Corona-Talk bei Radio Essen: Booster-Impfung, Krankenhaus-Lage und nötige Maßnahmen

Die Corona-Zahlen steigen auch in Essen weiter, der Winter kommt und damit neue Maßnahmen. Die Intensivstationen werden voller und die Rufe nach Booster-Impfungen und schärferen Regeln werden lauter. Über diese und viele andere Themen haben wir im Radio Essen-Talk mit den Experten der Kliniken Essen-Mitte gesprochen. 

© Radio Essen / Mona Belinskiy

Radio Essen-Experten-Talk zur Corona-Lage

Im Radio Essen-Talk sind der Corona-Einsatzleiter und Klinikdirektor für Notfall- und Intensiv-Medizin der Kliniken Essen-Mitte, Dr. Andreas Grundmeier und der Krankenhaus-Hygieniker und ärztliche Direktor von Bioscientia/Zentrum für Hygiene Dr. Georg-Christian Zinn zu Gast. Empfehlen sie für alle eine dritte Impfung oder sollten wir erst die Anzahl unserer Antikörper testen lassen? Kann uns eine 2G-Regel überall tatsächlich weiterbringen? Was sagen sei zu einer Impfpflicht? Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir hier für Euch zusammengefasst.

Wie bewerten die Experten die aktuelle Situation?

Die Experten sehen uns aktuell in einer dramatischen Situation. Ihrer Meinung nach müsste das soziale Leben schnell und stark eingeschränkt werden. Nicht alles was momentan erlaubt ist, sei richtig, sagen sie. Die Experten sagen deutlich: Wenn sich nicht genügend Menschen boostern lassen, werden wir mit erheblichen Einschränkungen rund um Weihnachten rechnen müssen. 

Wie ist die Lage in den Essener Kliniken und auf den Intensivstationen?

Seit zwei Tagen nehmen die Zahlen der Corona-Patienten an den Essener Krankenhäusern zu, sagt Dr. Andreas Grundmeier. Insgesamt liegen aktuell (Stand: 23.11.2012) 71 Corona-Patienten zur Behandlung in den Essener Krankenhäusern, davon 31 auf den Intensivstationen. Sollte die Anzahl der Patienten auf den Intensivstationen steigen, ist laut Grundmeier nicht die Zahl der Intensivbetten das Problem, sondern das fehlende Personal in diesen Bereichen.

Durch Personalmangel sei auch das jetzige Personal erschwerten Bedingungen ausgesetzt. Die Experten halten es für wichtig, das Personal zu motivieren und die Pflege wieder attraktiver zu machen. Dabei sollte vor allem die Politik helfen. Zum Beispiel durch ein landesweites Programm. Die Experten sehen den Personalmangel oder schlechte Bedingungen in der Pflege nicht erst seit Corona als ein Problem. 

Haben wir eine Pandemie der Ungeimpften oder sind die Impfdurchbrüche das Problem?

Laut der Experten haben wir zum großen Teil eine Pandemie der Ungeimpften. Aber auch die Schutzwirkung der Geimpften lässt schneller nach als erwartet, besonders bei älteren Menschen, sagt Dr. Georg-Christian Zinn. Die Experten machen deutlich, dass sogenannte „Impfdurchbrüche“ kein Versagen des Impfstoffes zeigt. Kein Impfstoff schütze zu hundert Prozent. Die Übertragung des Virus sei weiterhin möglich, auch zwischen Geimpften und Geboosterten. Die Experten können aber mit Sicherheit sagen, dass Geimpfte nicht so schwer erkranken und nicht so viele Nebenwirkungen haben. Damit sprechen sie sich noch einmal deutlich für die Impfung aus. 

Wie lange schützt mich eine Impfung?

Das ist bei jedem Menschen anders, sagen die Experten. Das Immunsystem spiele dabei eine große Rolle. Vor allem bei älteren Menschen würde der Impfschutz daher schneller nachlassen.

Radio Essen Hörerin Sabrina aus Überruhr fragt die Experten, welche Rolle der Wert der Antikörper bei der Schutzwirkung spielt. Die Experten sagen deutlich, dass die Antikörper keine sichere Aussage über den Schutz geben können. Deswegen sei der Abstand zwischen den Impfungen entscheidend, spätestens nach einem halben Jahr sollte die Booster-Impfung erfolgen. 

Booster-Impfung: Wann und mit welchem Impfstoff?

Vergangenen Donnerstag hat die Ständige Impfkommission dazu eine Empfehlung herausgegeben: In der Regel soll nach spätestens sechs Monaten eine Booster-Impfung mit dem Impfstoff der vorherigen Impfung erfolgen. Außerdem gibt die Empfehlung für unter Dreißigjährige, die mit Moderna geimpft wurden, den Booster mit Biontec vor.

Zudem wird, laut Ständige Impfkommission, eine Corona-Erkrankung wie eine Impfung gewertet. Demnach muss eine Person, welche zwei Mal geimpft und einmal erkrankt ist, nicht geboostert werden. 

Gibt es zu wenig Impfangebote?

Die Experten sagen klar, dass die Impfzentren vielleicht zu früh abgeschafft wurden. Anfang des Jahres gab es eine Priorisierungsliste für Impffreiwillige und aktuell sollen sich alle gleichzeitig boostern lassen, sagt Dr. Georg-Christian Zinn. Das führe zu einer erhöhten Nachfrage, der man vielleicht nicht nachkommen könnte.

Hier geht es zu den Impfangeboten in Essen.

Was sagen die Experten zu 3G, 2G und 2GPlus?

2G reicht in geschlossenen Räumen nicht aus, sagen die Experten deutlich. Sie appellieren an das Sicherheitsgefühl aller Menschen und auch an die Maske in geschlossenen Räumen. Trotzdem sei das Testen für Ungeimpfte nicht so sicher wie für Geimpfte. „Getestet“ sei das Schwächste „G“ der 3G-Regel. Daher ist eine 2G-Regelung laut der Experten sinnvoll.

Hörerin Jenny fragt, ab wie viel Jahren die 2G-Regel gilt. Ihr Sohn ist 12 Jahre alt und würde gerne zum Fußballtraining. Laut der Experten gilt die 2G-Regel ab 12 Jahren, das kann aber individuell verändert und angepasst werden. 

Ist eine Impfpflicht sinnvoll?

Die Experten halten eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen für sinnvoll. Laut ihnen ist die Impfung nicht alleine eine Privatsache, sondern sie hat eine Auswirkung auf die Gesellschaft.

Was haben die Experten aus der Pandemie gelernt?

„Nicht wir bestimmen, wann die Pandemie zu Ende ist, sondern das Virus. Das Virus nutzt jede Schwäche von uns, allerdings haben wir ein scharfes Schwert, und zwar die Impfung.“, sagt Dr. Andreas Grundmeier.

Radio Essen-Talk nachhören

Im Corona-Experten-Talk bei Radio Essen haben wir Eurer Fragen beantwortet, zum Beispiel auch zu den Themen: Wie lange hält mein Impfschutz? Oder wie hoch ist das Restrisiko bei 2GPlus auf Großveranstaltungen? Den ganzen Talk könnt Ihr hier noch mal nachhören:

© Radio Essen
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