Negative und sensible Fotos in Essen: Spannender Einblick ins Ruhr Museum

Hinter gut gesicherten Türen lagern im Fotodepot auf Zollverein rund vier Millionen Negative und Fotografien in Essen. Rund 40.000 sind allein von Ruth Hallensleben, eine bedeutende Fotografin für Industriefotografie. Ihre Bilder sind in einer neuen Ausstellung ab sofort im Ruhr Museum zu sehen. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.

© Radio Essen / Timm Schröder

Radio Essen-Stadtreporter darf ins Allerheiligste im Ruhr Museum

Kurator Thomas Dupke nimmt Radio Essen-Stadtreporter Timm Schröder mit ins Fotodepot des Ruhr Museum auf Zollverein. Hier sind Besucherinnen und Besucher sonst nicht gerne gesehen, weil sie allein durch ihre Anwesenheit die rund vier Millionen Negative und Fotos beschädigen könnten. Sowohl die Temperatur, als auch die Luftfeuchtigkeit werden hier durch Computer überwacht. So empfindlich sind die zum großen Teil historischen Bilder. Sollten die Aufnahmen dann doch einmal den Raum verlassen, müssen sie erst für mehrere Stunden in eine besondere Schleuse. Für uns geht es genau durch diesen Raum in die fotografische Schatzkammern des Ruhr Museum. Nur mit speziellen Handschuhen dürfen hier die Fotos angefasst werden und wir dürfen auch nicht lange bleiben. Für die 120 Bilder der Ausstellungen haben sich die vier Kuratoren alle rund 40.000 Aufnahmen angesehen. Dazu wurden auch noch andere Archive besucht. Insgesamt kein leichter Job. Es hat mehrere Monate gedauert bis die Ausstellung dann stand.

© Radio Essen / Timm Schröder

Das Ruhr Museum in Essen zeigt eine besondere Fotografin

Die Fotos von Ruth Hallensleben sind im Ruhr Museum in der Galerie auf der 21-Meter-Ebene noch bis zum 24. August 2025 zu sehen. Sie zeigen Bilder vor allem aus den Bereichen Landschaft, Architektur, Industrie, Porträt, Reise und Werbung. Hallensleben war eine der ersten Frauen in Deutschland, die mit Fotografie erfolgreich wurde und hatte ein ganz besondere Art, ihr Aufträge umzusetzen. Die zunächst in Köln, später in Wiehl und Wuppertal lebende Fotografin war bekannt für ihre idealisierten Darstellungen und ihre präzisen Inszenierungen. Bislang ist Ruth Hallensleben vorrangig als Industriefotografin ausgestellt worden. Im Ruhr Museum werden zum ersten Mal auch andere Bilder gezeigt. Dabei kam Ruth Hallensleben erst spät zur Fotografie. Mit 32 Jahren begann sie 1930 eine Lehre in einem Foto-Atelier. Bereits ein Jahr später hatte Hallensleben ihre erste Veröffentlichung in der Zeitschrift der Vereinigten Stahlwerke „Das Werk“. Von 1934 bis 1973 übernahm sie als selbständige Fotografin zahlreiche Aufträge im gesamten damaligen Deutschen Reich sowie in der späteren Bundesrepublik und war somit in zwei unterschiedlichen politischen Systemen tätig.

Das ist in der Foto-Ausstellung in Essen zu sehen

Die 120 Fotografien zeigen alle Phasen des Berufslebens von Ruth Hallensleben. Ihre Karriere baute sie ab den 1930er-Jahren im nationalsozialistischen Deutschland auf. Bis kurz vor Kriegsende fotografierte sie für Unternehmen und nationalsozialistische Organisationen. In allen Auftragsarbeiten werden die Wünsche der Auftraggeber erfüllt – entsprechend den Vorgaben im NS-Staat. In ihren Aufträgen für die Rüstungsindustrie dokumentiert Hallensleben die Fertigung von Bomben in der Maschinenfabrik Meer in Mönchengladbach (1941) und die Herstellung von Panzerfahrzeugen im Werk Thyssen der Deutsche Röhrenwerke AG in Mülheim an der Ruhr (1943). Nach dem Krieg kommt sie wieder schnell ins Geschäft und macht unter anderem Fotoreportagen über den Wiederaufbau des Kölner Doms, Aufträge für das Theater, Produktbilder für Anzeigen, Produktkataloge und Firmenbroschüren sowie Reisefotografien.

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