Weihnachtsmärkte in Essen: Ab sofort gilt die Mehrwegpflicht
Veröffentlicht: Freitag, 18.10.2024 15:05
Auf dem Weihnachtsmarkt in Essen gibt es in diesem Jahr Crêpes, Flammkuchen und Co. nur noch auf richtigen Tellern. Grund dafür ist eine Mehrwegpflicht auf den Weihnachtsmärkten.

Essen: Mehrwegpflicht auf Weihnachtsmärkten ab sofort
Ab diesem Jahr gilt auf den Weihnachtsmärkten in Essen eine Mehrwegpflicht. Letztes Jahr war das noch nicht so, denn die Regelung 2023 galt nicht für kleine Unternehmen – also für Stände mit weniger als fünf Angestellten oder einer Verkaufsfläche von unter 80 Quadratmetern. Auch Lieferdienste mussten keine Mehrwegbehälter nutzen. Das ändert sich aber jetzt, denn: durch einen städtischen Beschluss gilt die Mehrwegpflicht ab diesem Jahr auch auf Weihnachtsmärkten. Ab diesem Winter dürfen die Aussteller nur noch Tassen, Teller und Co. ausgeben, die wieder gereinigt werden können. Das erklärt uns Theresa Schmied von der Essen Marketing GmbH (EMG) im Gespräch mit Radio Essen. Alternativ ist auch essbares Geschirr erlaubt – zum Beispiel ein Brotlaib, in den die Suppe gefüllt wird oder klassisch, die Wurst im Brötchen. Servietten bleiben jedoch weiterhin erlaubt, denn das zählt laut der EMG als Serviceleistung.
Im Radio Essen-Interview hat unsere Reporterin Svenja Trappmann mit Albert Ritter, dem Vorsitzenden des Schaustellerverbands, über die neue Mehrwegpflicht auf Weihnachtsmärkten gesprochen. Im Gespräch hat er über die vielen Herausforderungen gesprochen, die den Schaustellern jetzt bevorstehen. Trotz dieser Schwierigkeiten ist er sich aber sicher, dass die Aussteller ihre Lust an ihrem Beruf nicht durch die steigenden Kosten verlieren und ihren Job weiterhin mit Leidenschaft und Herz ausüben.
Viele Herausforderungen für Aussteller: Neue Mehrwegpflicht und GEMA
Einige Aussteller müssen ihre Stände wegen der neuen Mehrwegpflicht vergrößern. Der Grund dafür ist, dass sie jetzt eine Spüle und einen Wasseranschluss brauchen. Das bedeutet auch, dass manche von ihnen mehr zahlen müssen. Aber die EMG und die Aussteller haben gemeinsam gute Lösungen gefunden, sagt Theresa Schmied von der EMG. Es wird also nicht unbedingt einfacher für die Aussteller, vor allem nach dem GEMA-Streit. Denn in diesem Jahr gibt es keine zusätzlichen Verträge für die Weihnachtsmärkte von der GEMA. Deshalb wird es auch diesmal wieder Stände mit und ohne Musik geben. Musik über den gesamten Markt ist also, wie schon in den letzten Jahren, nicht möglich. Auch die Bühne am Steeler Weihnachtsmarkt wird dieses Jahr nicht an jedem Tag besetzt sein, um GEMA-Gebühren zu sparen.
Das sagen die Schausteller zu den Änderungen
Nachhaltigkeit ist für die Aussteller kein neues Thema. In Essen gibt es seit über 40 Jahren Pfand auf Glühweinbecher. Eine einheitliche Mehrwegpflicht bringt jedoch einige Herausforderungen mit sich, erklärt Albert Ritter, der Vorsitzende des deutschen Schaustellerverbands. Dazu gehören zum Beispiel zusätzliche Arbeitskräfte, ausreichend Kleingeld für das Pfand und die Notwendigkeit von Spülmöglichkeiten. Wie viel Pfand die Schausteller auf ihr Geschirr erheben, bleibt jedem selbst überlassen. Aber eines steht fest: Sie brauchen mehr Personal für die Ausgabe und Rücknahme des Pfands. Auch das Kleingeld für den Pfand kostet die Aussteller Geld, denn die Banken geben nicht mehr einfach so eine große Menge an Münzen heraus. Außerdem müssen die Aussteller jetzt die Kosten für Baustellenstrom, die veränderten steuerlichen Rahmenbedingungen und die zusätzlichen Arbeitskräfte im Blick behalten. Das könnte dazu führen, dass einige Preiserhöhungen auch an die Verbraucher weitergegeben werden.
Die Schausteller sehen die Mehrwegpflicht allerdings nicht nur als zusätzliche Arbeit. Ritter betont, dass ihm vor allem die Ökobilanz wichtig ist. Bei der Umsetzung müssen auch die Spülmaschinen berücksichtigt werden, die heißes Wasser benötigen, was die Bilanz belastet. Trotz steigender Lohn- und Energiekosten macht sich Albert Ritter keine Sorgen, dass die Schausteller in den nächsten Jahren ihre Stände nicht mehr finanzieren können oder keine Lust mehr auf ihren Job haben. Denn die Schausteller machen das, was sie tun, aus Leidenschaft und mit Herz, so der langjährige Vorsitzende des Schaustellerverbands.