Zeche Zollverein in Essen - die Räder stehen still für immer?
Veröffentlicht: Dienstag, 28.10.2025 17:16
In Essen stehen die Räder am Doppelbock auf der Zeche Zollverein jetzt still. Im Schacht XII wird aber weiter gearbeitet. Was da genau passiert und warum - hier ein Blick durch das Schlüsselloch.

Auf Zollverein in Essen dreht sich im Moment kein Rad mehr
In Essen ist der Doppelbock der Zeche Zollverein das Wahrzeichen für die Stadt. Früher drehten sich immer die Räder am Doppelbock. Die Bergleute fuhren ein und holten die Kohle aus dem Berg. Wenn sich die Räder drehen, dann läuft alles. Schon seit Monaten allerdings dreht sich kein Rad am Doppelbock. Keine Seile liegen auf den Rädern. Es ist still geworden. Seit April sind die beiden Schächte XII und II komplett mit Beton verfüllt. In beiden Schächten wurden aber Brunnenrohre (Hüllrohre) eingebaut. Schacht XII und 2 sind sogenannte Sicherungsstandorte für die RAG AG. Falls das Grubenwasser nicht wie geplant abfließt, können hier Tauchpumpen abgelassen und das Wasser abgepumpt werden. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben nach dem Bergbau für die RAG. Eine Aufgabe für die Ewigkeit. Das salzhaltige Grubenwasser soll sich nicht mit dem Grundwasser, das auch als Trinkwasser genutzt wird, vermischen. Erst wenn in einigen Jahren klar ist, ob das Grubenwasser so abfließt in Richtung Rhein wie geplant, kann die RAG überlegen, ob wieder Seile auf die Scheiben am Doppelbock gelegt werden und sich dann die Räder auch wieder drehen. Die RAG hat hier auf der Zeche Zollverein eine Art Rückversicherung für die Wasserhaltung eingebaut, erklärt der zuständige Ingenieur Dr. Stefan Roßbach im Gespräch mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl. Beide stehen dabei direkt über dem ehemaligen Schacht XII.
In Essen bleibt immer noch ein Rest Bergbau
Auch wenn in Essen schon seit vielen Jahren keine Kohle mehr gefördert wird, spielt der Bergbau hier immer noch eine Rolle. Die RAG AG mit ihrem Sitz auf der Zeche Zollverein kümmert sich um die Ewigkeitsaufgaben nach dem Bergbau. Dazu gehört neben der Trennung von Grubenwasser und Grundwasser im Moment der Rückbau aller neuen Anlagen am Schacht XII und 2. Um die Schächte zu verfüllen, hat die RAG AG jahrelang Beton in die Schächte gepumpt. Dafür wurden ein Zelt aufgebaut und Rohrleitungen verlegt. Das Zelt ist inzwischen verschwunden. Die Rohrleitungen sind auch weg. Aber es wird trotzdem noch weiter gebaut. Um die Lasten in den Schacht zu bringen, mussten die Mitarbeiter vor Ort die alten Maschinen und rund 500 Stahlteile aus dem Schacht XII ausbauen. Diese Teile müssen nun so wie früher wieder eingebaut werden. Der alte Zustand muss unbedingt wieder hergestellt werden, sonst könnte die Zeche Zollverein ihre Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe verlieren.
Auf Zollverein in Essen wird fleißig gebastelt
Zollverein in Essen muss UNESCO-Weltkultur bleiben. Darüber sind sich alle einig und wollen dafür sorgen. Die Mitarbeiter von Thyssen Schachtbau setzen die Teile wie bei einem Puzzle wieder zusammen. Alle Teile aus den beiden Schächten wurden vorher gescannt und mit einem QR-Code versehen. Es gibt 360 Grad-Modelle für beide Schächte. Jetzt kommen die Teile nach und nach zurück und werden dort wieder eingebaut, wo sie vorher waren. Immer wieder gibt es dazu auch Gespräche mit den Experten der Denkmalbehörde und der Stiftung Zollverein. Im Doppelbock selbst zum Beispiel ist alles originalgetreu schon wieder eingebaut. Es wird auch kein Teil übrig bleiben, verspricht Stefan Roßbach von der RAG. Bis zum Frühjahr nächsten Jahres wird auch alles andere fertig werden. Mitte nächsten Jahres sollen dann alle Arbeiten am Schacht XII und am Schacht 2 beendet werden. Trotzdem wird ein Teil der Anlage nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die RAG braucht weiterhin die Möglichkeit dort zu arbeiten.
Zaun in Essen auf Zollverein steht immer noch - warum?
In Essen steht direkt neben dem Schacht XII immer noch ein großer Bauzaun. Dahinter wird aber jetzt ein neues Info-Center gebaut. Die Stiftung Zollverein will hier in Zukunft die Geschichte des Bergbaus erzählen. Mehr als 170 Jahre lang wurde Kohle auf Zollverein gefördert. Die Zeche gehörte zu den größten weltweit. 3000 bis 5000 Bergleute haben hier in Hochzeiten gearbeitet. Es wimmelte von Menschen auf der Zeche. Allerdings durften früher nur Bergleute hinter die Mauer. Das hat sich inzwischen geändert. Die Zeche Zollverein ist ein beliebter Ort für Ausflüge. Die Nachbarn aus Stoppenberg, Schonnebeck und Katernberg feiern hier ihre Feste und im Sommer springen Kinder und Jugendliche ins Werksschwimmbad. Im Winter kommen viele Menschen zum Schlittschuhfahren zur Kokerei. Nur wenige Bereiche wie der Schacht XII werden weiterhin nicht zugänglich sein.
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