Essen und Corona: Studenten und Studentinnen geht das Geld aus

Im Studium hat man für gewöhnlich sowieso nicht viel Geld zur Verfügung. Durch Corona bricht bei vielen davon jetzt auch noch was weg. Es gibt aber Hilfen.

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© Olaf Ziegler (groß) und Mara Tröger (klein) / FUNKE Fotoservice

Essen: Corona trifft Studierende zum Teil hart

Dass Studentinnen und Studenten sich von Nudeln mit Ketchup ernähren, ist zwar ein veraltetes Klischee. Im Moment ist das aber nicht ganz unwahrscheinlich. Manche von ihnen bekommen BAföG, einige werden von den Eltern mit etwas Geld unterstützt, die meisten müssen neben dem Studium aber arbeiten gehen. Und da haben viele gerade mit Einbußen zu kämpfen. Die üblichen Studi-Jobs: In Clubs und Bars Kellnern, in Einzelhandelsgeschäften an der Kasse sitzen oder auf Veranstaltungen beim Auf- und Abbau helfen oder im Kino Tickets abreißen. Alles Bereiche, die mit den aktuellen Corona-Maßnahmen als Einnahmequelle weggefallen sind.

Studierende sind auf Nebenjobs angewiesen

Wie viele Studierende genau ihren Job verloren haben, konnte uns die Minijob-Zentrale nicht sagen (s.u.). Aus der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks über die "wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016" geht aber hervor, dass rund 59% „der erwerbstätigen Studierenden auf eigenen Verdienst zur Bestreitung des Lebensunterhaltes angewiesen“ sind. An der Uni Duisburg-Essen wären das bei rund 40.000 eingeschriebenen Studierenden etwa 23.600, die neben ihrem Studium noch arbeiten gehen müssen.

Die Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat Studierende aufgefordert, BAföG zu beantragen. Das gibt es aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Man selbst aber auch die Eltern dürfen dafür zum Beispiel nicht zu viel verdienen und / oder besitzen. Daneben hat sie ein Darlehen für Betroffene vorgeschlagen, die nicht BAföG-berechtigt sind. Das können Studierende bei der KFW-Bank vorübergehend zinsfrei erhalten (s.u.).

Studentin musste Essen verlassen

Helena studiert an der Uni Duisburg-Essen Kunstwissenschaften und Englisch. Schon mit dem ersten Lockdown hat sie ihren Studi-Job verloren, konnte lediglich im Sommer in der Gastronomie wieder etwas Geld verdienen. Mit dem zweiten Lockdown ist auch der weggefallen. Durch einen Job kommt jetzt kein Geld mehr ins Portmonee, deswegen musste sie von Essen wieder zu ihren Eltern nach Trier ziehen. Nebenkosten übernehmen so ihre Eltern, die Miete für das Zimmer in Essen zahlt sie derzeit von ihren Rücklagen. Jetzt hofft sie auf Lockerungen oder einen neuen Job, "um irgendwie in Essen bleiben zu können."

© privat

ASta fordert Hilfen für Studierende

Amanda Steinmaus studiert an der Uni Duisburg-Essen Englisch und Geschichte auf Lehramt. Als Koordinatorin ist sie im Landes-ASten-Treffen NRW und kennt die Probleme, die für Studierende mit der Corona-Krise gekommen sind. Die sind wohl auch fast ein Jahr, nachdem die Pandemie auch bei uns ausgebrochen ist, noch immer akut. Kinos und Restaurants, Clubs und Bars sind geschlossen, Veranstaltungen finden nicht statt: So sind für viele Student:innen auch die Jobs weggefallen. Besonders hart trifft es die, die nicht auf Geld von ihren Eltern setzen können. "Manche überlegen, ihr Studium abzubrechen", erzählt die Studentin. Sie gibt aber zu bedenken: "Auch das wäre nicht wirtschaftlich, wenn die Politik doch schon viel Geld in das Studium gesteckt hat."

Ihre Hoffnung und Forderung: Das BAföG muss reformiert und für Studierende einfacher zugänglich werden, Überbrückungshilfen sollen Studis einfacher beantragen können.

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Minijob-Zentrale

Viele Personen sind entlassen worden, andere gar nicht erst eingestellt worden. Das sagt Wolfgang Buschfort von der Minijobzentrale in der Innenstadt. Vor 1,5 Jahren waren es in Essen noch rund 50.000 Minijobber:innen. Bis September sind die Zahlen auf 46.000 Minijobber:innen gesunken, aktuell (Januar 2021) geht Buschfort von etwa 40.000 Menschen aus, die in Minijobs arbeiten. Wie viele davon studieren, lässt sich aus den Zahlen nicht schließen. Allerdings: Die Zahl der 19 bis 29-Jährigen, die in einem Minijob gearbeitet haben, lag vor einem Jahr noch bei rund 13.000. Im September, also vor dem zweiten Lockdown waren es nur noch 12.000, jetzt werden es wohl nur noch etwa 10.000 Menschen sein, so der Sprecher der Minijob-Zentrale.

Sein Tipp: Wer seinen Minijob im Bereich Event- und Gastronomie verloren hat, solle sich im Bereich Haushaltshilfen umsehen. Minijobs in dem Bereich werden wohl oft deutlich über dem Mindestlohn bezahlt und wenn er angemeldet ist, greift in dem Job auch der Versicherungsschutz.

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Geld fürs Studium: Diese Möglichkeiten gibt es

Wie können Studierende ihr Studium finanzieren? BAföG bekommen nicht alle, neben den Online-Vorlesungen arbeiten ist schwierig, wenn viele Minijobs wegfallen. Und für Geld vom Jobcenter muss man sich exmatrikulieren oder ein Urlaubssemester nehmen. Mit diesen drei Beispielen kommen Studis dennoch an etwas Geld für ihr Konto:

  • Überbrückungshilfe: Im Rahmen der Überbrückungshilfe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für "Studierende in pandemiebedingten Notlagen" können Studierende Zuschüsse für ihr Studium beantragen. Je nach nachgewiesener Bedürftigkeit können zwischen 100 Euro und 500 Euro im Monat gezahlt werden. Die müssen Studierende nicht zurückzahlen, aber jeden Monat neu beantragen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie schon Darlehen, Stipendien u. ä. beziehen. Amanda Steinmaus vom Landes-ASten-Treffen NRW kritisiert aber, dass die Hilfen erst Ende Juni 2020 angelaufen sind und man nachweisen müsse, dass man weniger als 100,- Euro auf dem Konto hat. Wenn der Kontostand bis 499,99 Euro beträgt, gibt's maximal 100,- Euro, darüber nichts.
  • KFW-Kredit: Die KfW oder Kreditanstalt für Wiederaufbau bietet Studienkredite an. Dabei gibt es bis zu 650 Euro im Monat auf das Konto der Studentinnen und Studenten. Den Betrag können Kreditnehmer:innen festlegen, dabei spielt es keine Rolle, ob und wie viel Geld man verdient. Auch Sicherheiten sind nicht notwendig. Bis zum 31. Dezember 2021 "können Studierende in Deutschland den KfW-Studienkredit vorübergehend zum Zinssatz von 0% erhalten", heißt es auf den Seiten der KFW-Bank. Die Zinsen übernimmt in dieser Zeit das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Ab dem 01.01.2022 gilt dann wieder der reguläre Zinssatz, der jeweils für 6 Monate festgelegt wird. Alle anderen Konditionen bleiben unverändert. Das gilt jetzt auch für Studierende aus dem Ausland, solang sie in Deutschland gemeldet sind.
  • BAföG: Das Bundes­ausbildungs­förderungs­gesetz (BAföG) regelt die staatliche Unterstützung für die Ausbildung von Schüler:innen und Student:innen in Deutschland. Ob und wie viel Geld man im Studium aus dem Topf bekommt, wird in einem umfangreichen Antragsverfahren ermittelt. In der Regel spielt dabei auch die finanzielle Situation der Eltern eine Rolle. Das Darlehen muss in der Regel nur zur Häfte zurückgezahlt werden. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek baut darauf und sagt: "BAföG ist und bleibt stabiler Anker der Finanzierung von Studium und Schulausbildung".
  • Chancengleichheitsfond: Die Universität Duisburg-Essen (UDE) hat im letzten Jahr das Landesprogramm "Chancen ergreifen, Forschung und Familien fördern – Programm für chancengerechte Hochschule in Nordrhein-Westfalen (FF Hochschulen)" sowie Mittel des Prorektorats für Gesellschaftliche Verantwortung, Diversität & Internationalität und eines Spenders des Fördervereins der UDE genutzt, um einen Chancenausgleichsfond aufzusetzen. Die Uni sagt, insgesamt 57 Studierende wurden mit einem Stipendium für bis zu sechs Monate (Juli-Dezember) in Höhe von monatlich 400 € gefördert. 20 Lehrende mit Care-Aufgaben erhielten jeweils 1.000 € zur persönlichen dienstlichen Verwendung, um beispielweise Unterstützung bei der Umstellung auf digitale Lehre zu finanzieren. Aufgrund des großen Bedarfs, der sich in der ersten Vergaberunde gezeigt hat, sei eine weitere Ausschreibungsrunde geplant.
  • Minijobs: Wolfgang Buschfort von der Minijobzentrale rät: Im Event- und Gastronomie-Gewerbe sind zwar viele Jobs weggefallen, Haushaltshilfen werden dafür im Moment um so mehr gesucht.

Außerdem stellt die Uni Duisburg-Essen Leihlaptops für Studierende zur Verfügung. Dazu wird studierenden Eltern an Prüfungstagen im Juli und August eine Kinderbetreuung für Kinder im Alter von 4 Monaten bis 12 Jahren angeboten.

Überbrückungshilfe für Studierende: Das sind die Voraussetzungen

Was in Essen sonst noch interessant ist:



Der Fonds StudyPLUSCare richtete sich an Studierende mit Care-Aufgaben, die sich aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie in einer finanziell schwierigen Situation befanden. Lehrende mit Care-Aufgaben, insbesondere Lehrende in der Qualifikationsphase (bis hin zur Juniorprofessur) sowie Lehrende auf sogenannten Hochdeputationsstellen konnten sich für den Fonds LehrePLUSCare bewerben.

Insgesamt 57 Studierende wurden mit einem Stipendium für bis zu sechs Monate (Juli-Dezember) in Höhe von monatlich 400 € gefördert. 20 Lehrende mit Care-Aufgaben erhielten jeweils 1.000 € zur persönlichen dienstlichen Verwendung, um beispielweise Unterstützung bei der Umstellung auf digitale Lehre zu finanzieren. Aufgrund des großen Bedarfs, der sich in der ersten Vergaberunde gezeigt hat, ist eine weitere Ausschreibungsrunde geplant. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.uni-due.de/de/covid-19/diversitaet-gleichstellung_chancengleichheitsfonds


 


 


Leihlaptops für Studierende


Das Rektorat der UDE hat Sondermittel zur Verfügung gestellt, um Leihlaptops für die Studierenden zu kaufen. Damit soll gewährleistet werden, dass auch die Studierenden, die nicht über eigene Hardware verfügen, an den digitalen Lehrangeboten teilnehmen können. Aktuell stehen immer noch rund 30 Geräte zum Ausleihen zur Verfügung. Die Aktion wurde im Dezember erneut über die Social Media Kanäle der Uni beworben, so dass alle auch wissen, dass noch genügend Laptops bereit stehen. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.uni-due.de/2020-09-16-leihlaptops-fuer-studierende-sind-da


 


Kinderbetreuung


Im hybriden Sommersemester 2020 wurde studierenden Eltern an Prüfungstagen im Juli und August eine Kinderbetreuung für Kinder im Alter von 4 Monaten bis 12 Jahren angeboten. Die DU-E-KIDS in Duisburg, eine regelmäßige Tagesbetreuung mit kommunaler Finanzierung, erweiterte im hybriden Sommersemester ihre Betreuungszahlen um UDE-Eltern zu unterstützen. Im hybriden Wintersemester 2020/2021 wird unter besonderen Corona-Schutzbestimmungen die Kurzzeitbetreuung des Familien Services wieder angeboten.

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