Mehr Obdachlose in Essen: Wie Ihr im Winter helfen könnt

In Essen gibt es immer mehr obdachlose Menschen in der Innenstadt. Gefühlt begegnet man ihnen an jeder Ecke. Das bestätigen auch die offiziellen Zahlen der Stadt. Was Ihr vielleicht noch nicht wusstet und wie Ihr helfen könnt, lest Ihr hier.

© Markus Pajonk

Obdachlose in Essen: Wichtige Tipps im Winter

Für obdachlose Menschen sind die eisigen Temperaturen im Winter besonders gefährlich. Deshalb gibt es in unserer Stadt wichtige Angebote, die ihnen durch die kalte Jahreszeit helfen können. Zum Beispiel kümmert sich die Kältehilfe vom Deutschen Roten Kreuz um obdachlose Menschen und gibt ihnen Kleidung, Schlafsäcke und warme Getränke.

Wenn Ihr einen obdachlosen Menschen auf der Straße seht, der friert und Hilfe gebrauchen könnte, solltet Ihr die Kältehilfe kontaktieren. Das geht unter der folgenden Notruf-Nummer: 0201/22 22 22. Das ist die 24-Stunden Hotline der Kältehilfe bei uns in Essen. Die Mitarbeiter kümmern sich dann um die bedürftigen Menschen. Das Angebot ist vor allem wichtig für Menschen, die nicht in Notschlafstellen übernachten.

Notschlafstellen in Essen: Was Ihr wissen solltet

In Essen sind Notschlafstellen für obdachlose Menschen grundsätzlich kostenlos. Hier können Menschen übernachten, die sonst keine andere Unterkunft für die Nacht haben. Stadtreporterin Eden Bimmermann hat mit der Leitung des Diakoniezentrums Mitte, Petra Fuhrmann, gesprochen und sie gefragt: Woher kommt es, dass viele obdachlose Menschen behaupten, Geld für die Notschlafstelle zu brauchen?

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Das Diakoniezentrum Mitte kümmert sich gemeinsam mit der Stadt und der Caritas Essen um obdachlose und wohnungslose Menschen. In Essen gibt es mehrere Notschlafstellen - für Männer, Frauen und Jugendliche. Und eine weitere Aussage, die viele von Euch stutzig macht, ist, dass in den Notschlafstellen angeblich geklaut wird - zumindest laut vielen obdachlosen Menschen. Aber auch das erklärt Petra Fuhrmann vom Diakoniezentrum Mitte:

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Sie erzählt auch, dass die Betreuer in den Notschlafstellen sich dann um solche Anschuldigungen kümmern und versuchen, Streitereien zu schlichten. Wertgegenstände können die Menschen aber auch in Schließfächer legen - dafür müssen sie drei Euro Pfand abgeben. Die bekommen sie dann zurück, sobald sie den Schlüssel zum Schließfach wieder abgeben. Oder sie geben ihre Wertsachen beim Sicherheitspersonal ab. Dafür bekommen sie dann auch eine Quittung. Das hat einen bestimmten Grund, verrät uns Petra Fuhrmann.

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Wohnungslosenberatung in Essen: Die kleinen Erfolge

Von den Notschlafstellen werden die obdachlosen Menschen dann oft zur Beratungsstelle in der Lindenallee geschickt. Hier können sie sich beraten lassen, wenn sie Anträge beim Jobcenter stellen wollen, eine Meldeadresse brauchen oder beispielsweise Suchtberatung brauchen. In diesem Jahr haben rund 1900 Menschen das Angebot im Diakoniezentrum Mitte genutzt. Das seien rund 200 Menschen mehr im Vergleich zum letzten Jahr, so Petra Fuhrmann. Aber sie hat auch Positives zu vermelden:

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Deshalb ist es Petra umso wichtiger, dass sie in den nächsten Jahren das Angebot in der Lindenallee fortführen kann.

"Oft sagen die Menschen, dass Obdachlose ja selbst schuld sind an ihrer Lage. Das stimmt nicht. Es kann viele Gründe geben. Schicksalsschläge, Verlust des Partners, Krankheit. Mein Spruch ist eigentlich immer: In die Wohnungslosigkeit geraten kann jedem passieren!"

Sie macht sich zwar Sorgen, wegen dem bevorstehenden Regierungswechsel, sagt aber auch, dass viele ihrer Projekte noch bis 2026 weiterlaufen werden - zum Beispiel "Endlich ein Zuhause!", was vom Land NRW gefördert wird.

Zu wenig sozialer Wohnraum in Essen

Allerdings kritisiert Petra Fuhrmann auch, dass es generell zu wenig öffentlich geförderten Wohnraum bei uns gibt. Auch die Stadt teilt diese Kritik. Es sei die Aufgabe von Bund und Ländern, sich um Lösungen zu kümmern und mehr sozialen Wohnraum zu schaffen. Den Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungslosigkeit bis 2030 findet Petra Fuhrmann vom Diakoniezentrum utopisch:

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Die Zahl der obdachlosen und wohnungslosen Menschen in unserer Stadt steigt weiter an. Das bestätigt auch die Stadt Essen gegenüber Radio Essen. Gemessen wird an der Anzahl der Menschen, die die Notschlafstellen hier bei uns aufsuchen. 2019 waren es noch rund 44 Menschen, mittlerweile ist die Zahl auf rund 90 gestiegen. Mehr als doppelt so viele Menschen brauchen inzwischen eine Notschlafstelle als Unterkunft für die Nacht, weil sie sonst keine haben.

Obdachlose Menschen in Essen: Wie kannst Du helfen?

Ein Herzensprojekt für Petra Fuhrmann ist die jährliche Weihnachtsfeier für obdachlose und wohnungslose Menschen am 24. Dezember. Ihr ist wichtig, dass die Feierlichkeiten an Heiligabend stattfinden und alle zusammen kommen können. Dafür bereitet sie mit ihren Mitarbeitenden auch immer kleine Geschenke für alle vor. Aber nicht nur zu Weihnachten brauchen obdachlose Menschen Dinge, wie Kleidung oder kleine Mahlzeiten. Deswegen sammelt das Diakoniezentrum in der Kleiderkammer Spenden. Und dabei weist sie hilfsbereite Menschen immer auf etwas Bestimmtes hin, sagt uns Petra:

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Wer gern auch Lebensmittel oder Hygieneartikel spenden möchte, kann mal auf der Seite vom DRK in Essen vorbeischauen. Hier findet Ihr Infos dazu, was die Kältehilfe in Essen aktuell braucht. Und wer sich langfristig für obdachlose oder wohnungslose Menschen einsetzen möchte, der kann sich beim FairSorger Essen e.V. melden. Der Verein versorgt wohnungslose oder bedürftige Menschen in der Innenstadt mit Essen, Getränken und mehr. Allgemeine Informationen zu Hilfen und Angeboten für wohnungslose Menschen im Winter hat die Stadt für Euch zusammen gefasst.

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