Cannabis in Essen - Nachfrage nach Infos stark gestiegen
Veröffentlicht: Mittwoch, 02.04.2025 15:44
In Essen wie in ganz Deutschland ist Cannabis ab 18 Jahren seit einem Jahr zumindest teilweise legal. Das löst bei der Suchthilfe eine große Nachfrage nach Beratungsangeboten aus.

Suchthilfe klärt in Essen mehr Menschen über Cannabis auf
Vor einem Jahr wurde in Essen angekifft. Da versammelten sich zahlreiche Menschen auf dem Kopstadtplatz und rauchten öffentlich ihren Joint. Für viele war es eine Erleichterung, dass der Genuss und der Gebrauch von Cannabis legalisiert wurde. Das hat aber bei der Suchthilfe direkt für deutlich mehr Arbeit gesorgt. Vor allem Jugendliche wurden beraten. Die Zahl hat sich mehr als verdoppelt. 2023 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Suchthilfe direkt GmbH noch 1084 Jugendliche zum Umgang mit Cannabis beraten. 2024 waren es 2202 Jugendliche. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Suchthilfe haben auch eine neue Infokampagne gestartet. "Cannabis? Klartext!" ist die Überschrift. Die Infokampagne richtet sich an Jugendliche und Eltern. Aber auch Fachkräfte wurden weiter geschult. Die wichtigste Frage bei Jugendlichen unter 18 Jahren lautet immer wieder: "Darf ich legal Cannabis rauchen?". Die Antwort ist klar: Nein, das bleibt weiterhin verboten, erklärt Nick Saar von der Suchthilfe direkt im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl.
In Essen hat sich der Verbrauch von Cannabis "normalisiert"
In Essen bedeutet die teilweise Legalisierung von Cannabis für die Suchthilfe auch ein Umdenken bei der Beratung. Die Konsumierenden erleben ihren Konsum jetzt eher als normal, stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Suchthilfe fest. Das bedeutet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten nicht. Stattdessen begleiten sie mit ihrer Beratung die Konsumierenden. Vor allem bei Jugendlichen und für Eltern geht es aber auch um Aufklärung. Jugendliche dürfen weiterhin kein Cannabis legal kaufen, das bedeutet, sie kaufen es auf dem Schwarzmarkt. Dabei ist weiterhin unklar, welche anderen Stoffe noch drin sind, erklärt der Experte von der Suchthilfe im Radio Essen-Interview. Nach seiner Einschätzung rauchen auch nach der Legalisierung nicht mehr Essenerinnen und Essener Cannabis. Das lässt sich aber schwer einschätzen, weil Vergleiche fehlen.
Experte in Essen wünscht sich Änderungen im Gesetz
Für das Gesetz wünscht sich Experte Nick Saar in Zukunft einige Änderungen. Einige Formulierungen seien unklar und schwer umzusetzen, wie zum Beispiel die Entfernungsangabe zum Jugendschutz. Außerdem brauchen die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter genügend Mittel, um Jugendliche aufzuklären. Auch das ist im Gesetz nicht richtig geregelt, kritisiert Saar von der Suchthilfe direkt. Ein eindeutiger Fortschritt ist für ihn, dass der Gebrauch nicht mehr kriminalisiert wird und die Konsumierenden nicht in eine Abwärtsspirale rutschen wie früher - also ins Gefängnis müssen, ihre Arbeit und ihre Wohnung verlieren. Schon jetzt gibt es bei der Suchthilfe direkt viele Anfragen aus Schulen für das kommende Schuljahr. Da geht es dann weiter mit der Aufklärungsarbeit zum Thema Cannabis. Fraglich ist aber noch, wie es mit der Cannabis-Legalisierung unter der neuen Bundesregierung weitergeht.
Polizei Essen zieht Bilanz nach Legalisierung von Cannabis
Bei der Polizei Essen wurden im letzten Jahr weniger Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis registriert. Laut Statistik wurden 2023 noch 1192 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mit Cannabis und der Zubereitung bekannt. Im letzten Jahr waren es nur noch 556 solcher Straftaten. Fast alle werden aufgeklärt. Das liegt aber daran, dass die Rauschgiftdelikte bei den Kontrollen der Polizei erkannt und geahndet werden. Anzeigen wegen solcher Straftaten sind sehr selten. Insgesamt ist die Zahl der Rauschgiftdelikte in Essen im letzten Jahr um 5,2 Prozent angestiegen.
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