Vom Student aus Essen zum e-Sportler: Jetzt auf europäischer Bühne!

Felix Ho hat in Essen studiert und ist inzwischen als e-Sportler aktiv. Jetzt nimmt er sogar an einem europäischen Turnier teil. Wir haben mit ihm gesprochen.

© E wie Einfach

e-Sport in Essen: Was ist das eigentlich?

e-Sport, kurz für elektronischer Sport, beschreibt den Wettkampf in Video- und Computerspielen. Hier treten Spielerinnen und Spieler aus verschiedenen Teams oder Ligen gegeneinander an. Die Gamer investieren oft Jahre in intensives Training, da sowohl mentale als auch körperliche Höchstleistungen gefragt sind. Millionen von Fans verfolgen die Wettkämpfe – sei es bei Live-Events oder über Übertragungen im Fernsehen und online, insbesondere auf Plattformen wie Twitch. e-Sport ist ein globales Phänomen, das Menschen weltweit rund um die Uhr miteinander verbindet. Auch in Deutschland wird das immer beliebter. Spiele wie Fortnite, EA SPORTS FC, besser bekannt als Fifa, Counter-Strike oder League of Legends ziehen ein großes Publikum an.

Die Wurzeln des e-Sports reichen bis zu den Anfängen der Videospiele zurück. Bereits in den 1950er Jahren gab es erste wettkampforientierte Spiele wie Schach und Tic-Tac-Toe. Das erste Videospielturnier fand 1980 statt. Der Begriff „e-Sport“ etablierte sich jedoch erst Ende der 1990er Jahre, und die großen Ligen und Turniere begannen Anfang der 2000er Jahre. Heute gibt es eine Vielzahl von Wettkämpfen in unterschiedlichsten Spielen, die nicht nur gespielt, sondern auch mit Leidenschaft verfolgt werden.

In Essen studiert - dann e-Sportler geworden

Felix Bao Duy Ho ist 26 Jahre alt und wurde in Bonn geboren. Nach sieben Jahren Studium in Essen lebt er nun wieder bei seinen Eltern in seiner Heimatstadt. Seit 2012 ist er in der Gaming-Szene aktiv. Im Interview mit Radio Essen-Stadtreporterin Svenja Trappmann erzählt Felix, wie er vom leidenschaftlichen Spieler zum professionellen e-Sportler wurde.

"Ich würde behaupten, es war erstmal einfach eine Leidenschaft. Dann wurde es zu einer Sucht und diese Sucht, in Kombination mit ultra viel Ehrgeiz, hat mich einfach hier hin gebracht."

Es war nicht einfach, seinen Eltern von seiner neuen Karriere zu berichten. Sie gingen davon aus, dass er in Essen Vollzeit studierte, während er sich tatsächlich aber seiner Leidenschaft widmete – und das mit Erfolg. Seine Eltern, die aus Vietnam geflüchtet waren, hatten sich für ihren Sohn eine akademische Laufbahn gewünscht. Trotzdem unterstützen sie den e-Sportler, ebenso wie seine Freundin,

Von Essen in die Gaming-Welt

Felix Ho, in der Gaming-Welt als "Rocklho" bekannt, ist seit einigen Jahren im E-Sport aktiv. Besonders begeistert ist er von League of Legends, kurz LoL - ein Online-Spiel, bei dem zwei Teams mit jeweils fünf Spielern gegeneinander antreten. Jeder Spieler steuert einen "Champion" mit einzigartigen Fähigkeiten. Ziel des Spiels ist, die gegnerische Basis zu zerstören und gleichzeitig die eigene zu verteidigen. Das Spiel verlangt Teamarbeit, schnelle Entscheidungen und strategisches Denken.

Felix ist Teil des Teams "E wie Einfach E-Sports" (EWI), wo er mit vier weiteren Spielern zusammenspielt. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, um im Spiel erfolgreich zu sein.

League of Legends© Radio Essen
League of Legends
© Radio Essen

e-Sportler essen nur Chips? Das ist dran an den Klischees

Wie sieht der "Arbeitsplatz" eines e-Sportler aus? Viele denken wohl an einen dunklen Raum, voll mit leeren Cola-Flaschen und Chipstüten – ein Klischee, das vielleicht auf einige Gamer zutrifft. Doch ein e-Sportler ist nun einmal Sportler und entspricht diesem Bild nicht. So beschreibt es zumindest der 26-jährige "Rocklho":

"Ich würde behaupten, dass Klischee trifft nur auf Gamer zu. e-Sportler habe ich noch keinen erlebt, der so ist. e-Sportler leben meistens tatsächlich einen relativ gesunden Lebensstil, nur ist er wirklich enorm viel vorm PC. Aber das mit den Chips und sowas - du kannst nicht richtig spielen, wenn deine Hände fettig sind."

Trotzdem: Auch Felix gönnt sich gelegentlich Fast Food, besonders vor wichtigen Spielen. Döner oder Currywurst stehen dabei hoch im Kurs und sind Teil seines Rituals vor großen Matches. Dazu gehören auch Kokosnusswasser und ein Energydrink, die für ihn zur optimalen Spielvorbereitung zählen.

Ehemaliger Student aus Essen ist e-Sportler - und hat Freunde

Auch ein weiteres Klischee trifft auf Felix und sein Team nicht zu: Seine Teamkollegen Leon, Noah, Adrian und Timo sind für ihn inzwischen mehr als nur Mitspieler geworden. e-Sportler sitzen also nicht allein und ohne Freunde vor dem PC.

"Ich würde sagen, ich versteh mich mit meinen Teamkollegen wie mit Brüdern. Also quasi: die Liebe ist da, aber auch wirklich, wir zanken auch, wir streiten auch viel, weil wir sind dann ja tatsächlich hier einfach hinter einem Ziel her und wenn einer gerade nicht performt oder sowas, dann muss man dem einfach auf die Schliche kommen - woran liegt es, was kann man machen."

Diese gute Beziehung ist auch wichtig, denn seit Montag (17. März) tritt Felix mit seinem Team auf internationaler Ebene bei den EMEA Masters an. In der letzten Saison erreichte das Team den zweiten Platz in der Deutschen Bundesliga – das beste Ergebnis bisher. Bei den EMEA Masters treten Spieler aus ganz Europa sowie aus Teilen der Türkei und des Nahen Ostens in League of Legends gegeneinander an.

© Radio Essen

e-Sport ist nicht nur in Essen verbreitet

E-Sport hat sich weltweit etabliert und ist heute so verbreitet wie Fußball oder Basketball. Besonders in Asien ist E-Sport populär, mit großen Wettbewerben wie den World Cyber Games, dem Electronic Sports World Cup und den Asien Indoor Games. In den USA ziehen Veranstaltungen wie die CPL World Tour und die League of Legends World Championship viele Zuschauer an. Auch Europa ist mit zahlreichen regionalen Ligen und dem bedeutenden Wettbewerb EMEA Masters stark vertreten. Diese Events finden oft in riesigen Hallen statt – beim Finale der League of Legends World Championship in Los Angeles waren über 10.000 Zuschauer vor Ort.

Die genaue Zahl der E-Sportler ist schwer zu bestimmen. In Deutschland liegt sie zwischen 1,5 und 4,5 Millionen. Europaweit sind etwa 22 Millionen Spieler aktiv. Die Electronic Sports League hat mehr als 4,4 Millionen registrierte Spieler, von denen rund 1,9 Millionen regelmäßig spielen. Bei den World Cyber Games 2005 nahmen etwa 1,25 Millionen Spieler teil.

Mehr Nachrichten aus Essen

Weitere Meldungen

skyline