Wie die Evangelische Kirche in Essen wieder mehr Menschen erreichen möchte

Die Kirchen in Essen haben immer weniger Mitglieder. Für das nächste Jahr plant der evangelische Kirchenkreis deswegen einige besondere Angebote, um Menschen wieder besser erreichen zu können. Wir haben mit Superintendentin Marion Greve auf das Jahr 2023 zurückgeblickt und über die wichtigsten Themen für 2024 gesprochen.

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Kirchliche Highlights in Essen und dunkle Momente

Marion Greve ist Superintendentin des Kirchenkreises Essen. Im Radio Essen-Interview blickt sie zurück auf das Jahr 2023. Da gab es viele Highlights, zum Beispiel das Essen Light Festival in den Kirchen in der Innenstadt, das große Tauffest im Sommer im Stadtpark und die Menschenkette gegen Antisemitismus im Herbst. Aber, dass die überhaupt nötig war, gehört zu den dunklen Momenten in diesem Jahr, sagt Marion Greve.

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Sexualisierte Gewalt in Essen in der Evangelischen Kirche

Bei sexualisierter Gewalt denken viele wahrscheinlich erst einmal an die katholische Kirche - vor allem nach den Vorwürfen rund um Kardinal Hengsbach, die in diesem Jahr öffentlich geworden sind. Aber auch in der evangelischen Kirche und der gesamten Gesellschaft ist sexualisierte Gewalt ein großes Problem. Voraussichtlich Ende Januar wird eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlicht. Darin soll es konkrete Fallzahlen geben und es sollen Strukturen aufgezeigt werden, die sexualisierte Gewalt begünstigen.

Erst im November dieses Jahres ist Annette Kurschuss, die ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, zurückgetreten. Der Grund: Ihr wird vorgeworfen, zu ihrer Zeit als Gemeindepfarrerin in Siegen einen Fall sexualisierter Gewalt vertuscht zu haben. Für Marion Greve war der Rücktritt von Kurschuss richtig, wenn er dabei hilft, die Betroffenen wieder in den Mittelpunkt zu rücken.

Kirchenaustritte in Essen sollen für Umdenken sorgen

In diesem Jahr sind rund 4000 Menschen in Essen aus der Evangelischen Kirche ausgetreten, sagt Marion Greve. Sie besorgt sehr, dass Menschen in der Kirche keine Heimat mehr finden. Daraus leitet sie einen klaren Auftrag für ihre Kirche ab, sich zu fragen: Ist das, was es an Angeboten gibt, das was die Menschen wirklich brauchen? Wo muss sich die Evangelische Kirche ändern?

Ein wichtiger Bestandteil ist, kirchliche Angebote besser für Menschen zugänglich zu machen, sagt Marion Greve. Es dürfe nicht mehr nur Angebote in der Gemeinde vor Ort geben, denn viele Menschen wären nicht mehr an eine bestimmte Gemeinde in ihrem Stadtteil gebunden. Stattdessen brauche es mehr stadtteilübergreifende Ansprechpersonen und Angebote. Außerdem wichtig: Die Kirche dürfe nicht mehr erwarten, dass die Menschen zu ihr kommen, sondern Kirche muss auf die Menschen zukommen. Besonders im Bereich der Seelsorge sei da großer Bedarf, sagt Marion Greve.

Zusammen mit anderen Religionsgemeinschaften und Wohlfahrtsverbänden will die Evangelische Kirche im nächsten Jahr auch mehr Angebote schaffen, die Menschen unterschiedlichster Kulturen zusammenbringen und sich für mehr Toleranz und Demokratie einsetzen.

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Finanzielle Herausforderungen im Kirchenkreis Essen

Mehr Kirchenaustritte in Essen bedeutet: Weniger Menschen, die die Kirchensteuer zahlen. Das stellt den Kirchenkreis vor finanzielle Herausforderungen. Er muss sich deswegen mehr um Spenden kümmern.

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Weihnachtsgruß und Neujahrsgruß

Zu Weihnachten und Neujahr möchte Superintendentin Marion Greve allen Menschen in Essen Grüße mit auf den Weg geben. Sie wünscht allen, dass sie erleben, wie die Dunkelheit leuchtet, weil Gott seinen Sohn als Licht der Welt auf die Erde geschickt hat. Das neue Jahr steht für sie unter dem Motto "Alles was geschieht, geschehe in der Liebe" - und genau dafür sollten sich alle einsetzen: Für ein friedliches Zusammenleben bei uns in Essen.

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