Weltflüchtlingstag in Essen: Was Gesellschaft, Politik und Kirche für Geflüchtete tun können

In Essen wurde verstorbenen Geflüchteten gedacht. Zum Weltflüchtlingstag am Dienstag (20. Juni) gab es eine besondere Aktion an der Marktkirche. Besucher und Veranstalter hatten außerdem Ideen dazu, was Gesellschaft, Politik und Kirche tun können, damit es Geflüchteten in Zukunft besser geht.

© Radio Essen / Madlen Gerick

Gedenken in Essen an verstorbene Geflüchtete

Das Ziel: Europa, vielleicht sogar Essen. Das Ende: Auf dem Grund des Mittelmeers. Erst in der vergangenen Woche sind wieder mehrere hundert Menschen im Mittelmeer gestorben. Rund 700 Menschen waren auf dem Fischkutter, der vor der Küste Griechenlands gesunken ist. Solche Unglücke, gar nicht weit weg von Essen, kommen leider viel zu häufig vor. Seit 2014 sind mehr als 20.000 Menschen im Mittelmeer gestorben – die Dunkelziffer ist hoch. Um dem Schicksal dieser Menschen zu gedenken, gab es zum Weltflüchtlingstag am Dienstag (20. Juni) eine besondere Veranstaltung in der Innenstadt. Mehrere Essener Initiativen haben vor und in die Marktkirche eingeladen. Dort wurden Namen von Menschen, die bei der Flucht ertrunken sind, auf Stoffstreifen geschrieben und zu jeder vollen Stunde laut vorgelesen. Damit sollte den Geflüchteten ein Gesicht gegeben werden.

Besondere Aktion in Essen zum Weltflüchtlingstag

"Beim Namen nennen" heißt die Aktion, die es am Dienstag in Essen gab. Eine Organisation aus Holland sammelt die Namen der Ertrunkenen und stellt sie zur Verfügung. Die Idee, die Namen auf Stoffstreifen aufzuschreiben, aufzuhängen und zu einem "Mahnmal der Menschenwürde" werden zu lassen, kommt aus der Schweiz. Mittlerweile gibt es die Aktion aber in mehreren Ländern. Und nun zum zweiten Mal auch in Essen. 2022 fand sie hier zum ersten Mal in kleinerem Rahmen statt. Zusätzlich gab es an der Marktkirche Musik und politischen Poetry Slam zu den Themen Flucht und Rassismus. Für die Besucherinnen und Besucher war das eine spannende Veranstaltung.

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Essen: Was kann die Politik für Geflüchtete tun?

Der politische Poetry Slam bei der Veranstaltung in Essen hat für Gänsehaust gesorgt. Eine der Vortragenden war Jouhaina Lahchaichi aus Frohnhausen. Sie kennt einige Menschen, die geflüchtet sind. Deswegen war es ihr so wichtig bei der Aktion mitzuwirken. Die junge Poetra Slammerin möchte aufmerksam machen auf die Themen Flucht und Rassismus.

Allein die Aktion an der Marktkirche reicht aber nicht. Es muss viel getan werden, damit diese Themen genügend Aufmerksamkeit bekommen. Und es muss vor allem will passieren, damit es Geflüchteten besser geht. Zwangsläufig stellt sich die Frage: Was kann die Politik tun? Die Menschen beim Weltflüchtlingstag an der Marktkirche haben dazu eine klare Meinung.

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Das kann die Kirche in Essen für Geflüchtete tun

Auch die Situation in den Herkunftsländern müsse verbessert werden. Das sagt Achim Gerhard-Kemper. Er war Pfarrer in Altenessen, jetzt ist er im Ruhestand und arbeitet ehrenamtlich bei ProAsyl und der Seebrücke Essen. Er findet außerdem: In Deutschland braucht es mehr Geld für gute Sprachekurse. Denn nur, wer gut Deutsch kann, hat auch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt - und damit mehr Chancen auf eine gute Integration.

Nicht nur die Politik, auch die Kirche kann etwas tun, damit es Geflüchteten besser geht. Dazu gehören Aktionen wie die an der Marktkirche. Außerdem gibt es Beratungsangebote und Unterstützung von Diakonie und Caritas. "Aber da ist noch Luft nach oben", so Achim Gerhard-Kemper. Am wichtigsten sei wohl, dass Kirche raum schafft, für Begegnung - um Vorurteile abzubauen.

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