Kirchenschließungen in Essen - So geht es weiter

In Essen müssen immer mehr Kirchen schließen. Allein die Pfarrei Heilige Cosmas und Damian trennt sich in diesem und im nächsten Jahr von vier Kirchen. Für die Gemeinden bedeutet das Trauer - aber auch Hoffnung. Sie wollen neue Wege finden ihren Glauben auszuleben.

© Madlen Gerick / Radio Essen

Pfarrei in Essen gibt vier Kirchen auf

Viele Kirchen in Essen werden immer leerer, es gibt weniger Ehrenamtliche und es ist nicht mehr so viel Geld da. Die Konsequenz: Kirchen müssen schließen. Die Pfarrei Heilige Cosmas und Damian im Essener Norden zum Beispiel, hatte mal 13 Kirchen, bald sind es nur noch drei.

In diesem und im nächsten Jahr muss die Pfarrei von vier Kirchen Abschied nehmen: Herz Jesu und Herz Mariä in Altenessen, Heilige Schutzengel in Frillendorf und St. Elisabeth in Schonnebeck. Das ist für die Gläubigen mit sehr viel Schmerz verbunden, sagt Gemeindereferentin und Pfarrbeauftragte Elvira Neumann. Aber:

"Auch wenn wir die Kirchen aufgeben, wollen wir doch an jedem Standort garantieren, dass sich Menschen dort treffen können. Dass Gruppen, Verbände, Gruppierungen auch weiter einen Ort haben, wo sie sein können."

Aus Kirchen in Essen entsteht Neues

Die Pfarrei in Essen will, dass aus den Kirchen etwas Neues wird. Und dafür setzt sie Schwerpunkte. In Herz Jesu in Altenessen soll zum Beispiel ein sozialpastorales Zentrum entstehen, mit vielen caritativen Angeboten. Auch Gemeinderäume soll es dort geben.

Für Herz Maria in Altenessen wurde ein Investor gefunden. Der möchte aus der Kirche unter anderem ein Hotel und eine Kita machen. Gemeinderäume könnten ebenfalls entstehen.

Die Kirche Heilige Schutzengel in Frillendorf steht unter Denkmalschutz. Hier gibt es noch keine konkreten Planungen. Das Gemeindeleben geht aber im Haus Waterfohr weiter, das von einem eigenen Föderverein betrieben wird.

St. Elisabeth in Schonnebeck muss - anders als die anderen Kirchen - abgerissen werden. Die Bergbauschäden sind zu groß. Aber die katholische Gemeinde will stärker mit der evangelischen Gemeinde in Schonnebeck zusammenarbeiten und Räume in deren Gemeindezentrum anmieten.

Die Kirche St. Elisabeth in Schonnebeck muss nicht nur schließen, sie wird auch abgerissen. Zu groß sind die Bergbauschäden.© Madlen Gerick / Radio Essen
Die Kirche St. Elisabeth in Schonnebeck muss nicht nur schließen, sie wird auch abgerissen. Zu groß sind die Bergbauschäden.
© Madlen Gerick / Radio Essen

Ökumene in Essen als Chance verstehen

Für die rund 5.000 Gläubigen in Essen-Schonnebeck ist es nicht einfach die Kirche zu verlieren, in der sie ihre Kommunion oder Hochzeit gefeiert haben. Dieses Jahr ist von vielen letzten Gottesdiensten und Feierlichkeiten geprägt. Der allerletzte Gottesdienst ist am 23. November 2025.

"Das macht was mit einem und nimmt einen auch mit", sagt Christoph Lindemann aus dem Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat. Aber er versucht sich von der Trauer nicht unterkriegen zu lassen: "Was wir nicht vergessen dürfen, ist, dass die Kirche nicht das Gebäude ist. [...] Die Kirche ist eigentlich die Gemeinschaft. Und die Gemeinschaft besteht aus den Menschen."

Und die sollen ja bleiben. In Schonnebeck gebe es schon seit vielen Jahren eine starke Ökumene, eine starke Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde, sagt Christoph Lindemann. Deswegen soll es dort auch in Zukunft viele gemeinsame Angebote und perspektivisch auch gemeinsame Gottesdienste geben. Das Gute: Die evangelische Kirche ist auf der gleichen Straße wie die katholische, die Gläubigen müssen also nur ein paar Meter weiter gehen, sagt Pfarrbeauftragte Elvira Neumann. Sie hofft: "Vielleicht macht es das leichter."

Die Gemeinde hat viele gute Erinnerungen an Taufen, Kommunionen und Hochzeiten in ihrer Kirche. Bald muss sie Abschied nehmen. Dann kommt aber auch die Zeit für einen Neuanfang.© Madlen Gerick / Radio Essen
Die Gemeinde hat viele gute Erinnerungen an Taufen, Kommunionen und Hochzeiten in ihrer Kirche. Bald muss sie Abschied nehmen. Dann kommt aber auch die Zeit für einen Neuanfang.
© Madlen Gerick / Radio Essen

Kirche in Essen muss sich verändern

Die Gemeinde St. Elisabeth in Essen-Schonnebeck könnte mit ihrer ökumenischen Zukunft guten Beispiels voran gehen. Denn Kirche muss sich - aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte - verändern, sagt Pfarrbeauftragte Elvira Neumann.

"Christlich denken und nicht konfessionsverschieden, ich glaube, das ist einfach die Zukunft. Wenn wir Christen und Christinnen sichtbar sein wollen oder was anbieten, dann geht es einfach nur noch bewusst in der Ökumene und nicht mehr jede Kirche für sich."

Auch Christoph Lindemann aus dem Kirchenvorstand sieht das so.

" Man denkt halt, man hat die schönen Erinnerungen an volle Kirchen, an tolle Gemeindefeste, an tolle Kommunionkinderfahrten. Und das ist in den letzten Jahrzehnten immer schon kleiner geworden. Und jetzt sind wir langsam an dem Punkt, wo wir auch entsprechend neue Wege finden müssen."
Was will die Gemeinde mitnehmen in ihre neuen Räume? Darauf hat Christoph Lindemann aus dem Kirchenvorstand eine klare Antwort: Die Menschen. © Madlen Gerick / Radio Essen
Was will die Gemeinde mitnehmen in ihre neuen Räume? Darauf hat Christoph Lindemann aus dem Kirchenvorstand eine klare Antwort: Die Menschen.
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