Grundschulen in Essen: Entsetzen und Hoffnung wegen neuen Corona-Tests

An Essens Grundschulen gelten ab sofort neue Regeln für die Corona-Tests. Dadurch herrscht an den Schulen mal wieder Chaos - aber auch Hoffnung.

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© Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

Essen: Neue Pool-Tests an Grundschulen

An Essens Grundschulen stehen die Telefone mal wieder nicht still: Seit heute (26. Januar) gilt in Nordrhein-Westfalen ein neues "Lolli"-PCR-Testverfahren. Das stellt nicht nur die Schulen, sondern auch mal wieder die Eltern und Kinder vor große Herausforderungen.

Essen: „Lolli“-PCR-Testverfahren an Grundschulen wird verändert

Bis vor kurzem wurden an den Grundschulen noch zwei zuverlässige PCR-Tests pro Klasse durchgeführt: Ein sogenannter Pool-Test. Dabei wurden alle Tests der Schulkinder gleichzeitig getestet. Wenn einer der Tests positiv war, wurden auch die zweiten, einzelnen Tests durchgeführt. Der konnte dann dem betroffenen Kind zugeordnet werden.

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Die Idee dahinter: So hätte am nächsten Schultag nur das positiv getestete Schulkind und evt. noch die nahen Kontaktpersonen zu Hause bleiben müssen. Das Problem: die Labore sind derzeit überlastet und kommen mit den Testungen nicht hinterher. Teilweise haben Schulen mehrere tage auf ihre Testergebnisse gewartet. Deswegen soll das neue Test-Verfahren die Labore entlasten. Das erhofft sich auch Stefan Weiffenbach, der Leiter der Grundschule Haarzopf: "Wenn die Labore entlastet sind, können wir hoffentlich zumindest die Ergebnisse der Pooltests schon abends haben." Das war in letzter Zeit nicht immer so.

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Symbolfoto: Corona Schnelltest an einer Grundschule© Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
Symbolfoto: Corona Schnelltest an einer Grundschule
© Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

Corona-Tests in Essen: Wie sie jetzt an Grundschulen ablaufen

An den Grundschulen in Essen und NRW wird ab sofort anders auf Corona getestet. Die Tests in den Klassen werden nach wie vor als Pool-PCR-Tests ausgewertet. Wenn aber einer davon positiv ist, wird nicht eine zweite PCR-Probe im Labor ausgewertet. Nein, bei einem positiven Test im Pool müssen weiterhin alle Kinder in die Schule kommen und da einen Schnelltest machen. Den können sie alternativ auch in einem Testzentrum machen und der Schule das Ergebnis vorzeigen.

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Das Kind oder die Kinder mit einem positiven Schnelltest müssen dann sofort vom Rest der Klasse getrennt und abgeholt werden. In manchen Schulen können sie dann in einem Extra-Raum warten, manchmal aber auch auf dem Flur oder dem Schulhof. "Das kriegen die anderen Kinder natürlich mit", berichtet Anja Löwenau auf Radio Essen-Nachfrage. Sie leitet die Carl-Funke-Schule in Heisingen. "Für die betroffenen Kinder ist das natürlich unangenehm." An der Schule am krausen Bäumchen in Bergerhausen gibt es für die Kinder ein "Du bist nicht allein"-Tütchen mit Spielzeug und Süßigkeiten als Trost. Eine Erzieherin passt dann in einem gesonderten Raum so lange auf die Kinder auf, bis sie abgeholt werden.

Die Carl-Funke-Schule in Heisingen© Radio Essen
Die Carl-Funke-Schule in Heisingen
© Radio Essen

Corona in Essen: Katastrophaler Zustand

Auch die Eltern stehen dann vor neuen Herausforderungen: Sie müssen ihre Kinder, wenn sie positiv getestet sind, schnellstmöglich von der Schule abholen. Das ist insbesondere bei den Eltern, die arbeiten gehen, schwierig. Das weiß auch Hendrik Härtig. Er ist Vorsitzender vom Verein der Elternpflegschaften in Essen. Das alte Testverfahren sei auch nicht mehr tragfähig gewesen, weil die Familien so lange auf die Ergebnisse warten mussten - bis zu drei Tage. Teilweise sind ganze Schulen geschlossen geblieben.

"Es gibt Eltern, die haben schon ihre Jobs verloren."

Jetzt sei es aber auch nicht viel besser: Schon wieder müssen Kinder nach Hause, wieder müssen Eltern sich um die Kinder kümmern, wieder werden Dinge kurzfristig entschieden - auf dem Rücken der Schulen, der Eltern und der Kinder. Dass Labore überlastet sind, hätte die Politik schon früher absehen können und von den Eltern zu verlangen, dass sie sich ständig bereithalten, sei ein Unding. Er habe schon einer Mutter gehört, die im mobilen Pflegedienst arbeitet und ihr positiv getestetes Kind auf ihre Tour mitgenommen habe. Sie hätte keine andere Chance gehabt, das Kind anderweitig zu betreuen. Andere hätten schon ihren Job verloren, weil sie ihre Kinder betreuen mussten.

Schulen in Essen entsetzt über neue Corona-Tests

"Wir können den Aufwand nicht mehr leisten", klagt Anja Löwenau auf Radio Essen-Nachfrage. Sie leitet die Carl-Funke-Schule in Heisingen. Die doppelten Pool-Tests waren einfacher: Da gab es die Ergebnisse aus den Laboren. Jetzt müssen die Lehrkräfte zusammen mit den Kindern zusätzlich zum Pool-Test die Schnelltests durchführen.

"Und mindestens ein positiv getestetes Kind ist ja dabei", gibt die Schulleiterin zu bedenken. "Unsere Lehrerinnen und Lehrer haben einfach Angst." Manche Schulen machen die Tests deshalb auf dem Schulhof. An der Grundschule Haarzopf können Lehrerinnen und Lehrer auf Wunsch Schutzkleidung und Visiere bekommen, wie es auch in Testzentren üblich ist.

Symbolfoto: Corona-Pool-Tests an Schulen© Kostas Mitsalis/ Radio Essen
Symbolfoto: Corona-Pool-Tests an Schulen
© Kostas Mitsalis/ Radio Essen

Grundschulen in Essen kurzfristig informiert

In Essen haben manche Eltern schon am Dienstag (26. Januar) im Radio von der neuen Test-Strategie an den Grundschulen in NRW erfahren. Das war gegen 20 Uhr, hat uns die Schulleiterin der Grundschule Überruhr gesagt. Die Schulen dürfen allerdings erst dann tätig werden, wenn sie auch eine sogenannte Schulmail bekommen haben. Darin steht, wie sie sich verhalten sollen. Die kam wohl erst gegen viertel nach zehn am Abend.

In der Schulmail standen die neuen Informationen und was die Schulen jetzt machen sollen. Der Schulleiter der Grundschule Haarzopf zeigt Verständnis dafür, dass das Schulministerium wegen der überlasteten Labore reagieren musste. Der Zustand sei nach zwei Jahren Pandemie aber abzusehen gewesen, kritisiert der Vorsitzender vom Verein der Elternpflegschaften in Essen. Das schlimmste aber sei, dass die die Änderungen im Testverfahren ab sofort umzusetzen sind, da waren sich alle einig, mit denen wir bei Radio Essen gesprochen haben. Das sei eine riesige Belastung für die Schulen, für die Eltern und nicht zuletzt auch für die Kinder.

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