Kirche in Essen wird Standort für Kunsthochschule
Veröffentlicht: Montag, 19.05.2025 17:23
In Essen, in der nördlichen Innenstadt, wird die Kirche St. Gertrud der neue Sitz der Hochschule für Bildende Künste. Das Bistum Essen hat die Kirche verkauft. Die Gemeinde zieht in den Dom. In der Kirche wird jetzt Kunst gemacht.

Innenstadt in Essen wird neuer Standort für Hochschule der bildenden Künste
In Essen sucht die Hochschule für Bildende Künste seit anderthalb Jahren nach einem neuen Standort. Bisher ist die Hochschule in der ehemaligen Phönixhütte in Kupferdreh zu Hause. Das Gelände hat aber die Stadt Essen gekauft und wird dort eine neue Gesamtschule bauen. Die Hochschule muss also umziehen und hatte schon mehrere Standorte im Blick. Dann aber hat sich der Vizepräsident Prof. Dr. Daniel Lorberg doch noch die Kirche St. Gertrud angesehen. Eigentlich kommt eine Kirche für die Hochschule nicht wirklich in Frage: Kirchengebäude haben meist keine Heizung, sie stehen unter Denkmalschutz und sind nicht wirklich geeignet, erklärt er im Interview mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl. Bei der Kirche St. Gertrud ist alles ein bisschen anders.
Schon im Wintersemester 2025 sollen die rund 400 Studierenden der Hochschule für Bildende Künste in der ehemaligen St.-Gertrud-Kirche lernen und arbeiten. Das dann leere Kirchenschiff wird zum Atelier für Malerinnen und Maler, für Fotografinnen und Fotografen und vor allem für Bildhauer. Der Raum hat eine enorme Deckenhöhe und bietet damit jede Menge Platz nach allen Seiten. In der Kirche gibt es außerdem noch einen großen Pfarrsaal, sogar mit Bühne. Dazu kommen viele weitere, kleinere Räume, die die Hochschule nutzen kann. Für Werkstätten und Labore mietet die Hochschule außerdem noch Räume im Haus gegenüber an. Dort war früher das Lederwarengeschäft „Brecklinghaus“.
Das Gebäude soll auch außerhalb der Hochschulzeiten genutzt werden. Dort entstehen der KreativCampus und die KreativKathedrale TRUDI. Künstlerinnen und Künstler können sich hier einmieten und Ideen umsetzen. Die Kirche hat der Verein Publik e. V. gekauft; die Hochschule ist damit einer der Untermieter im Gebäude. Der Verein kann außerdem zusammen mit dem Future Campus Ruhr Fördermittel für Projekte beantragen. Schon jetzt gibt es die ersten Pläne für das Mitmachprojekt DOPPELHAUS der Künstlerin Pau Holtkamp, die Sommerschule und ein Projekt zu den FISU Games Rhine-Ruhr 2025.
Nördliche Innenstadt in Essen wird zu einem Ort für Kunst und Studierende
Die Stadt Essen ist mit der neuen Übernahme sehr zufrieden. Die Hochschule wird mit ihren Studierenden aus vielen verschiedenen Ländern für noch mehr Leben in der nördlichen Innenstadt sorgen. Dazu kommen die neuen Angebote für die Gemeinschaft und die Kunst-Szene. Direkt um die Ecke am Weberplatz baut die Allbau das neue Standesamt. Nicht weit weg am Kennedyplatz baut die Stadt die neue Zentralbibliothek. Im Herbst soll die neue Bibliothek fertig werden. An der Rottstraße wird außerdem eine ehemalige Diskothek zum neuen Theater umgebaut. Das alles sorgt für viele Veränderungen in der Innenstadt. Im letzten Jahr standen 13 Prozent der Ladenlokale leer, erklärt eine Vertreterin der Essen Marketing auf Radio Essen-Nachfrage. Vielen wird das nicht so vorkommen, weil noch in vielen Gebäuden umgebaut wird. Aber sobald diese Umbauten fertig sind, wird es ein ganz anderes Bild in der Innenstadt geben, erklärt Oberbürgermeister Thomas Kufen im Gespräch mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl.
Kirchengemeinde in Essen gibt Kirche auf
In Essen zieht die Kirchengemeinde St. Gertrud in den Dom und in die Auferstehungskirche um. Die Gemeinde weiß schon länger, dass ihre Kirche verkauft werden soll. Schon seit einigen Jahren wird die Gemeinde auch immer kleiner und kleiner. Deshalb gibt das Bistum Essen auch immer mehr Kirchen auf. Die letzte Heilige Messe feiern die Gläubigen mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am 22. Juni. Damit wird die Kirche entweiht. Alle sakralen Gegenstände wie der Altar, die Kerzenständer, werden in den Dom gebracht. Dort hat die Gemeinde auch schon einen neuen Standort im frisch renovierten Altfrid-Saal gefunden. Auch die zahlreichen sozialen Angebote der Caritas, wie die Suppenküche und der Tagesaufenthalt für Obdachlose, der FamilienTISCH, die Sprachkurse, ziehen an andere Standorte. Auch die Essensausgabe der Essener Tafel hat ab dem 1. Juli einen neuen Standort in der altkatholischen Gemeinde gefunden. Die Suppenküche zum Beispiel zieht ins Kolping-Haus an der Steeler Straße. Domprobst und Gemeindepfarrer von St. Gertrud, Dr. Michael Dörnemann, ist zum einen traurig, weil die Gemeinde die Kirche aufgeben wird, aber auch froh, dass jetzt eine Kunsthochschule dort einzieht, erzählt er im Interview mit Radio-Essen-Stadtreporterin Anna Bartl.
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