Radio Essen-Sondersendung: "Leben und Sterben" am 1. November
Veröffentlicht: Montag, 28.10.2024 15:46
In unserer schnelllebigen Zeit heutzutage gehen Trauer und Verlust schnell unter. Zu oft steht vor allem eins im Fokus: So schnell wie möglich wieder zu funktionieren. Die Gedanken an den eigenen Abschied, das eigene Lebensende werden weggeschoben. Dabei betrifft es uns alle. Nicht nur, wenn es um das Ende unseres Lebens geht. Am ersten November senden wir bei Radio Essen eine Sondersendung zum Thema Leben und Sterben.

Sondersendung bei Radio Essen am 1. November
Trauer geht uns alle an. In den verschiedensten Lebensabschnitten. Nicht erst, wenn wir sterben, sondern jedes Mal, wenn wir uns verabschieden müssen. Von Menschen, Träumen, Ideen, dem Traumberuf und am Ende von unserem Leben. Das sagt auch die Essener Trauerbegleiterin Stefanie Westermann. Mit ihr und vielen weiteren Menschen, die sich in ihrem Alltag mit dem Sterben, dem Trauern und dem danach beschäftigen, haben wir von Radio Essen intensiv gesprochen. Herausgekommen ist eine Sondersendung, die zum Nachdenken anregen soll, vielleicht zum Weinen bringt, aber auch die Hoffnung aufzeigen soll und wie wichtig es ist, das eigene Leben aktiv in die Hand zu nehmen: Im Leben und im Sterben. Am 1. November, an Allerheiligen, lief diese Sondersendung von 12 bis 15 Uhr bei Radio Essen im Programm. Hier könnt Ihr die wichtigsten Ausschnitte noch einmal nachhören.
Das Deutsche Rote Kreuz in Essen hat eine geleitete Trauergruppe

Einen geliebten Menschen zu verlieren - das kann das ganze Leben auf den Kopf stellen. Vor allem steht da eine tiefe Trauer im Raum, die auch heute noch Viele nicht öffentlich zeigen wollen oder können. Das Deutsche Rote Kreuz in Essen will genau da ansetzen und bietet ab dem 8. November eine geleitete Trauergruppe an. Trauerbegleiterin Stefanie Westermann leitet die Gruppe. Sie sieht Trauer als einen sehr wichtigen Prozess an, der uns alle angeht und mit dem wir umgehen lernen müssen.
“Wichtig ist zu erkennen, dass die Trauer keine Krankheit ist, sondern die Lösung und dass wir da auch gesund durchgehen müssen, um mit dem Verlust leben zu können und ein neues Leben zu beginnen”, sagt Trauerbegleiterin Stefanie Westermann.
Das Angebot beim DRK soll auch erst der Anfang sein, denn auch junge Menschen brauchen professionelle Trauerbegleitung, weiß Stefanie Westermann aus eigener Erfahrung. Sie hat ihren Mann verloren, die Kinder den Vater. Gerade für Kinder und junge Witwen und Witwer gebe es kaum Angebote. Auch deshalb habe sie die Ausbildung zur Trauerbegleiterin gemacht.
Hospiz Essen Steele: Ein schmerzfreies Leben bis zum Lebensende
Hospize bieten unheilbar kranken Menschen und ihren Angehörigen Unterstützung und Pflege in einer besonders schwierigen Lebensphase. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihnen ein würdevolles und schmerzfreies Leben bis zum Ende zu ermöglichen. 100 ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende im Hospiz Essen unterstützen Schwerstkranke und Sterbende unabhängig von Nationalität, Religion, Einkommen oder sexueller Orientierung.
"Ein Hospiz ist auf der einen Seite viel mit Abschied verbunden, aber viele Mitarbeitenden würden bestätigen; es ist auch ein Ort des Lebens. Hier darf alles sein: Es darf ein Ort der Traurigkeit sein, es darf aber auch ein Ort der Freude sein", sagt Marion Eiskirch, aus dem psychosozialen Dienst.
"Für mich ist wichtig, dass die Bewohner immer gut aufgenommen werden und dass sie ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen mitbringen. Der Mensch, um den es geht, bleibt immer der Chef. Er oder sie bestimmt immer selbst, was er braucht", so Martina Grün, aus dem ambulanten Dienst.
Sternenmama aus Essen: Eine bewegende Geschichte
Laura Schleich war 28 Jahre alt, als sie mit ihrer ersten Tochter schwanger war. Etwa eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin hat sie keine Bewegung mehr im Bauch festgestellt. Daraufhin ist sie unmittelbar mit ihrem Partner zum Frauenarzt gegangen. Die Ärztin hat vor Ort keinen Herzschlag mehr feststellen können. Die Nachricht hat den Eltern den Boden unter den Füßen weggerissen. Sie wurden sofort ins Krankenhaus geschickt. Auch nach mehreren Untersuchungen konnte die Frage nach dem "Warum?" nicht beantwortet werden. Da aber für die Eltern eine Obduktion nicht infrage kam, bekam Laura nur einen Tag später ihre Tochter auf ganz natürlichem Weg. Durch die Hilfe von tolle Begleitern, wie einem Sternenkinderfotografen und einer Hebamme, die gleichzeitig Sterbeamme war, konnten die Eltern auf ihren persönlichen Wunsch Abschied nehmen.
Sechs Jahre nach dem Tod ihrer ersten Tochter macht Laura vielen anderen Sternenmamas Mut. Sie hat mehrere Trainerscheine gemacht und gibt heute Rückbildungskurse für Mütter, die ihr Kind verloren haben. In einem geschütztem Raum bestehend aus maximal sechs Kursteilnehmerinnen, geht es nicht nur um Übungen wie zum Beispiel Beckenbodentraining, sondern auch darum, zu Reden.
"Es hilft darüber zu sprechen und das Kind nicht totzuschweigen. Deshalb ist es wichtig einen geschützten sicheren Raum zu schaffen, wo sich Mütter, die das gleiche Schicksal erfahren haben, austauschen können", sagt Laura.
Tabu-Thema Suizid bei Radio Essen
Suizide sind bei Radio Essen nur sehr selten ein Thema. Hintergrund ist der Pressecodex. Er empfiehlt eine zurückhaltende Berichterstattung, da Untersuchungen gezeigt haben, dass durch die Berichte die Zahl der Fälle kurzzeitig ansteigt, weil es oft Nachahmer gibt. Das soll möglichst nicht passieren. Denn klar ist, Suizid darf nicht die Lösung eines Problems sein. Damit werden Suizide aber auch zum einem Tabu-Thema in der Gesellschaft. Das hat auch die Interviewpartnerin von Radio Essen-Stadtreporter Timm Schröder zu spüren bekommen. Nach dem Suizid ihres Ehemannes haben sich einige gemeinsame Freunde abgewandt. Oft wussten sie nicht, was sie sagen sollen. Dazu kamen noch viele Selbstvorwürfe. Hätte sie es früher merken müssen? Hätte sie ihren Mann davon abhalten können? Auch das Thema Wut spielt eine große Rolle.
Palliativklinikdirektorin Dr. Eva Reumkens
"Sterben ist nie schön", das ist ein klarer Satz von Dr. Eva Reumkens, Direktorin der Klinik für Palliativmedizin an den Kliniken Essen-Mitte. Aber es tut sich eine andere Welt auf bei der medizinischen und auch therapeutischen Versorgung von Patienten, die palliativ behandelt werden. Was bedeutet "palliativ"? Zum Sterben verurteilt? Schmerzmittel? Oder eine Art Hospiz - wo ist da der Unterschied? Eva Reumkens findet gut verständliche Worte, um all das zu erklären, widerspricht der Vorstellung, dass es um reine "Sterbemedizin" geht, hüpft auch fast aufgebracht über den Tisch, wenn der Moderator provozierend fragt. Und ganz nebenbei erfahren wir viel Persönliches über die Ärztin, die gerne reist, eine Haustier hat, Teil einer Patchworkfamilie ist und als größte Schwäche "perfektionistisch" angibt. Auch, ob sie selbst Angst vor Sterben und Tod hat. Und was sie fragen würde, wenn sie den Gesundheitsminister träfe - und ob in der Palliativklinik viel gelacht wird. Kurzum: Eine lohnenswerte Podcastfolge mit Themen zwischen Leben und Tod.
Bestatterin aus Essen: Sterben kann auch eine Erlösung sein
Simone Farwick ist seit 15 Jahren Bestatterin in Essen Überruhr. Sie hat täglich mit Tod und Trauer zu tun. Oft sind die Kinder und Enkel von Verstorbenen froh, dass sie oder er nicht mehr leiden muss, sagt die 41-jährige Bestatterin. Wenn jemand mehrere Jahre Schmerzen hat und nur noch auf den Tod wartet, um erlöst zu werden, dann sind die Angehörigen froh, dass das Leiden ein Ende hat.
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