Siri und Alexa in Essen: Hören Eure Sprachassistenten Euch ab?

Rund die Hälfte der Deutschen haben schon 2020 die Sprachassistenten, wie Google, Siri und Alexa, um sich den Alltag zu erleichtern. Doch eins ist schon länger klar – die hören viel mit und sind Datensammelmaschinen. In der Radio Essen-Frühschicht haben wir geklärt, in wiefern Euch Eure Sprachassistenten abhören und wir stellen Euch hier einen kurzen Test vor, der zeigen soll, ob Euer Handy mithört und welche Rechte Ihr habt.

Sprachassistenten: Hören Sie mit? Thema bei Radio Essen
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Sprachassistenten in Essen: Wie hören Siri, Alexa und Co. mit?

Viele kennen den Sprachbefehl für Siri oder Google. "Hey Siri" oder "Okay Google" und schon kommt ein Geräusch, der Sprachassistent hat sich aktiviert und nimmt Ihre Suchanfrage oder ihren Befehl entgegen und führt ihn im Bestfall aus. Dabei wird das, was Ihr sagt, aufgenommen und je nachdem, worüber Ihr redet, was Ihr sucht oder wollt, werden daraus Daten abgeleitet, die für Marketingzwecke genutzt werden. Euer Nutzungsverhalten wird dadurch erlernt und analysiert, damit die Sprachassistenten immer besser für Euch arbeiten und gleichzeitig zielgerichtetere Werbung bei Euch ausgespielt wird.

Doch wann genau und wie lange hören Siri und Co. dann zu? Und fangen sie mit der Aufnahme erst an, wenn der Sprachbefehl kommt? Hier liegt schon ein Knackpunkt. Die Ruhr-Uni Bochum hat dazu schon vor einiger Zeit geforscht und festgestellt, die Sprachassistenten hören auch auf ähnlich klingende Worte. Es gab sogar mal Fälle, da hat Siri auf das Geräusch eines Reißverschlusses reagiert. Um da die Geräte zu verbessern, werden die Gespräche mit Siri und Co. aufgenommen und von den Firmen gezielt danach ausgewertet.

Ist das denn so erlaubt?

Ja, sonst könnt Ihr Alexa und Siri gar nicht nutzen. Wenn wir die einrichten, dann müssen wir einigen Dingen in der App zustimmen und da gehört auch die Aufnahme und Nutzung des Mikrofons zu.

Kritik an Sprachassistenten: „Sie hören auch ohne Befehl mit“

Sofern wir den Firmen hinter den Sprachassistenten glauben können, aktivieren sie sich nur über den Sprachbefehl, sagt auch Datenschützer Roland Schroeder aus Bredeney. Aber, wir kennen alle dieses Gefühl: Da wird genau die Werbung eingeblendet, von etwas, über das wir zwei Tage vorher gesprochen haben, aber dazu noch nie etwas im Netz gesucht haben. Wie kann das sein? Hören unsere Smartphones dann doch alles mit?

Dahinter steckt nicht unbedingt das Abhören der Sprachassistenten, sondern eine klare Marketingstrategie. Bei jeder Suche, vor allem sprachlichen Suche geht es um jedes bestimmte Wort, das wir sagen. Daraus schauen die Systeme und Algorithmen, was für Produkte wir uns anschauen, was wir gerne machen, wie in den Urlaub fahren und so weiter. Das wird dann in der Strategie auf die Masse ausgewertet.

Das heißt: Sucht Ihr nach einem Babybett, dann geht der Algorithmus davon aus, dass Ihr eine junge Mutter oder ein junger Familienvater seid und vielleicht auch andere Dinge für den Haushalt sucht, wie zum Beispiel einen tollen Staubsauger oder einen Thermomix. Daher werden dann auch solche Anzeigen vermehrt bei Euch auf Websites oder in den Social Media ausgespielt, weil das auf Eure vermeintliche Zielgruppe zutrifft. Auch, wenn Ihr persönlich den Thermomix gar nicht toll findet, dann sagt das Marketing dahinter: Die Masse macht's und es kommen immer noch mehr Kaufabschlüsse zustande, als die wenigen Verluste durch nicht ganz treffende Werbung bei Euch.

Siri und Alexa in Essen: Welche Rechte haben wir?

Datenschützer Roland Schroeder von der Firma SystemDatenschutzConsulting in Bredeney berät viele Kundinnen und Kunden bei Sprachassistenten in Autos. Auch die hören viel mit, damit sie eine optimale Steuerung des Navis oder des Notrufassistenten schaffen können. Im Interview mit der Radio Essen-Frühschicht sagt Schroeder, dass wir uns gut darüber im Klaren sein müssen, wie Sprachassistenten funktionieren und dass das mit Datensammeln einhergeht. Zu private Gespräche sollten da nie geführt werden. Dazu ist es sinnvoll, das Mikrofon an Smarphones zum Beispiel auszuschalten, wenn Ihr Besuch habt oder auch im Homeoffice sensible Gespräche führen wollt. Die Möglichkeit bieten viele Handys.

Ebenso geben Euch viele Apps die Möglichkeit, die gesammelten Daten von Euch auch wieder über die Einstellungen zu löschen, so ist es auch bei den Sprachassistenten. Das kann allerdings den Nachteil haben, dass Siri und Co. immer wieder neu lernen müssen, was Eure Vorlieben sind, weil Ihr ihnen ja immer wieder die Daten entzieht.

Welche Rechte habe ich gegenüber den Firmen hinter den Sprachassistenten?

Das ist in Europa genau geregelt in der Datenschutzgrundverordnung. Dort gilt für viele Daten generell, dass wir ein Recht auf Auskunft haben - also, dass uns die Firmen darlegen müssen, welche Daten sie gespeichert haben und wozu. Und wir haben ein klares Recht auf Löschung der Daten. Aber solche Verfahren anzugehen, ist, je nach Größenordnung des Konzerns, auch nicht ganz einfach, sagt Schroeder.

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Handy-Test: Hört mein Smartphone alles mit?

Wer sich unsicher ist und Sprachassistenten benutzt, der kann selbst testen, ob sein oder ihr Handy mithört. Dazu muss man ja nur einer App die Mikrofon-Erlaubnis erteilt haben. Das Kleingedruckte von solchen Erlaubnissen liest ja kaum ein Mensch. Der Test soll ganz einfach funktionieren. Dafür sucht Ihr einfach ein Thema aus und quatscht darüber neben Eurem Handy, entweder alleine oder mit Freunden. Dabei müsst Ihr aber genaue Wörter festlegen, die Ihr vielleicht auch zu dem Thema bei Google eingeben würdet. Am besten redet Ihr auch über etwas, worüber Ihr sonst nicht redet oder was Ihr sonst nicht in Suchmaschinen sucht.

Beispiel: Ihr redet über einen Staubsaugerroboter, obwohl Ihr dazu noch nie was gegoogelt habt und den auch eigentlich gar nicht braucht. Dann nutzt Ihr immer wieder Worte, wie "Staubsaugerroboter" "wischen", "saugen", "Haushalt" und was Ihr dazu eben auch im Netz eingeben würdet.

Das soll man so zwei bis drei Tage immer wieder in der Nähe des Smartphones machen und dann schauen, ob bestimmte Werbung zum Thema bei Euch auftaucht, in unserem Beispiel zu Staubsaugern oder Staubsaugerrobotern. Wenn ja, dann hört Euer Handy wohl doch mehr mit, als Ihr dachtet.

Wir haben den Test bei Radio Essen auch gemacht, hatten aber nur mäßige Ergebnisse und bei vielen Themen passierte gar nichts. Da greift also auch oftmals die Erklärung von Marketing und Masse, wie hier bereits erklärt.

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