Tabu-Thema Suizid bei Radio Essen - Gespräch mit einer Betroffenen
Veröffentlicht: Donnerstag, 22.08.2024 13:05
Jede Woche nimmt sich im Schnitt ein Mensch in Essen das Leben, sagt die Telefonseelsorge Essen. Zurück bleiben die Angehörigen, die damit zurechtkommen müssen. Vorwürfe, Zweifel, Trauer und auch Wut spielen eine Rolle. Zum Tag der Suizidprävention sprechen wir mit einer Betroffenen.
Suizid - Angehörige aus Essen über Zweifel, Vorwürfe, Wut und neue Kraft
Suizide sind bei Radio Essen nur sehr selten ein Thema. Hintergrund ist der Pressecodex. Er empfiehlt eine zurückhaltende Berichterstattung, da Untersuchungen gezeigt haben, dass durch die Berichte die Zahl der Fälle kurzzeitig ansteigt, weil es oft Nachahmer gibt. Das soll möglichst nicht passieren. Denn klar ist, Suizid darf nicht die Lösung eines Problems sein. Damit werden Suizide aber auch zum einem Tabu-Thema in der Gesellschaft. Das hat auch die Interviewpartnerin von Radio Essen-Stadtreporter Timm Schröder zu spüren bekommen. Nach dem Suizid ihres Ehemannes haben sich einige gemeinsame Freunde abgewandt. Oft wussten sie nicht, was sie sagen sollen. Dazu kamen noch viele Selbstvorwürfe. Hätte sie es früher merken müssen? Hätte sie ihren Mann davon abhalten können? Auch das Thema Wut spielt eine große Rolle. Unsere Gesprächspartnerin spricht aber auch darüber, wie sie Kraft gefunden hat, wieder nach vorne zu blicken.
Gedenkfeier in Essen hilft mit Schicksalsschlägen leben zu lernen
Anlass, warum wir bei Radio Essen dieses Thema doch aufgreifen, ist der weltweite Tag der Suizidprävention am 10. September. In der Siechenhauskapelle an der Rüttenscheider Straße gibt es um 19 Uhr eine Gedenkfeier für die Hinterbliebenen. Der ökumenische Gottesdienst der Essener Telefonseelsorge steht unter dem Motto: „Mit Schicksalsschlägen leben lernen“. Mit dabei ist dann auch die Autorin, Lyrikerin und Poetry Slammerin Jule Weber. Um 20 Uhr endet die Veranstaltung mit dem Anzünden von 50 Kerzen vor der Kapelle für die Essener Bürgerinnen und Bürger, die sich im vergangenen Jahr das Leben genommen haben. Anschließend stehen der Vorbereitungskreis und Seelsorgende zum Gespräch zur Verfügung.
Siechenhauskapelle in Essen: Ein Ort für die Sorgen der Menschen
Die Siechenhauskapelle an der Rüttenscheider Straße ist ein kleines mittelalterliches Gotteshaus. Es gehört zu den ältesten Kirchenbauten der Ruhrmetropole und wurde zur Versorgung der Kranken außerhalb der Essener Stadtmauer errichtet. Seit 500 Jahren suchen hier Menschen in Notlagen Entlastung und tragen ihre Sorgen vor eine kleine Marienstatue. Die Siechenhauskapelle ist täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Wenn Ihr Suizidgedanken habt oder unter anderen Problemen sehr leidet, dann gibt es Hilfe. Die Telefonseelsorge ist jederzeit kostenlos erreichbar unter der Telefonnummer: 0800 1110111 und 0800 1110222. Weitere Hilfe findet Ihr auch auf der bundesweiten Homepage der Telefonseelsorge.