Sinnkrise trotz Sommerwetter: Team im Bistum Essen bietet Unterstützung
Veröffentlicht: Freitag, 11.07.2025 13:29
Sommer bedeutet Leichtigkeit? Aber trotzdem sind da Zweifel, das leise Gefühl, dass etwas im Leben fehlt. Beim Weg raus aus dieser Sinnkrise gibt es Hilfe.

Geistlicher Begleiter im Bistum Essen: Gefühle von Unzufriedenheit nicht übergehen
Habe ich den richtigen Job? Macht mich meine Beziehung wirklich glücklich? Oder ist von außen eigentlich alles super, aber trotzdem fehlt der Sinn oder ein Ziel im Leben? Solche Gedanken und Gefühle sind normal. Und es ist wichtig, sie nicht wegzuwischen, sagt Dr. Stephan Trescher. Er ist geistlicher Begleiter und Referent für Spiritualität beim Team Exercitia im Bistum Essen. Außerdem ist er Theologe, Pastoralreferent und Heilpraktiker für Psychotherapie.
"Wenn da eine Form von Unzufriedenheit ist, dann ist das ein Zeichen, was es wert ist, nicht übergangen zu werden."
Er plädiert dafür solche Gefühle bewusst wahrzunehmen und in sich hinein zu spüren: Welches Bedürfnis habe ich eigentlich? Das geht am besten bei einer Auszeit.
Zeit nehmen zum fühlen und spüren
"Meistens weiß ich tief in mir selber am besten, was ich brauche, was mir gut tut."
Man müsse sich nur die Zeit nehmen aus dem Hamsterrad des Alltags auszusteigen und das auch zu spüren, so Stephan Trescher. Das geht zum Beispiel beim Saunabesuch, beim Spaziergang im Wald, bei einer Meditationsübung oder beim Yoga. Es gibt auch längere Retreats, unter anderem Schweige-Retreats. Das alles bietet das Team Exercitia in den Städten des Bistums Essen an. Einen genauen Überblick darüber bekommt Ihr hier.
Über Gefühle sprechen und sortieren
Die Auszeit, um Dinge zu spüren, ist aber nur der erste Schritt. Dann hilft es darüber zu sprechen, um alles zu sortieren - mit Freunden oder einem geistlichen Begleiter wie Stephan Trescher. Die geistliche Begleitung ist vom Setting ähnlich wie eine Therapie, erklärt er. Nur, dass es nicht um psychische Probleme oder Krankheiten geht, sondern allgemeinere Lebens- und Sinnfragen. Die bespricht man dann circa einmal im Monat mit seinem geistlichen Begleiter. Dieses Angebot beim Team Exercitia ist kostenlos und für Menschen aller Glaubensrichtungen.
Kleine Schritte in eine andere Richtung
Nachdem man über seine Gefühle gesprochen und sie sortiert hat, ist der nächste Schritt dran: Ausprobieren. Ohne zu viel nachzudenken und in kleinen Schritten. Vielleicht habe ich gemerkt, dass ich mich besser fühle, wenn ich in der Natur bin. Dann sollte ich mir regelmäßig genau dafür die Zeit nehmen. Oder ich habe mich daran erinnert, dass ich glücklicher bin, wenn ich Musik mache. Dann suche ich mir einen Chor oder ein Orchester, bei dem ich mitmachen kann.
Übung im Alltag: So finde ich heraus, was ich eigentlich will!
Und wenn es bei meiner Unzufriedenheit um den Job geht? Aber ich gar nicht weiß, was ich eigentlich will? Stephan Trescher berichtet von einer Person, die er geistlich begleitet hat und die direkt "all in" gegangen. Sie hat ihren sicheren Job in der Wirtschaft gekündigt, hatte die finanziellen Möglichkeiten sich eine längere Auszeit zu nehmen, hat verschiedene Dinge ausprobiert und jetzt einen Job im sozialen Bereich. Um selbst herauszufinden, was man eigentlich möchte empfiehlt Stephan Trescher eine kleine Beobachtungübung:
"Einfach mal den Alltag zwei Wochen lang daraufhin zu durchforsten, wo ich richtig Lebensfreude spüre [...] und ich auch Energie spüre - auch in der Freizeit. Und dann merke ich vielleicht, es ist vor allem im Kontakt mit Menschen. Und dann fällt mir auf, in meinem Job gibt es diesen Kontakt kaum. Oder vielleicht ist es etwas Politisches, das mich interessiert. Ich merke, ich höre Politik-Podcasts. Und das könnte ein Impuls dafür sein, in welche Richtung es gehen kann."
Keine Angst vor der Antwort haben
Wichtig ist, dass man bei der Suche nach seinem Sinn und Glück im Leben, ehrlich mit sich selbst ist. Einige könnten Probleme damit haben, sich die Zeit zu nehmen in sich rein zu spüren - etwa weil sie Angst vor der Antwort haben, die sie dort finden.
"Ja, es ist ein Risiko. Gleichzeitig denke ich: Ich habe nur dieses Leben. Und es ist es wert, dass es wirklich ein erfüllendes Leben ist und mein Leben. Und, dass ich da dem nachgehen kann, was für mich erfüllend ist."
Veränderung ist unbequem und die Suche nach dem Lebenssinn schwierig. Wer dabei Unterstützung braucht, kann sich jederzeit an das Team Exercitia wenden. Die Mitarbeitenden dort haben neben ihrer regulären Ausbildung alle eine eineinhalb Jahre lange Zusatzausbildung zum geistlichen Begleiter durchlaufen. Die Kontaktdaten findet Ihr hier.
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