Essen: Bundeskanzler in Sorge um thyssenkrupp und die Stahlbranche
Veröffentlicht: Samstag, 07.12.2024 13:10
Die Lage bei thyssenkrupp in Essen bereitet nicht nur den Beschäftigten Sorgen. Jetzt lädt der Bundeskanzler zum Gipfeltreffen ein. Das sind die Hintergründe.
In Essen schon länger Probleme mit der Stahlsparte bei Thyssenkrupp
Bei thyssenkrupp in Essen wird schon seit Monaten über die Probleme des Konzerns vor allem bei der Stahlsparte diskutiert. Es gab mehrere Proteste und Demonstrationen. Doch geändert hat sich nichts, es ist eher noch schlechter geworden. Zuletzt hatten die Verantwortlichen der thyssenkrupp Steel Europe AG angekündigt, 11.000 Stellen zu streichen. Von 27.000 Beschäftigten bleiben dann gerade noch 16.000 übrig. Das ruft jetzt auch Bundeskanzler Olaf Scholz auf den Plan. Er lädt Vertreter der Branche am Montag, 9. Dezember, zu einem gemeinsamen Gipfel ein. Vertreter aus der gesamten Stahlbranche, Betriebsräte und Gewerkschafter sind zum Stahlgipfel im Kanzleramt eingeladen. Das teilte Scholz beim Kurznachrichtendienst X mit. Wichtig seien verlässliche Strompreise für die Branche, die Förderung von Investitionen und der Schutz vor Dumping-Stahl, so Scholz weiter. Der Bundeskanzler macht sich Sorgen um die Abhängigkeit der Rüstungsindustrie von anderen Stahlproduzenten in anderen Ländern.
"Seit der Zeitenwende haben wir gelernt, dass Unternehmen der Rüstungsindustrie zu oft von Zulieferern aus Ländern abhängig sind, bei denen wir uns nicht immer sicher sein können, ob wir zu jedem Zeitpunkt das Material bekommen, das wir brauchen.", erklärt Olaf Scholz in der Tageszeitung "Neue Westfälische".
Deutschland dürfe nicht erpressbar sein. Deshalb müsse die Stahlherstellung in Deutschland langfristig gesichert werden.
In Essen dreht sich das Rad der Führungskräfte immer schneller
In Essen haben in den letzten Wochen gleich mehrere Führungskräfte die thyssenkrupp AG verlassen. Das irritiert den zweiten Vorsitzenden der IG Metall Jürgen Kerner. Er fordert eine Klärung. Neuester Weggang ist der Finanzvorstand Jens Schulte. Er ist erst seit Anfang Juni beim Unternehmen und will jetzt zur Deutschen Börse AG wechseln. Der Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm bedauert den Abschied. Ebenfalls aus dem thyssenkrupp AG Vorstand verabschiedet sich der Personalverantwortliche Oliver Burkhard. Er wird den Vorstandsposten niederlegen und sich seinen Aufgaben aus Chef der thyssenkrupp-Marinesparte widmen, teilte das Unternehmen mit. Auch nicht mehr dabei ist der Chefstratege im Konzern Cetin Nazikkol, er ist bereits im November gegangen. Für die Beschäftigten ist das eine schwer zu ertragende Lage, denn die vielen Wechsel in der Führungsetage verunsichern alle, sagt die IG Metall. Das Unternehmen brauche Ruhe, Kontinuität und Konzentration auf die Lösung der vielen Herausforderungen, so der Gewerkschaftsvertreter weiter.