Ostern in Essen: Hoffnung nach persönlichen Krisen
Veröffentlicht: Mittwoch, 16.04.2025 16:14
Karfreitag ist ein Tag der Trauer. Auch in Essen leben viele Menschen, die gerade persönliche Krisen durchmachen. Wie sie wieder Hoffnung bekommen und damit Ostern erleben können, lest Ihr hier.

Karfreitag ist ein Tag für die Leidenden in Essen
Sie haben einen geliebten Menschen verloren durch Tod oder Trennung, sind krank oder einsam, wurden gekündigt und wissen nicht mehr weiter. In Essen gibt es viele Menschen, die persönliche Krisen durchmachen. An Karfreitag ist Platz für ihr Leid, denn das ist ein stiller Feiertag, ein Tag der Trauer. Wir trauern darum, dass Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Und während Leid und Trauer absolut berechtigt sind, so müssen wir nach Krisen auch immer wieder aufstehen und versuchen Hoffnung und Ostern zu erleben, sagt die Essener Theologin und Lehrerin Barbara Mikus-Boddenberg. Sie arbeitet unter anderem in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Caritas im Südostviertel. Dort begleitet sie Menschen durch Krisen hindurch.
Momente der Lebenssehnsucht finden und sich anderen anvertrauen
Erstmal ist wichtig - von Außenstehenden und dem Leidenden selbst - das Leid ernst zu nehmen.
"Wir können nicht sagen: Der soll sich mal nicht so anstellen, da gibt es Menschen, die haben viel mehr Leid. [...] Wenn Menschen verzweifelt sind, dann ist das immer zu 100 Prozent."
Dann ist es für die Leidenden wichtig ihre Gefühle zuzulassen und rauszulassen. Sie dürfen nur nicht zu sehr darin versinken. Barbara Mikus-Boddenberg glaubt, dass es in jedem Leben Momente der Lebenssehnsucht gibt, Momente für die es sich zu leben lohnt. Die muss jeder Leidende finden und sich dann anderen anvertrauen.
"Alleine meinem Leben eine absolute Kurve zu geben, das ist schwierig. Ich bin mir aber sicher, dass jeder Mensch, sei er auch noch so verzweifelt, jemand anderen kennt. Und den Mut anzusprechen und den Mut seine Lage transparent zu machen, zu sagen: Mir geht es schlecht, ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe - das ist so ein erster Schritt."
Wer sich jemand anderem anvertraut, der erzeugt Nähe. Und das kann dann auch Ostern passieren, sagt Barbara Mikus-Boddenberg. Das ist "ein Aufstehen gegen die Gleichgültigkeit des Lebens, ein Aufbegehren gegen Ungerechtigkeiten." Im weiteren Sinne ist das auch politisch zu verstehen.
Ostern entsteht nicht durch einen Menschen alleine
Ostern ist aber keine Einbahnstraße. Auch die Menschen, denen es gerade nicht schlecht geht, dürfen den Mut haben, Dinge anzusprechen:
"Nicht verschämt auf die andere Straßenseite zu gehen, wenn ich weiß, da ist jetzt gerade ein Todesfall oder eine schwere Krankheit. Über die Straße gehen und fragen: Wie geht es dir?"
Daraus kann ein Gespräch entstehen, eine nette Geste oder eine Verabredung und auch das ist Ostern, sagt Barbara Mikus-Boddenberg.
Leidende ansprechen und das Leid aushalten
Viele Menschen wissen nicht so recht, wie sie mit dem Leid und der Trauer anderer Menschen umgehen sollen. Das beste was sie tun können, ist zuhören und das Leid mit aushalten, sagt Barbara Mikus-Boddenberg. "Ich glaube Erklärungen, oder: Wird schon wieder!, oder: Siehst du das Licht am Ende des Tunnels?, kommen nicht gut." Besser sei es zu sagen: "Das tut mir sehr Leid, was du erfahren hast." Und dann anzubieten zu helfen, gemeinsam raus zu gehen, zum Grab des Verstorbenen oder an das Krankenbett des Partners, zum Beispiel.
Professionelle Hilfe in Essen
In manchen Fällen reicht die Hilfe von Freunden nicht aus, dann braucht es professionelle Hilfe, wie die von der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle der Caritas im Südostviertel, von Psychotherapeuten oder Psychiatern. Bei der Beratungsstelle sieht die Hilfe so aus:
"Wir geben keine Ratschläge, wir geben keine Tipps. Wir versuchen mit unseren Fragen die Menschen selbst zum Nachdenken zu bringen. Provozieren auch schon mal, bringen was auf die Spitze, um Menschen dahin zu bekommen, zu überlegen, wo kann ich ansetzen, wie ist mein System gestrickt? Wir deuten, aber wir geben nichts vor, was Menschen machen müssen. Wir begleiten dann dabei eigene Entscheidungen zu treffen und diese in das Leben zu integrieren oder umzusetzen."
Manchmal reichen dafür schon drei bis vier Sitzungen, andere brauchen ein Jahr lang Hilfe. Die Wartezeit für die kostenlose Beratung beträgt zwischen einem und drei Monaten. Auch Online-Beratung ist möglich. Das wichtigste: Diese Hilfe kann jeder und jede in Anspruch nehmen, egal ob gläubig oder nicht. Alle Infos dazu findet Ihr hier. In akuten Situationen hilft jederzeit auch die Telefonseelsorge Essen.