Wegen Corona: Mehr Anrufe bei Telefonseelsorge in Essen

Bei der Telefonseelsorge in Essen melden sich aktuell viele Menschen mit Sorgen zum Coronavirus. Dabei geht es oft um die Angst, selbst mit Corona infiziert zu sein. Aber auch Einsamkeit spielt eine Rolle. Radio Essen hat mit der Leiterin der Telefonseelsorge gesprochen.

© Till Schwachenwalde / Radio Essen

Telefonseelsorge in Essen: "Sie wollen einfach eine menschliche Stimme hören"

Bei der Telefonseelsorge in Essen rufen derzeit vermehrt Menschen an, die sich Sorgen wegen des Coronavirus machen. Insgesamt gibt es aktuell täglich rund 52 Gespräche bei der Telefonseelsorge in Essen. In rund der Hälfte aller Gespräche geht es um das Coronavirus. "Viele haben Angst selbst mit dem Virus infiziert zu sein", sagt Elisabeth Hartmann, die Leiterin der Essener Telefonseelsorge. Aber auch die Angst, ein Familienmitglied oder ein Freund habe sich angesteckt, ist oft Thema in den Beratungsgesprächen. Die Gespräche dauern dann oft länger, denn die Mitarbeiter an den Telefonen müssen die Anrufer erstmal beruhigen, z.B. mit Atemübungen. Allerdings ist Angst nicht immer ein Thema: Weil aktuell viele Menschen soziale Kontakte meiden, kommt es vermehrt zu Anrufen aus Einsamkeit. Elisabeth Hartmann: "Sie wollen dann einfach eine menschliche Stimme hören."

Telefonseelsorge in Essen: Wer ruft am häufigsten an?

Aber auch Probleme innerhalb von Familien und Partnerschaften sind Gründe für Anrufe, sagt Elisabeth Hartmann auf Radio Essen-Nachfrage. Wenn Familien und Paare plötzlich den ganzen Tag miteinander verbringen, kann das oft zu Streit führen. In der Regel rufen mehrheitlich Frauen bei der Telefonseelsorge an. Das Alter variiert zwar stark, aber grundsätzlich sind 50-70-jährige die häufigsten Anrufer. Dabei lassen sich allerdings Unterschiede feststellen: Über 80-jährige rufen oft an, weil sie sich einsam fühlen. Das gilt auch für die unter 40-jährigen. Die 50- bis 70-jährigen haben dagegen oft Angst, mit dem Coronavirus infiziert zu sein. Die 30- bis 50-jährigen kämpfen eher mit den Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen des Virus. Allerdings rufen nicht alle Besorgten an: Die unter 30-jährigen schreiben eher Mails oder Chat-Nachrichten an das Team der Telefonseelsorger.

Wegen Corona-Anrufen: Ehemalige Mitarbeiter springen ein

Aktuell ist aber nicht nur Corona-Zeit, sondern auch Grippe- und Erkältungszeit. Deshalb sind momentan einige Telefonseelsorger krank. Wer Symptome zeigt, darf nicht zur Beratung vorbeikommen. Deshalb muss der Dienstplan immer wieder umgestellt werden und Mitarbeiter spontan einspringen. Das machen auch ehemalige Mitarbeiter: Sie wollen das Telefonseelsorger-Team in der Corona-Krise unterstützen.

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