Corona in Essen: Lage an Schulen weiter angespannt

Viele Schulkinder und Lehrkräfte in Essen haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Darunter leidet der Unterricht an den Schulen. Die Grundschulen stehen vor besonders großen Problemen. Wir haben nachgefragt, wie sie damit umgehen.

© Timm Schröder / Radio Essen

Schule in Essen hat Inzidenz von fast 6000

Der normale Schulunterricht in Essen kommt gerade deutlich zu kurz. Zwar sitzt in den meisten Schulen immer noch mehr als die Hälfte der Klasse im Unterricht, trotzdem sind viele Schülerinnen und Schüler infiziert. Auch immer mehr Lehrkräfte fallen aus. Das hat eine Radio Essen-Stichprobe ergeben.

Würde man die Inzidenz an seiner Schule berechnen, käme man auf eine Zahl von fast 6000 sagt Schulleiter Berthold Kuhl von der Frida-Levy-Gesamtschule in der Innenstadt auf Radio Essen-Nachfrage. Er macht sich Sorgen um die Gesundheit seiner Schulkinder und Lehrkräfte. Gleichzeitig kann er nichts tun, um sie besser zu schützen. Das sei ein bedrückendes Gefühl.

Auch am Carl-Humann-Gymnasium in Steele gibt es mittlerweile mehrere positive Tests am Tag, sagt Schulleiter Thomas Reuter. Das sei schon zum Alltag geworden. Die Lehrkräfte fallen aus, weil sie Kontaktpersonen von Infizierten sind, oder weil ihre Kinder nicht in die Schule oder Kita dürfen. Das gleiche Problem gibt es an der Geschwister-Scholl-Realschule in Borbeck. Aktuell fehlen da 9 von 45 Lehrerinnen und Lehrern. Es gibt viel Vertretungsunterricht, aber das sei nicht immer machbar, sagt Schulleiter Olaf Kehlert. Dann müsse der Unterricht auch schon mal ausfallen.

Die Lehrer sind durch die ganze Organisation rund um Corona überlastet, sagt Berthold Urch von der Alfred-Krupp-Schule in Frohnhausen. Sie müssen unter anderem Schnelltests machen, den Überblick darüber behalten, wer in Quarantäne ist, Distanzaufgaben stellen, Stundenpläne ändern und Klassenarbeiten verschieben.

"Corona-Ping-Pong" an Grundschulen in Essen

Besonders überlastet sind die Lehrkräfte an den Grundschulen in Essen. Hauptgrund ist hier immer noch das Testverfahren. Das wurde Ende Januar nach starker Kritik schon geändert. Im Moment werden erst Lolli-PCR-Pool-Tests gemacht. Wenn ein Pool-Test positiv ist, werden aber nicht mehr alle Kinder noch einmal mit einem PCR-Test nachgetestet. Stattdessen werden Schnelltests in der Schule gemacht - und zwar jeden Tag bis der nächste Pool-Test wieder negativ ist. So soll weniger Unterricht ausfallen. Doch das Ganze hat einen Knackpunkt: Die Schnelltests sind zu ungenau.

Barbara Wittenberg, Schulleiterin an der Großenbruchschule in Altenessen spricht von einem Corona-Ping-Pong. Oft falle ein Schnelltest in der Schule positiv aus. Das Kind muss dann noch einen offiziellen Schnelltest an einer Teststelle machen. Der sei dann aber wieder negativ und das Kind kann wieder in die Schule. Ein paar Tage später stellt sich aber heraus, dass das Kind doch positiv ist und in der Zwischenzeit schon andere Kinder angesteckt hat. Wegen eines solchen Falls ist jetzt eine ganze Klasse an der Großenbruchschule drei Tage lang zu Hause und hat Distanzunterricht. Für die Schulkinder sei das eine schwierige Situation. Ständig hätten sie Angst, dass ihr Schnelltest positiv ist.

Organisationsaufwand für Schulen in Essen bleibt riesig

Auch die Lehrkräfte in Essen leiden unter den ständigen Testungen, sagt Barbara Wittenberg auf Radio Essen-Nachfrage. Der organisatorische Aufwand sei einfach nicht mehr zu leisten. Das bestätigt Susanne Heidersdorf von der Heckerschule in Werden. Aktuell müssen an der Schule rund 100 Tests am Tag gemacht werden. Die Kinder seien oft noch zu klein, um die Tests selbst machen zu können. Die Lehrkräfte müssen dann helfen. Das kostet Zeit und Nerven.

Viele Schulen kritisieren die Schulpolitik während der gesamten Pandemie. Das sagt unter anderem Udo Moter von der Maria-Kunigunda Schule in Karnap.

© Radio Essen

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