TUSEM Essen verliert Wiederholungsspiel gegen Dessau
Veröffentlicht: Sonntag, 29.06.2025 20:22
Der TUSEM Essen verliert das historische Wiederholungsspiel gegen Dessau - doch es gab starke Momente. Alle Highlights, Stimmen und das Interview mit Felix Göttler.

Essen startet mit Rumpftruppe ins Wiederholungsspiel
Zwölf Wochen nach der ursprünglichen Partie fand am Sonntag (29. Juni) im Sportpark Am Hallo das Wiederholungsspiel zwischen dem TUSEM Essen und dem Dessau-Roßlauer HV 06 statt - ein Novum im deutschen Handball. Die Vorzeichen für die Essener waren alles andere als optimal: Die Mannschaft hatte nur drei gemeinsame Trainingstage. Leistungsträger wie Felix Eißing, Max Neuhaus und Finn Wolfram fehlten urlaubsbedingt, Fynn Hermeling war krank gemeldet. Zudem mussten Spieler wie Dennis Szczesny aus dem Ruhestand zurückgeholt werden. Auch Christian Wilhelm lief noch einmal auf, der in der kommenden Saison zur HSG Nordhorn-Lingen wechselt.
Dessau hingegen konnte personell fast aus dem Vollen schöpfen. Rund 300 Fans der Gäste waren vor Ort, dazu einige aus Ferndorf - die Vereine pflegen eine Fanfreundschaft. Insgesamt sahen 1.926 Zuschauerinnen und Zuschauer das Nachholspiel an einem heißen Sonntag in Essen.

TUSEM Essen startet schläfrig ins Nachholspiel
Der TUSEM kam schwer ins Spiel: Im Positionsangriff fehlte der Rhythmus, in der Abwehr agierten die Essener zunächst zu passiv. Dessau nutzte das Tempospiel konsequent und führte bereits nach acht Minuten mit 3:7. TUSEM-Cheftrainer Daniel Haase reagierte früh und nahm beim Stand von 3:8 die erste Auszeit.
Mit der Einwechslung von Felix Göttler kam neuer Schwung. Der Rückraumspieler, frisch von der U21-WM zurückgekehrt, erzielte direkt sein erstes Tor. Auch Tim Mast verkürzte nach einem Dessauer Fehler. Mit einem 6:8 blieb der TUSEM Essen zwischenzeitlich in Schlagdistanz.
Doch Dessau schlug zurück - unter anderem mit einem sehenswerten Kempa-Trick von Kapitän Vincent Bülow. Die erste Halbzeit war insgesamt sehr wild: viele Zeitstrafen, viele technische Fehler und spektakuläre Szenen. Einziger Lichtblick für Essen: Felix Göttler, der in der ersten Hälfte sechs Tore warf. Zur Pause stand es 14:18 aus Essener Sicht.

TUSEM Essen fehlt nach der Pause die Durchschlagskraft
In der zweiten Halbzeit war dem TUSEM anzumerken, dass das Team nicht eingespielt ist. Dessau verteidigte Göttler nun deutlich aggressiver, Essen fand kaum noch Lösungen im Angriff. In den ersten fünf Minuten nach Wiederanpfiff gelang den Hausherren nur ein Treffer. Der eingewechselte Keeper Dennis Wipf verhinderte Schlimmeres.
Doch mit zunehmender Spielzeit ließ die Konzentration nach. Zwischen der 31. und 47. Minute erzielte Essen nur drei Tore - zu wenig, um den Rückstand aufzuholen. Dessau zog auf 18:25 davon, Yannick Danneberg blieb mit insgesamt acht Treffern eine konstante Gefahr.
In der Schlussphase bäumte sich der TUSEM Essen nochmal auf: Lev Szuharev verkürzte in der 55. Minute auf 23:27. Auch in der Abwehr lief es etwas besser - doch es reichte nicht. Am Ende gewann Dessau verdient mit 30:24.
Essen zeigt Highlights trotz Niederlage - Göttler und Debütanten stark
Trotz der Niederlage gab es aus Essener Sicht auch positive Momente: Felix Göttler war mit sieben Toren bester Torschütze und markierte einen echten Wendepunkt im Spiel. Zudem feierten die beiden Nachwuchsspieler Danilo Zunic und Mika Petersen ihr Zweitliga-Debüt - und trafen beide.
Für den TUSEM Essen bedeutet die Niederlage das Saisonende auf Tabellenplatz 16 - die Teilnahme an der DHB-Pokal-Qualifikation ist damit verpasst. Dessau hingegen feiert zum zweiten Mal den Klassenerhalt und kann nun endlich aufatmen.
TUSEM Essen - Dessau-Rosslauer HV 06 24:30 (14:18). TUSEM Essen: Luis Buschhaus (1), Valentin Clarius (2), Felix Göttler (7), Tim Mast (5), Mika Petersen (1), Dennis Szczesny (3), Lev Szuharev (3), Jan Weiß (1), Danilo Zunic (1). Dessau-Rosslauer HV 06: Vincent Bülow (6), Yannick Danneberg (8), Oskar Emanuel (1), Fynn Gonschor (1), Carl-Phillip Haake (1), Fritz-Leon Haake (1), Leon Hein (1), Tim Maximilian Hertzfeld (4), David Misovych (2), Marcel Nowak (5).

Felix Göttler im Interview nach TUSEM-Spiel gegen Dessau
Felix Göttler traf beim Wiederholungsspiel gegen Dessau siebenmal und war bester Werfer beim TUSEM Essen. Im Radio Essen-Interview spricht der 19-Jährige über seine spontane Rückkehr von der U21-WM, die besondere Atmosphäre im Sportpark Am Hallo - und warum er das Spiel trotz Niederlage nicht so schnell vergessen wird.
Warum das Spiel in Essen wiederholt wurde
Das Duell zwischen dem TUSEM Essen und dem Dessau-Roßlauer HV 06 ist kein normales Ligaspiel, sondern ein Wiederholungsspiel mit Folgen. Der Hintergrund: Im Rückspiel Ende April hatte Dessau in Essen mit 28:27 gewonnen - allerdings unter regelwidrigen Umständen. In den letzten Sekunden der Partie standen sieben Dessauer Spieler auf dem Feld, obwohl das Team wegen einer Zeitstrafe eigentlich in Unterzahl hätte sein müssen. Weder Schiedsrichter noch Offizielle bemerkten den Fehler - Essen legte Einspruch ein.

Bundesgericht bestätigt Wiederholungsspiel in Essen
Das Bundesgericht des Deutschen Handballbundes (DHB) in Leipzig sah in dem Vorfall einen spielentscheidenden Regelverstoß durch Zeitnehmer und Sekretär - und ordnete ein Wiederholungsspiel an. Ein späterer Antrag der Dessauer auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurde abgelehnt. Damit bleibt es bei der Neuansetzung - trotz bereits beendeter regulärer Saison. Für Dessau steht dabei viel auf dem Spiel: Verliert das Team erneut, könnte es noch in die 3. Liga absteigen. TUSEM Essen, als Tabellenelfter gesichert, ist vom Ausgang der Partie sportlich nicht betroffen, könnte aber bei einer besseren Platzierung in der kommenden Saison um den DHB-Pokal mitspielen.

Essen holt Rückraumspieler Max Hejny zur neuen Saison
Der TUSEM Essen verstärkt sich zur kommenden Saison mit Rückraumspieler Max Hejny. Der 23-jährige Linkshänder kommt von der SG BBM Bietigheim an die Margarethenhöhe und hat einen Vertrag bis 2027 unterschrieben. In der abgelaufenen Saison erzielte der zwei Meter große Rückraumspieler 54 Treffer für Bietigheim. In einer Pressemitteilung des Vereins sagt der 23-Jährige:
"Ich bin sehr glücklich, ab Sommer zu einem Traditionsverein wie TUSEM wechseln zu dürfen. Die Gespräche mit dem Verein haben mich davon überzeugt, dass das der richtige Schritt für mich ist, mich weiterzuentwickeln. Mein Ziel ist es, dem Team so gut ich kann zu helfen und immer mein Bestes zu geben."
Seine handballerische Laufbahn begann der gebürtige Balinger bei HBW Balingen-Weilstetten. Über die Jugend der Rhein-Neckar Löwen - unter anderem unter TUSEM-Coach Daniel Haase - sowie Stationen bei Frisch Auf! Göppingen und TV Plochingen landete er 2021 in Bietigheim. Dort schaffte er 2024 den Aufstieg in die erste Liga. TUSEM-Sportchef Herbert Stauber freut sich über die Verpflichtung:
"Mit Max Hejny haben wir ein herausragendes Talent für unser Team gewonnen. In den kommenden Jahren wird er einen entscheidenden Beitrag zu unserem Fortschritt leisten."

Felix Mart verstärkt Rückraum Mitte beim TUSEM Essen
Es gibt eine weitere Neuverpflichtung: Ab der Saison 2025/26 läuft Felix Mart für den TUSEM Essen auf und hat einen Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2027 unterschrieben. Der 20-jährige Rückraumspieler kommt von den Füchsen Berlin II und soll beim Traditionsverein den nächsten Schritt machen. Mart sagt in einer Mitteilung des TUSEM Essen:
"Ich freue mich auf die neue Herausforderung bei so einem Traditionsverein. Nach meiner Zeit in Berlin ist es für mich die richtige Entscheidung, beim TUSEM den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Mein Ziel ist es mit der Mannschaft eine gute Saison zu spielen und den TUSEM weiter nach vorne zu bringen."
Der gebürtige Brandenburger überzeugte zuletzt als Torschützenkönig der 3. Liga Nord-Ost mit 250 Treffern in der Saison 2024/25 und sammelte bereits Erfahrung bei der ersten Mannschaft der Füchse Berlin. Herbert Stauber, der sportliche Leiter des TUSEM Essen, erklärt:
Die Verpflichtung von Felix ist ein wichtiger Schritt für unseren Verein. Als junger Spieler bringt er nicht nur viel Potenzial mit, sondern wird auch eine Lücke auf der Position Rückraum Mitte schließen, die durch die Verletzung von Nils Homscheid entstanden ist. Wir sind überzeugt, dass er einen entscheidenden Beitrag leisten wird, um unser Team weiterzuentwickeln."
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