Drastische Maßnahme bei der Evangelische Kirche in Essen: Aus 26 Gemeinden werden 6!

Immer weniger Mitglieder, immer weniger Kirchensteuereinnahmen - Die Kirchen in Essen müssen auf diese Entwicklungen reagieren. Der Evangelische Kirchenkreis will seine Gemeinden deswegen deutlich reduzieren. Dadurch sollen vor allem Vorteile entstehen.

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Viele Fusionen in Essen innerhalb von fünf Jahren

Die Evangelische Kirche in Essen will und muss sich für die Zukunft neu aufstellen. Sie muss sich anpassen an eine Gesellschaft, in der immer weniger Menschen in die Kirche gehen oder Kirchensteuer zahlen. Deswegen hat der Kirchenkreis auf einer Sondersynode Ende März beschlossen: Aus den aktuell 26 Gemeinden sollen 6 werden.

Dieser Prozess dauert fünf Jahre, also bis 2030. Für die Zeit danach hält sich der Kirchenkreis sogar die Möglichkeit offen, nur noch eine Gemeinde in Essen zu haben. Erstmal werden es aber sechs Gemeinden, die regional miteinander verbunden sind und in ihren sogenannten Gestaltungsräumen auch schon zusammen arbeiten. Jetzt bilden sich in jedem Gestaltungsraum Arbeitsgruppen, bestehend aus verschiedensten Gemeindemitgliedern. Die entscheiden dann, wie sie sich konkret aufstellen und auf welche Themengebiete und sozialen Angebote sie sich spezialisieren wollen. Superintendentin Marion Greve möchte, dass sich die Gemeinden fragen:

"Was brauchen die Menschen vor Ort? Und da auch nochmal unsere Arbeitsfelder kritisch zu hinterfragen. Und manches auch zu lassen, was seine wertvolle Zeit hatte, aber nicht mehr in die Zukunft führt."
Superintendentin Marion Greve.
Superintendentin Marion Greve.© Kirchenkreis Essen
Superintendentin Marion Greve.
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Abschied in Essen von Kirchen und kirchlichen Angeboten

Fusionen bedeuten also Abschiede: Gemeindemitglieder werden sich von einigen Angeboten und auch Kirchen verabschieden müssen.

"Unser Ziel mit unseren Gebäuden ist es auch, uns nachhaltig aufzustellen. Da gehören auch die Kirchen zu. Also werden wir schauen, welche Gebäude brauchen wir für die Arbeit, die wir vor Ort brauchen? Da werden wir kirchliche Gebäude zu viel haben, auch Kirchen zu viel haben. Und wir werden merken, wir werden auch nicht alle energetisch sanieren können."

Aktuell gibt es noch über 40 Kirchen und Gemeindezentren in Essen. Welche davon geschlossen werden, steht aber noch nicht fest, sagt Superintendentin Marion Greve. Der Wunsch wäre es – wenn möglich - aus den geschlossenen Kirchen etwas Neues zu machen. So wurde zum Beispiel in den letzten Jahren aus der Lukas-Kirche in Holsterhausen schon ein Mehrgenerationenhaus und aus der Paulus-Kirche in Huttrop ein Seniorenwohnheim.

Freiraum für Neues in Essen

Egal ob Abschiede von Kirchen oder kirchlichen und sozialen Angeboten - sie alle sind schmerzhaft. Letztendlich bedeuten sie aber auch Freiheit und Freiraum für Neues, findet Marion Greve. Gerade, wenn sich Gemeinden auf Angebote spezialisieren, stärke das die Arbeit für die Menschen vor Ort. Außerdem würden Ehrenamtliche in den Gemeinden durch Fusionen entlastet. Sie müssten sich danach weniger mit bürokratischen Auflagen und Dingen wie beispielweise Datenschutz beschäftigen. Stattdessen könnten sie sich wieder besser auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren.

Neue Gemeinden in Essen sollen neue Identität bilden

Auch Pfarrer Dirk Matuschek von der Evangelischen Kirchengemeinde Altenessen-Karnap sieht vor allem die Vorteile in Fusionen. Seine Gemeinde ist schon einmal fusioniert. Jetzt ist er vorne mit dabei bei den Planungen für die nächste Fusion. Er sieht die Chance eine neue gemeinsame Identität in der Gemeinde zu bilden. Das passiere durch eine neue strukturelle Ausrichtung, aber auch durch eine neue theologisch-strukturelle Ausrichtung. Dirk Matuschek will allen Gläubigen in Essen die Angst nehmen. Bei der letzten Fusion wurden beispielsweise keine Kitas in seiner Gemeinde geschlossen. Und es wurde sogar das Zentrum 60 Plus neu gebildet. Ziel bleibe, das Leben der Menschen vor Ort besser zu machen. Dafür müsse man sich aber von Zeit zu Zeit strukturieren. Bei diesem Prozess sind alle Gemeindemitglieder herzlich eingeladen mitzumachen. Das ganze Interview mit ihm und Radio Essen-Moderatorin Madlen Gerick hört Ihr hier.

© Madlen Gerick / Radio Essen

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