Grugabad in Essen - darum ist die Sanierung so teuer
Veröffentlicht: Montag, 21.07.2025 05:47
Das Grugabad in Essen muss dringend saniert werden. Die Fliesen fallen von den Beckenrändern, überall sind Risse im Beton. Radio Essen hat einen Rundgang durch das Bad gemacht und findet raus, warum die Sanierung 74 Millionen Euro kosten soll.

Grugabad in Essen sieht doch noch gut aus
Das Grugabad in Essen hat viele Stammgäste, die gerne dort schwimmen gehen. Die Gäste hält auch schlechtes Wetter im Sommer nicht davon ab, ins Freibad zu gehen. Das Grugabad hat aber bei manchen Essenerinnen und Essenern auch einen schlechten Ruf. Die Stammgäste kommen vor allem, weil sie hier im Sportbecken die 50 Meter-Bahn lieben. In anderen Schwimmbädern werden die 50 Meter-Becken an einem Ende immer flacher. Dort tummeln sich dann alle, die nicht schwimmen, sondern baden wollen. Als Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl einen Rundgang durch das Grugabad macht, um rauszufinden, was alles saniert werden muss, ist das Wetter etwas durchwachsen und es sind nur wenige Badegäste vor Ort. Die Gäste allerdings lieben das Grugabad und wollen es auch unbedingt erhalten. Wo allerdings das viele Geld investiert werden soll, das fragen sie sich schon.
Das Grugabad in Essen - eine Zeitreise in die Vergangenheit
Vor 60 Jahren war Essen mit dem Grugabad ein absoluter Vorreiter. Kaum eine andere Stadt hatte und hat bis heute so ein großes Freibad mit einer so großen Fläche und vor allem so vielen Schwimmbecken. Im Grugabad gibt es ein 50 Meter Sportbecken, das Wellenbecken, ein Nichtschwimmerbecken und das Sprungbecken. Das Bad hat sogar einen 10 Meter-Sprungturm. Am Anfang kamen tausende Menschen ins Freibad. Es gab jeweils extra Umkleiden für Frauen, Männer, Mädchen, Jungen und Mütter mit Kindern. Vieles davon wird schon lange nicht mehr genutzt.
Die Gebäude gibt es aber heute noch und die müssen jetzt nach so langer Zeit saniert werden. Also nicht nur die Schwimmbecken brauchen ein update, auch alles drum herum, angefangen bei der Tribüne, der Elefantenrutsche, dem Sprungturm und bis zum alten Kamin. Auch der 22 Meter hohe Schornstein gehört zum Gesamtbild dazu. Ganz am Anfang wurde das Wasser in den Becken noch mit Kohle warm gemacht und dafür brauchte man den Kamin. Das gesamte Schwimmbad ist ein großes Gebäude aus Beton, das inzwischen 60 Jahre alt ist, erklärt Bernd Hoffacker von den Sport- und Bäderbetrieben Essen beim Rundgang mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl.
Das Grugabad in Essen - Die Technik
Ebenfalls fast so alt wie die Becken ist in Essen im Grugabad die Technik. Im Technikraum unterhalb des Kamins steht noch ein altes Steuerpult. Das sieht aus wie aus der TV-Serie "Raumschiff Orion", sagt Bernd Hoffacker von den Sport- und Bäderbetrieben. Die großen Filter sehen aus wie neu, sind aber gerade frisch gestrichen worden. Alle vier Stunden wird damit das Wasser in jedem Becken einmal umgewälzt. In den Filtern sind Schichten aus Sand, Kies und Aktivkohle, durch die das Wasser gedrückt wird. Danach wird es wieder mit Chlor und anderen Chemikalien angereichert und zurück ins Becken gepumpt.
Direkt neben den großen Filtern stehen die Aggregate für das Wellenbecken. Die Teile machen einen Höllenlärm, sorgen im Becken bei den Badegästen mit der großen Welle aber für jede Menge Spaß. Auch das ist eine Besonderheit im Grugabad - aber auch an dieser Stelle muss die Technik erneuert werden. Was genau eingebaut werden soll, steht noch nicht ganz fest, erläutert Bernd Hoffacker von den Sport- und Bäderbetrieben beim Rundgang.
Das Grugabad in Essen - Der Keller und die Fliesen
In Essen wollte der Architekt Gerd Lichtenhahn mit dem Grugabad ein großes modernes Freibad bauen. Normalerweise wird das Schwimmbecken ausgebaggert und eingesetzt, etwas Platz für die Rohrleitungen, die Technik geschaffen und fertig. Beim Grugabad aber wurde ein großes Bauwerk aus Beton errichtet und dorthinein wurden die Schwimmbecken gesetzt. Alles drum herum wurde mit Erde aufgefüllt, gepflastert und mit Wiese versehen. Dieses Bauwerk ist komplett aus Beton errichtet, der inzwischen in die Jahre gekommen ist. Die Schwimmbecken sind undicht. Das Wasser tropft auf den Beton, teilweise bilden sich schon richtige Stalaktiten, wie in einer Tropfsteinhöhle. Die Eisen sind rostig und aufgequollen. Genau diese gesamte Betonstruktur sorgt am Ende für die hohen Kosten bei der Sanierung, zeigt Bernd Hoffacker Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl, als sie zusammen unter den Becken stehen. Die Anlage ist riesig.
Das Grugabad in Essen - Die Umkleiden und das Fazit
Kurzer Zwischenstopp in Essen für eine Runde Schwimmen im Grugabad. Das machen einige durchaus immer mal wieder. Früher war das Grugabad Anziehungspunkt für tausende Badegäste. Deshalb gibt es auch die drei Umkleidegebäude am Eingang. 5.000 Badegäste konnten sich dort gleichzeitig umziehen, so der Plan am Anfang. So viel Platz wird heute nicht mehr gebraucht. Die Gebäude stehen leer und sollen anders genutzt werden. Auch das ist Teil der neuen Planung. Die Sanierung der Umkleiden, Toiletten und Duschen macht nur einen sehr geringen Teil der Kosten aus. Aber eins steht für Bernd Hoffacker von den Sport- und Bäderbetrieben Essen fest: Das Grugabad wird danach wieder viel besser aussehen und Badegäste anlocken. So schwer alles auch werden wird. Ein Abriss kommt für ihn nicht in Frage, sagt er Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl.
Grugabad in Essen - das sind die nächsten Schritte
Im Rat der Stadt Essen haben die Politikerinnen und Politiker Anfang Juli eine wichtige Entscheidung getroffen. Sie haben 5,5 Millionen Euro für die Planung der Sanierung freigegeben. Damit können die Sport- und Bäderbetriebe jetzt die Betonstrukturen genauer untersuchen lassen und festlegen, was gemacht werden muss. Die Sanierung wird aufwendig und kompliziert, weil in den Räume unter den Becken teilweise wenig Platz zum Arbeiten ist. Außerdem wird jetzt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Denkmalbehörde abgestimmt, ob beispielweise in den Schwimmbecken wieder Fliesen verlegt werden sollen oder ob die Becken mit Edelstahl ausgekleidet werden dürfen. Auch viele weitere Fragen müssen entschieden werden, weil das Freibad unter Denkmalschutz steht. Im Sommer nächsten Jahres soll feststehen, was alles wie saniert werden muss. Dann können die Sport- und Bäderbetriebe auch einen Zeitplan festlegen.
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