Suchthilfe Essen reagiert auf Konzept zur Cannabis-Legalisierung

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat am Mittwochmittag (12. April) gemeinsam mit Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, die neuen Reformpläne zur Cannabis-Legalisierung vorgestellt. Demnach soll der Besitz von bis zu 50 Gramm pro Monat künftig straffrei sein. Das Thema bewegt die Menschen in Essen. Die Suchthilfe in unserer Stadt hat im letzten Jahr einen erhöhten Gesprächsbedarf festgestellt und sich zum neuen Konzept geäußert.

Ausschnitt einer Cannabis-Plantage

Lauterbach und Özdemir stellen Pläne zur Cannabis-Legalisierung vor

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, haben die Reformpläne zur Cannabis-Legalisierung vorgestellt. Fest steht: Eine komplette Legalisierung und der Verkauf in Geschäften ist erstmal vom Tisch. Stattdessen soll der kontrollierte Anbau und die Abgabe im Rahmen von sogenannten Cannabis-Clubs zu weniger Kriminalität und damit zu mehr Schutz für Gesundheit und Jugendliche beitragen. Im Rahmen eines Modellprojekts soll getestet werden, welche Auswirkungen der Verkauf durch Fachgeschäfte hat. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die neuen Reformpläne so begründet:

"Die Schwarzmarktware ist häufig verunreinigt und schafft zusätzliche Gesundheitsgefahren. Das können wir nicht länger hinnehmen. Deswegen wagen wir die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in klaren Grenzen und drängen den Schwarzmarkt zurück, flankiert durch Präventionsmaßnahmen für Jugendliche."

Das neue Konzept basiert auf einem Zwei-Säulen-System. Wir geben Euch einen Überblick, was das Konzept vorsieht.

Säule 1: Privater und gemeinschaftlicher, nicht-gewinnorientierter Eigenanbau

Im Rahmen dieser Säule ist Folgendes geregelt:

  • Anbau und Abgabe ist in sogenannten Vereinigungen (umgangssprachlich "Cannabis-Clubs") an Mitglieder möglich
  • Zusätzlich zum geernteten Genuss-Cannabis dürfen sich Mitglieder erzeugte Samen/Stecklinge für den Eigenanbau mitnehmen
  • Dabei gilt: Max. 25 g Cannabis pro Tag, max. 50 g Cannabis pro Monat (unter 21 Jahre nur 30 g pro Monat), max. 7 Samen, 5 Stecklinge oder 3 blühende weibliche Pflanzen pro Monat
  • Der Konsum ist in den Räumen der Cannabis-Clubs nicht erlaubt. Das gilt auch für den öffentlichen Konsum in der Nähe von Schulen, Kitas und in Fußgängerzonen bis 20 Uhr.

Säule 2: Regionales Modellvorhaben mit kommerziellen Lieferketten

Das Konzept sieht im Rahmen von Säule 2 vor:

In sogenannten "Modellregionen" soll der Verkauf über lizensierte Fachgeschäfte getestet werden. Dieser Test wird wissenschaftlich begleitet. Ziel des Ganzen ist es, die Auswirkungen von Cannabis-Verkauf hinsichtlich des Gesundheits- und Jugendschutzes und auf den Schwarzmarkt zu untersuchen.

Suchthilfe Essen reagiert auf Konzept mit Zufriedenheit

Die Suchthilfe Essen hat sich im vergangenen Jahr deutlich mehr mit der anstehenden Cannabis-Legalisierung auseinandergesetzt. Bei der Beratungsstelle gab es im letzten Jahr auch deutlich mehr Kundengespräche als zuvor. Bei rund 5.700 Essenerinnen und Essenern sind Fragen geklärt worden. Dabei stand die Cannabis-Legalisierung besonders im Vordergrund. Mit dem Konzept ist die Suchthilfe erst einmal zufrieden. Denn der Schwarzmarkt sei ein "denkbar ungünstiges Modell", sagt Frank Langer von der Suchthilfe Essen. Gut findet er, dass das Konzept eine Endkriminalisierung vorsieht. Und trotzdem ist abzuwarten, wie die Cannabis-Clubs reguliert werden, sagt Langer im Radio Essen-Interview. Denn bis zu 500 Personen können in einem solchen Club Mitglied sein. Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein.

"Da fangen die Rechenspiele dann schon an. Wenn jeder 50 Gramm in einem Monat erhalten könnte, gerechnet mal 500 Personen. Dann ist das ja schon eine Menge an Cannabis." (Frank Langer)

Trotzdem verhindere man damit einen flächendeckenden freien Verkauf über Cannabis-Fachgeschäfte. Langer kann sich vorstellen, dass das neue Konzept in unserer Stadt gut angenommen wird und auch hier solche Cannabis-Clubs existieren werden. In den Augen der Suchthilfe sei das schon eine Verbesserung in dieser Thematik.

© Radio Essen
© Radio Essen

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