Wohnen in Essen: Steigende Mieten, wenig Sozialwohnungen und alte Häuser

Wohnen in Essen wird immer teurer und gleichzeitig auch immer schwieriger. Mieten steigen, Sozialwohnungen werden weniger und viele Gebäude sind in die Jahre gekommen. Mehrere Studien und Analysen zeigen: Der Druck auf dem Wohnungsmarkt wächst.

Sanierung von Wohnungen in Altenessen
© Radio Essen / Gesa Born

Mieten in Essen stark gestiegen

Wohnen in Essen ist teuer. Seit 2010 sind die Angebotsmieten um mehr als die Hälfte gestiegen - von 5,54 Euro auf inzwischen 8,67 Euro pro Quadratmeter. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen wird das Wohnen in Essen damit immer schwieriger. Die Essener Bundestagsabgeordnete Kathrin Gebel von den Linken spricht von einem "sozialpolitischen Offenbarungseid": "Wohnraum ist da, aber zu oft wird er zweckentfremdet oder spekulativ zurückgehalten. Das treibt die Preise und verdrängt Menschen in Randlagen."

Auch der Bestand an Sozialwohnungen geht zurück. Landesweit hat er sich in den letzten 20 Jahren fast halbiert – von rund 757.000 auf knapp 409.000. Das betrifft auch Essen. Damit fallen immer mehr Wohnungen aus der Preisbindung und stehen nicht mehr für Menschen mit geringen Einkommen zur Verfügung.

Leerstand in Essen trotz Wohnungsnot

In Essen stehen rund vier Prozent der Wohnungen leer. Das geht aus einer großen bundesweiten Erhebung zu Gebäuden und Wohnungen hervor. Manche Wohnungen werden bewusst zurückgehalten oder gar nicht vermietet. Gerade bei steigenden Mieten sorgt das für Kritik - denn eigentlich werden dringend mehr Wohnungen gebraucht. Gebel fordert deshalb eine "Leerstandsabgabe" und strengere Regeln gegen Zweckentfremdung.

Alte Gebäude in Essen müssen saniert werden

Viele Wohnhäuser in Essen sind über 45 Jahre alt. Das zeigt eine Untersuchung des Pestel-Instituts. Das ist ein Institut für Stadt- und Wohnungsfragen. Demnach betrifft das etwa 256.000 Wohnungen. Besonders der Energieverbrauch ist dabei ein Problem: Im Schnitt liegt er 3,6 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. "Essen braucht dringend einen Sanierungs-Turbo, sonst wird das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu wohnen, nicht zu schaffen sein", sagt Institutsleiter Matthias Günther. Die Kosten wären enorm: Allein für Energiespar-Sanierungen rechnet das Institut mit knapp einer Milliarde Euro pro Jahr - über 20 Jahre hinweg. Nachverdichtung allein reicht nicht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des BFW NRW, des Verbands der mittelständischen Immobilienwirtschaft. "Essen stößt bei der Innenentwicklung an Grenzen. Ohne neue Flächen in den Außenbereichen kann die Stadt den Wohnraumbedarf nicht decken", sagt Regionalsprecherin Stefanie Adams-Pescher.

Neue Ideen für Wohnen in Essen

Neben Zahlen und Studien gibt es auch Initiativen, die andere Wege gehen. Das Netzwerk "Essen zieht zusammen" will gemeinschaftliches Wohnen stärken und sichtbarer machen. Projekte wie das Beginen-Hausprojekt in Kupferdreh oder die Raumteiler in Rellinghausen zeigen: Zusammen wohnen kann günstiger sein und gleichzeitig nachhaltiger. Die Sprecherinnen der Initiative, Natalie Dilekli und Kathrin Hölscher, sagen: "Immer mehr Menschen suchen nach Wohnformen, die über das klassische Miet- oder Eigentumsmodell hinausgehen." Auf der Website des Netzwerks können sich Interessierte informieren und erste Kontakte knüpfen.

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