Hilfe für Suchtkranke in Essen: Das Projekt MOV(E) In

Das Projekt "MOV(E) In" der Suchthilfe Essen und des Diakoniewerks Essen versucht Suchtkranken einen Weg zurück ins Leben zu ermöglichen. Das Projekt zeigt erste große Erfolge und kann für die Obdachlosen eine Rettung sein.

© Radio Essen / Benedikt Kaninski

MOV(E) In Essen: Eigene vier Wände für Suchtkranke

Viele Obdachlose verbringen mehrere Jahre ihres Lebens auf der Straße. Dadurch sind sie an Abneigung, Beleidigungen und Missgunst gewöhnt. Der Weg zurück in eine eigene Wohnung ist daher sehr lang. Das Projekt "MOV(E) In" will dabei helfen. Geleitet wird es von Martina Richter (Suchthilfe Essen) und Dagmar Ender (Diakoniewerk). Die Sozialarbeiterinnen helfen den Obdachlosen bei Anträgen, Besichtigungen und begleiten die Wohnungslosen so auf ihrem Weg. Manche von ihnen bekamen jahrelang keine Sozialleistungen und hatten nicht einmal ein eigenes Konto. Auch der hart umkämpfte Wohnungsmarkt wird für die Obdachlosen oft zum Problem. Trotzdem verzeichnet das Projekt erste Erfolge: von vierzig angesprochenen "Klienten" sind mittlerweile bereits 12 in eigenen Wohnungen untergekommen.

Emotionen können zum Hindernis werden

Obdachlose Menschen haben in ihrem Leben meist eine lange und sehr individuelle Geschichte hinter sich. Manche von ihnen konsumieren außerdem seit längerer Zeit Drogen, oder sind mit psychischen Problemen konfrontiert. Gerade deshalb haben die Wohnungslosen oft Schwierigkeiten überhaupt mit Vermietern in Kontakt zu kommen. Bei der Vermittlung hilft das Projekt MOV(E) In und begleitet die "Klienten" auch danach noch weiter. "Was sage ich dem Vermieter, wenn er nach meiner Vergangenheit oder meinem Job fragt?" sind typische Ängste, die bei diesen Personen aufkommen. Das ohnehin schon geringe Selbstwertgefühl wird auf eine harte Probe gestellt. Diese Situation könne zum Rückfallrisiko werden: "Manche betäuben sich vor einer Besichtigung, weil das für ihr Leben eine große Bedeutung hat und sie Angst bekommen. Wenn der Vermieter das merkt, ist der Termin schnell vorbei", erklärt Sozialarbeiterin Martina.

Vergangenheit mit Knast und Kokain: Heute hat es Gregor "geschafft"

Gregor ist 46 Jahre alt und war mehrfach in der JVA. Seit seiner frühen Kindheit konsumiert er Heroin und Kokain und wurde nach seiner Haftentlassung 2018 obdachlos. Seine Mutter hat eine schwere Nervenkrankheit: "Immer wenn es ihr richtig dreckig geht, habe ich versucht meine negativen Gefühle zu betäuben". Schon vor seiner Haft war er bei der Suchthilfe im Metadonprogramm und kehrte dann ins Pick-Up-Projekt zurück. Das Pick-Up-Projekt ist eine Art Ein-Euro-Job für "Klienten" der Suchthilfe, die zweimal am Tag die Stadt säubern und damit einen geregelten Tagesablauf haben. Auch Gregor gab diese Arbeit Halt in seinem Leben und er fasste den Entschluss wieder eine eigene Wohnung haben zu wollen. "Martina hat mir dabei sehr geholfen", erklärt der 46-Jährige. Doch nachdem er die Wohnung bezog, kam es zu einem Rückfall. "Gregor hat sich aber nach vier Wochen wieder gefangen und konnte zurück in die Wohnung", erklärt Sozialarbeiterin Martina. Langfristig möchte Gregor einen normalen Job antreten: "Ich habe in der JVA einen Kurs im Schweißen gemacht und möchte mich beim Haus des Handwerks vorstellen und eine weitere Schulung machen. Mein nächstes Ziel ist es dann, einen ganz normalen Job anzufangen."

Mehr zur Serie "Das Leben auf der Straße"

Dieser Artikel gehört zu unser Radio Essen Serie "Das Leben auf der Straße", wo wir den Menschen auf der Straße eine Stimme geben. Wir stellen aber auch die Organisationen und Einrichtungen vor, die diesen Menschen helfen. Hier findet Ihr noch weitere Themen aus unsere Serie:



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