aber auch: An Dating Apps stört es sie, dass es nirgends Referenzen gibt. Oft matcht man mit jemand völlig Fremden. Da kann keiner aus dem Freundeskreis sagen: "Ach, der oder die ist nett!" oder "Lass von dem oder der lieber die Finger!" Vielleicht ist das aber auch gerade der Vorteil? Jeder hat erstmal eine weiße Weste und startet von Null.

© Radio Essen

Dating Apps: Fluch und Segen für die Gesellschaft

Online-Dating kann auch wie auf dem Viehmarkt sein oder wie im Warenhaus, sagt Paartherapeut Andrea Niehues aus Essen-Holsterhausen. Zumindest die Dating Apps, wie Tinder oder Lovoo, wo es erstmal nur um das Bild geht. Niehues hat dabei Bedenken, was das mit unserem Selbstvertrauen macht. Das braucht an mancher Stelle ein dickes Fell, vor allem dann, wenn vielleicht tagelang kein "Match" aufploppt (also niemand das eigene Bild/Profil geliket hat).

Gleichzeitig sieht der Paartherapeut Dating Apps als etwas sehr Spannendes und Gutes für die Gesellschaft. Über 30 Prozent der Paare, die bei ihm in Behandlung sind, haben sich über Online-Portale kennengelernt. Einen Zusammenhang zur Therapie sieht er darin nicht. Da seien oft andere zwischenmenschliche Unstimmigkeiten der Auslöser. Aber die Portale bieten die Möglichkeit völlig andere Menschen kennenzulernen, die wir sonst nie treffen würden. Das sagt auch der Experte. Dazu kann es den Druck wegnehmen, jedes Wochenende oder überall, wo wir hingehen, nur nach möglichen Partnern oder Dates Ausschau zu halten.

Ebenso haben schüchterne Menschen eine Möglichkeit, über das Kennenlernen auf Distanz eventuell offener zu sein und können leichter mit anderen schreiben.

© Radio Essen

Die Welt der Dating Apps im Überblick

Es gibt zig Dating-Portale, auf denen Ihr Euch austoben könnt und vielleicht den oder die Richtige(n) finden könnt. Wir haben hier einen kleinen Überblick der beliebtesten Dating Apps und derer, die uns von Essener genannt wurden.

Tinder

Eine der beliebtesten Apps, vor allen bei jüngeren Usern zwischen 25 und 35 Jahren. Hier bekommt Ihr Profilbilder von anderen angezeigt und je nachdem, wie die Person Euch gefällt, wird das Bild hin und her gewischt. Nach links bedeutet, gefällt nicht, nach rechts bedeutet Interesse. Wenn beide Seiten das jeweilige Bild nach rechts swipen, dann gibt es ein "Match" und Ihr könnt miteinander chatten. Tinder ist grundsätzlich gut kostenlos nutzbar. Es gibt aber auch Abo-Versionen mit Tinder Plus und Tinder Gold. Seit diesem Jahr auch Tinder Platin, wo Ihr sogar auch ohne Match jemanden anschreiben könnt. Dazu haben Tests gezeigt, dass die Anzahl der Fakes bei der App eher gering ist und die Erfolgschancen jemanden aus der Nähe kennenzulernen hoch sind.

Paarship

Seit über 15 Jahren ein viel genutztes Online-Dating-Portal, wo es um ernste Absichten geht, eine Beziehung zu finden. Hier müsst Ihr erst einen umfangreichen Persönlichkeitstest beantworten, mit rund 80 Fragen. Das ist die Basis, auf der das Portal die User matcht. Dieser Algorithmus soll versprechen, dass Ihr andere User angezeigt bekommt, die von der Persönlichkeit und den Testantworten zu Euch passen und Euch interessieren könnten. Paarship ist aber auch mit Kosten verbunden. In der kostenlosen Version ist z.B. die Kommunikation eingeschränkt oder die Bilderansicht. Damit das geht müsst Ihr Abos ab 39,90 Euro im Monat zahlen.

OkCupid

Das ist eine der ältesten Dating-Plattformen im Netz. Basiert im Grunde, aber ähnlich wie Paarship, auf einem Frage-Antwort-Algorithmus. Als User könnt Ihr benutzererstellte Fragen im Multiple-Choice-Verfahren beantworten. Aus zwei bis vier Antwortmöglichkeiten könnt Ihr dann eine auswählen. Jede Frage ist in einen von sechs Themenbereiche eingeordnet, wodurch Ihr beim Durchgucken der Profile schneller sehen könnt, was passt und wo Unterschiede sind.

Bumble

Hier hat die Frau das Sagen. Im Grunde funktioniert Bumble wie Tinder, Ihr wischt Bilder nach links oder rechts. Wenn es ein Match gibt, dann können aber nur Frauen den nächsten Schritt machen und zuerst schreiben. Das muss innerhalb von 24 Stunden nach einem Match passieren, sonst geht das Schreiben nicht mehr. Im Gegensatz zu Tinder, könnt Ihr hier noch mehr Angaben machen, wie z.B., ob Euer Partner oder Partnerin Nichtraucher sein soll oder eine bestimmte Größe haben soll. Im Chat könnt Ihr noch mehr Bilder austauschen oder auch einen Videoanruf tätigen, ohne dass gleich die Telefonnummer ausgetauscht werden muss.

ElitePartner

Ist ebenfalls einer der Martführer in Deutschland und beruht auch auf Persönlichkeitstest im Multiple-Choice-Format. Hier werden aber bei Erstanmeldung genau die Angaben überprüft. Es gibt eine sehr hohe Qualitätsprüfung, bevor das Profil freigeschaltet wird, da sich hier nur ein bestimmter Kreis an Menschen tummeln soll. Es stehen ernste Absichten im Fokus. Auch ElitePartner ist daher mit Kosten verbunden, wenn man wesentliche und nützliche Funktionen für ein gutes Match nutzen will.

Gleichklang

Das ist ein unbekannteres Online-Dating-Portal und richtet sich an eine ganz bestimmte Zielgruppe. Gleichklang ist für Menschen mit hohen ethischen Ansprüchen, die z.B. hohes Umweltbewusstsein haben, Toleranz, Fairness und Verständnis schätzen. Die Profil-Anzeige beruht ebenfalls auf einem psychologischen Test. Neben Dating geht es aber bei Gleichklang auch noch um die Suche nach neuen Freundschaften oder auch Reisefreundschaften, die darüber vermittelt werden. Das Portal ist allerdings nur kostenpflichtig für 98 Euro im Jahr nutzbar.

Lovoo

Ist eine App aus Deutschland und funktioniert ähnlich wie Tinder. Hier sind aber noch deutlich Jüngere unterwegs von 18 Jahren bis Mitte 30. Bei Lovoo geht es mehr um einen Flirt, als um die tiefe Beziehung. Für Euer Profil müsst Ihr lediglich einen Steckbrief ausfüllen. Ein Match zu finden, geht wie bei Tinder. Ihr bekommt ein Bild und einen Slogan des Users angezeigt und sagt, ob Euch das gefällt oder nicht. Wenn es beiden gefällt, könnt Ihr schreiben. Bei Lovoo bringt aber nur die VIP-Anmeldung etwas, sonst werden Matches, oft gebremst und Nachrichten kommen beim anderen nicht an. Das geht los bei ca. 20 Euro im Monat oder weniger, wenn Ihr ein mehrmonatiges Abo abschließt.

Grindr

Hier heißt es, dass jeder und jede Homosexuelle in Deutschland auf Grindr zu finden ist. Die App ist sehr beliebt und kann komplett kostenlos genutzt werden. Es gibt aber auch keine Barrieren. Jeder kann jedem einfach so schreiben oder auch Bilder schicken, was oft dazu führt, dass die App sehr sexualisiert wird. Gleichzeitig macht dies die App aber auch sehr unkompliziert und schnell zur Partnersuche oder für einen Flirt.

Zoosk

Die App ist bei homosexuellen Frauen sehr beliebt. Hier sind vor allem Userinnen bis 35 Jahre zu finden. Matches erfolgen über sexuelle Vorlieben, die Ihr angebt. Es gibt aber auch ein Flirt-Karussell, wo Ihr viele Vorschläge angezeigt bekommt und Euch durchklicken könnt. Bei der Profilanmeldung gibt es vor allem eine Videoverifizierung. Jedes Mitglied muss auch ein kurzes Video von sich hochladen, damit wird dann die Echtheit des Profils bestätigt.

Hawaya

Diese App kommt aus Ägypten und richtet sich speziell an Muslime. Auch in Deutschland wird das Portal immer beliebter. Hier steht die direkte Suche nach dem Ehepartner im Fokus. Die Religionszugehörigkeit ist wichtig, daher gibt es hier auch keine freizügigen Fotos oder Ähnliches. Dort könnt Ihr außerdem nur mit einer Person gleichzeitig chatten und Eure Familie kann dazu geschaltet werden. Den Ehepartner oder die Ehepartnerin über die App zu suchen, wird immer beliebter, weil die Tradition von arrangierten Ehen durch die Eltern immer öfter scheitert. Die App gibt jungen Muslimen die Möglichkeit selbst auf die Suche zu gehen und die kulturellen Traditionen einzuhalten, heißt es von Usern des Portals.

© Radio Essen/Larissa Schmitz

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