"Deckel drauf" in Essen - Auf Zollverein ist Schicht im Schacht
Veröffentlicht: Dienstag, 01.04.2025 15:19
In Essen ist der "Deckel drauf", wie Bergleute sagen. Gemeint sind die beiden letzten Schächten auf der Zeche Zollverein. Die Schächte XII und 2 sind verfüllt. Die Räder am Doppelbock stehen damit wirklich still. Oder werden sie sich doch noch einmal drehen?

Schicht im Schacht in Essen auf Zollverein - "Der Deckel wurde geschmissen"
Die beiden letzten aktiven Schächte auf der Zeche Zollverein in Essen wurden verschlossen. Der Deckel ist drauf - unzwar wirklich. Die Verantwortlichen von der RAG Aktiengesellschaft, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Zollverein und der Oberbürgermeister haben damit am 1. April 2025 symbolisch den Bergbau in Essen endgültig beendet.
Im Frühjahr 2023 haben die Arbeiten für das Verfüllen der beiden Schächte XII und 2 begonnen. Beide Schächte sind 1000 Meter tief. Sie wurden komplett mit Beton verfüllt. Allerdings wurden im Schacht XII noch drei Rohre eingebaut. Diese können im Ernstfall dafür genutzt werden, weiteres Grubenwasser abzupumpen. Deshalb drehten sich dort auch noch in den letzten Jahren die Räder am Doppelbock. Immer wieder fuhren Bergleute ein und kümmerten sich um die Pumpen und die Wasserhaltung.
Dirk Klemm ist einer von ihnen. Er war bis zur letzten Sekunde unter Tage und hat dann "den Deckel geschmissen". Was das bedeutet, erklärt der Reviersteiger für Wasserhaltung im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl.
Zollverein in Essen bleibt wichtiger Standort für Bergbau
In Essen ist die Zeche Zollverein der Hauptstandort der RAG Aktiengesellschaft. Von hier aus werden die Ewigkeitsaufgaben verwaltet. Dazu gehört vor allem die Wasserhaltung. Das bedeutet, das Grubenwasser soll nicht in Kontakt mit Trinkwasser kommen. Das ist das wichtigste Ziel. Das will die RAG erreichen, indem das Grubenwasser weiter in der Tiefe abfließt. Dafür wird weiter an sechs Standorten das Wasser aus den ehemaligen Bergbauschächten abgepumpt, teilweise soll es aber auch über die Wege unter Tage ablaufen und wird in Dinslaken dann in den Rhein gepumpt. Das ist das Grubenwasserkonzept.
Zollverein spielt dabei aber immer noch eine Rolle. Die Zeche ist ein Sicherungsstandort. Das bedeutet, hier kann das Grubenwasser abgepumpt werden, wenn das Konzept nicht so funktioniert, wie geplant. Davon geht der Vorstandsvorsitzende der RAG, Peter Schrimpf, aber nicht aus. Das erklärt er im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl. Besonders stolz ist der RAG-Chef darauf, dass bei diesen herausfordernden Arbeiten kein Mitarbeiter verletzt wurde.
Grubenwasser wird in Essen nur im Ernstfall zum Thema
In Essen war das Grubenwasser noch lange Jahre nach dem Ende des Bergbaus auf Zollverein ein wichtiges Thema. Die Bergleute mussten weiter unter Tage dafür sorgen, dass die Pumpen laufen. Da das aber teuer ist, wurde mit dem endgültigen Ende des Bergbaus und der Schließung der Zeche Prosper Haniel auch das Ende auf Zollverein eingeleitet. Die Wasserhaltung gilt aber als Ewigkeitsaufgabe der RAG. Denn Grubenwasser wird es immer geben. Grubenwasser ist Regenwasser, dass durch die Gesteinsschichten sickert und dabei Salze und Mineralstoffe mitnimmt. Das soll möglichst immer sicher vom Trinkwasser getrennt werden, sagt Michael Göge, bei der RAG zuständig für die Wasserhaltung, zu Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl.
Wieder Ruhe in Essen für Anlieger auf Zollverein
In Essen fuhren in den letzten anderthalb Jahren tausende Betonlaster durch den Norden. Die Laster brachten die Tonnen an Beton zu den beiden Schächten, die für das Verfüllen gebraucht wurden. In den Schacht 2 wurden 20.000 Kubikmeter Beton gekippt. Das ist der kleinere der beiden Schächte. Der ist 1000 Meter tief und hat einen Durchmesser von 5,5 Metern.
Schacht XII ist der größere Schacht, mit 7,5 Meter Durchmesser und ebenfalls 1000 Meter tief. Dort wurden aber auch noch die drei Rohre eingebaut, durch die im Ernstfall die langen Pumpen abgelassen werden können. In den Schacht XII wurden 39.000 Kubikmeter Beton gekippt. Für die Anlieger rechts und links der Schächte war das schon eine große Belastung. Neben Schacht 2 sind das Hotel Friends und das Kulturzentrum PACT. Dort sind jetzt alle schon erleichtert, dass die Arbeiten vorbei sind, erzählen Irene Bakker vom Hotel und Stefan Hilterhaus von PACT Zollverein hier.
Die Räder in Essen stehen still
In Essen ist der Doppelbock der Zeche Zollverein das Symbol für den Bergbau und für alles, was danach passiert ist. Der Doppelbock taucht überall auf. Noch bis zuletzt haben sich auch die Räder gedreht. Damit ist jetzt aber praktisch Schluss, denn unterhalb steht keine Fördermaschine mehr, die die Räder bewegt. Für viele Anwohnerinnern und Anwohner in Stoppenberg sind die Räder, wenn sie sich drehen, aber ein gewohnter Anblick. Hans-Peter Noll Vorstandvorsitzender der Stiftung Zollverein ist deshalb dafür, dass sich die Räder auch immer wieder mal drehen. Dafür laufen aktuell bereits Gespräche mit der RAG. Technisch ist das durchaus machbar, hat auf Radio Essen-Nachfrage bereits ein Mitarbeiter der RAG erklärt.
Wichtig ist jetzt außerdem noch, dass das Weltkulturerbe bald wieder so aussieht wie vorher. Für die Arbeiten zum Verfüllen der Schächte mussten Teile ausgebaut werden. Diese Teile müssen jetzt alle wieder an ihren Originalstandort zurück. Allein am Schacht XII sind das 494 Einzelteile vom Riesenträger bis zur kleinsten Schraube und Metallplatte. Die Mitarbeiter haben dafür einen genauen Plan ausgetüftelt. Es wurde ein 3D-Scan der Anlage gemacht und jedes Teil mit einem QR-Code versehen. So lässt sich das Puzzle jetzt wieder zusammen setzen. Das wird bis Ende des Jahres dauern. Dann sind die Arbeiten wirklich abgeschlossen. Hans-Peter Noll, der Chef der Stiftung, ist sich im Gespräch mit Radio Essen-Moderatorin sicher, dass das auch gelingen wird. Glück auf!
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