Corona-Talk: Eure Fragen rund um das Thema Impfen

Wir haben mit unseren Experten im Radio Essen-Talk auf das Corona-Jahr 2020 zurück geblickt und Eure Fragen rund um die Corona-Impfungen beantwortet.

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Impfen gegen Corona? Unser Experten-Talk bei Radio Essen

Am Mittwoch, den 30.12. waren bei unserem Experten-Talk bei Radio Essen der Corona-Einsatzleiter und Klinikdirektor für Notfall- und Intensiv-Medizin der Kliniken Essen-Mitte, Dr. Andreas Grundmeier, sowie der Krankenhaus-Hygieniker und ärztl. Direktor von Bioscientia/ Zentrum für Hygiene Dr. Georg-Christian Zinn zu Gast. Beide sind Experten in Sachen Impfen und arbeiten zusammen bei diesem Thema.

Das war der Talk

In unserem Corona-Talk haben wir auf das Corona-Jahr 2020 zurückgeblick und mit den beiden Ärzten ihre Sicht, ihre Erfahrungen und Hoffnungen besprochen. Zum Beispiel werden aktuell ca. 250 Corona-Patienten in Essener Krankenhäusern behandelt, ca. 60 von ihnen liegen auf Intensivstationen.

Essen: Experten wollen Lockdown verlängern

Dr. Georg-Christian Zinn, Krankenhaus-Hygieniker und ärztl. Direktor von Bioscientia/ Zentrum für Hygiene, hat im Radio Essen Corona-Talk den späten Start des Lockdowns kritisiert.

„Wir hätten viel früher im Herbst mit dem Lockdown beginnen müssen. [...] Dieser Lockdown light hat leider nichts gebracht. [...] Es wird sicher über den 10. Januar hinaus Lockdown-Maßnahmen geben müssen."

In Essen werde aber auch schon viel gemacht im Kampf gegen Corona, es gebe vor allem gute Zusammenarbeiten zwischen den entscheidenden Stellen.

Essen: Das sagen die Experten zum Thema Impfen

Unsere Experten, der Corona-Einsatzleiter und Klinikdirektor für Notfall- und Intensiv-Medizin der Kliniken Essen-Mitte, Dr. Andreas Grundmeier, und der Krankenhaus-Hygieniker und ärztl. Direktor von Bioscientia/ Zentrum für Hygiene Dr. Georg-Christian Zinn, erinnern noch einmal daran, dass die Impfung eine der erfolgreichsten Maßnahmen in der Medizin ist, das dürfe man nicht vergessen. Wir werden heute im Schnitt 80 Jahre alt und das hat mit der Impfgeschichte zu tun, früher sind viele Menschen an Kinderkrankheiten gestorben, sagen beide. Die Impfung wird uns helfen, die Pandemie zu besiegen, davon sind die Experten überzeugt. Sie haben im Talk auch viele Eurer Fragen beantwortet.

Talk verpasst? Kein Problem! Hier könnt Ihr alles noch einmal nachhören.

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Das sind die Antworten auf Eure Fragen

Wer darf sich impfen lassen?

Erst einmal alle, die über 16 Jahren alt und nicht schwanger sind oder gerade stillen. Zu diesen Gruppen gibt es noch keine ausreichenden Studien. Wer starke Nahrungsmittelallergien hat, sollte vorher seinen Arzt fragen. Auch wer akut krank ist, sollte sich nicht impfen lassen, genauso wie diejenigen, die bereits eine Corona-Erkrankung hinter sich haben.

Darf ich mich impfen lassen, wenn ich eine Autoimmunkrankheit habe, wie Hashimoto oder Colitis Ulcerosa?

Ja. Nach aktuellen Befunden gibt es keine Contra-Indikationen, wer eine Autoimmunkrankheit hat, ist sogar eher Risikopatient und sollte geimpft werden.

Darf ich geimpft werden, wenn ich Betablocker nehme?

Ja, es sind keine Contra-Indikationen bekannt.

Darf ich geimpft werden, wenn ich Macumar (Blutverdünner) nehme?

Ja, in diesem Fall werden besondere Nadeln verwendet, damit es nicht zu längeren Blutungen kommt. Das wird auch vor Ort nachkontrolliert, bevor die Patienten nach der Impfung gehen.

Darf ich geimpft werden, wenn ich Krebspatient bin und eine Chemo-/ Strahlentherapie mache oder gibt es da Wechselwirkungen?

Ja. Es sind keine Wechselwirkungen bekannt. Krebspatienten gehören zur Risikogruppe und sollten geimpft werden.

Werde ich unfruchtbar, wenn ich mich impfen lasse?

Nein.

Gibt es bekannte Langzeit-Nebenwirkungen?

Nein, der Impfstoff wird, anders als andere, nicht auf Hühnerei-Basis, sondern gentechnisch hergestellt, daher sind Langzeit-Nebenwirkungen nicht zu erwarten. Genaue Studien gibt es dazu aber noch nicht.

Kann ich geimpft werden, wenn ich chronisches Asthma habe oder muss ich dann auch eine starke allergische Reaktion erwarten, die einige Patienten hatten?

Gerade für Asthmatiker ist die Impfung besonders wichtig, eine starke allergische Reaktion auf den Impfstoff ist eher nicht zu erwarten. Die weltweit vier bekannten Berichten über eine starke allergische Reaktion hängen wohl alle mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten zusammen. Allen vier Geimpften geht es mittlweile aber wieder gut.

Was sind mögliche Nebenwirkungen direkt nach der Impfung?

Es kann u.a. eine Rötung an der Einstichstelle auftreten oder auch leichte Schwerzen im Arm. Auch Müdigkeit und ein leichtes Krankheitsgefühl am nächsten Tag sind nicht ungewöhnlich. Die möglichen Nebenwirkungen sind in der Regel milde und schnell vorbei.

Wer übernimmt die Haftung für einen möglichen Impfschaden und die Kosten für eine eventuelle Behandlung?

Der Staat ruft offen zu dieser Impfung auf, daher treten der Staat bzw. staatliche Stellen auch für mögliche Impfschäden ein.

Wie lange dauert es, bis der Körper nach der Impfung immunisiert ist?

Der Impfstoff muss zweimal im Abstand von 21 Tagen verabreicht werden. Sechs Tage nach der zweiten Impfung ist man dann immun.

Kann man das Virus nach der Impfung noch übertragen?

Dazu gibt es bisher nur Studien mit Affen, diese waren aber zu 99% keine Überträger mehr nach erneutem Kontakt mit dem Virus.

Wieviel Prozent ist man nach der Impfung immun?

Nach den aktuellen Studien hat der Impfstoff eine Wirksamkeit von 95 %, das heißt von 100 Geimpfenten sind 95 immun.

Darf ich geimpft werden, wenn ich Schmerzmittel nehme?

Ja, das hat keinen Einfluss auf die Impfung.

Ist der Corona-Impftsoff ein Lebendimpfstoff?

Nein, es ist ein mRNA-Impfstoff, kein Lebendimpfstoff.

Ist Benzyl-Alkohol enthalten?

Nein, es sind Lipide enthalten, um den Impfstoff zu stablilisieren.

Wenn ich unbewusst positiv bin, was passiert, wenn ich geimpft werde?

Derjenige wird trotzdem geimpft, es sollte keine Nebenwirkungen geben. Aber: Bei der Impfung müssen alle Hygieneregeln eingehalten werden, auch zum Schutz der Impfenden.

Muss ich mich impfen lassen, wenn ich Corona schon hatte?

Die STIKO sagt, dass man sich dann erst einmal nicht impfen lassen muss. Aber nur, wenn die Coronaerkrankung nachgewiesen ist. Schaden würde die Impfung aber nicht.

Gibt es vor der Impfung ein ausführliches Vorgespräch?

Ja, das ist bei jeder Impfung der Fall. Es gibt einen Aufklärungsbogen (auch beim RKI erhältlich), der mit allen zu Impfenden durchgegangen wird.

Kann so etwas wie der Contergan-Skandal mit der Corona-Impfung auch passieren?

Nein, der Impfstoff wird nicht an Nachkommen übertragen. Contagan war bei Schwangeren nicht erprobt, sagen die Experten. Der Corona-Impfstoff wird aktuell aufgrund der noch nicht vorhandenen Studien, nicht an Schwangere verimpft.

Es gab einen Fall, bei dem zu hohe Dosen geimpft wurden. Handelt es sich dann um einen Kunstfehler? Wer haftet?

Der Staat ruft offen zu dieser Impfung auf, daher treten der Staat bzw. staatliche Stellen auch für mögliche Impfschäden ein.

Ist der PCR Test nach der Impfung positiv?

Er wäre nur positiv, wenn man Überträger wäre, die Impfung selbst sorgt nicht dafür, dass der PCR Test positiv ist.

Wie kann ich dafür sorgen, dass ich schnell geimpft werde?

Wir müssen uns klar machen, dass wir in einer Sondersituation sind, sagen unsere Experten. Wir sind gewohnt, dass alle medizinischen Leistungen immer allen zur Verfügung stehen. Der Impfstoff ist aber jetzt gerade nicht ausreichend verfügbar für alle, daher gibt es die Priorisierung, wann wer dran ist.

Wie erfahre ich, wann ich geimpft werde?

Entsprechend der Reihenfolge werden gerade die ersten Essener angeschrieben, im Zweifelsfall hilft die Telefonnummer 116117 weiter.

Wird an Medikamenten auch so intensiv geforscht, wie an der Impfung?

Mediziner haben im Laufe der letzten Monate viel über das Virus gelernt und auch über Medikamente, die den Ausgang der Erkrankung positiv beeinflussen können.

Wenn später mehrere Impfstoffe auf dem Markt sind, kann ich mir dem Imfpstoff dann aussuchen?

Das wird noch eine Weile dauern, mindestens bis zum Sommer, bis es wirklich eine Auswahl gibt. Wichtig ist, dass beide Impfungen mit demselben Impfstoff getätigt werden. Wenn es genügend Kapazitäten von mehreren Impfstoffen gibt, wird es wahrscheinlich auch Auswahlmöglichkeiten geben.

Das sagt der Essener Virologe Prof. Dr. Mirko Trilling über die Impfung

Das Immunsystem werde durch die Impfung herausgefordert, erklärt Virologe Prof. Dr. Mirko Trilling. An der Einstichsstelle kann sich eine Rötung bilden und auch Müdigkeit, Kopfschmerzen und leicht erhöhte Temperatur zählen zu den leichten Nebenwirkungen, die vereinzelt auftreten können. Schwere Nebenwirkungen gebe es sehr wenig bis gar keine. "Wenn ich dran bin, würde ich mich sofort impfen lassen", so Trilling im Radio Essen-Interview.

Die Studien sind sehr groß und viele tausend Menschen wurden geimpft. Da aber die Studien mit jüngeren Menschen noch nicht beendet sind, müssen Menschen (nach derzeitigem Stand) mindestens 16 Jahre alt sein. Bei Schwangeren und Personen mit Allergien ist man aber vorsichtig oder rät dazu, sich nicht impfen zu lassen. Es könne aber sein, dass die unterschiedlichen Impfstoffe für unterschiedliche Menschen mit Vorerkrankungen besser geeignet sein.

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Weitere Corona-Talks bei Radio Essen

Prof. Dr. Mirko Trilling war schon zu Beginn der Corona-Krise in Essen zu Gast im Radio Essen-Talk:

Dazu haben wir schon in einigen Talks Eure Fragen rund um die Corona-Krise beantwortet:

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