SPD-Politiker in Essen bedroht und angegriffen - "Geht gar nicht"
Veröffentlicht: Mittwoch, 05.02.2025 05:05
Zwei SPD-Politiker sind in Essen auf offener Straße angegriffen und bedroht worden. Einer davon war Ali Kaan Sevinc. Im Radio Essen-Interview zeigt er sich fassungslos.

Politiker in Essen angegriffen - Das ist passiert
"Wenn ihr nicht gleich weg seid, seid ihr tot" - In Altendorf sind zwei SPD-Politiker am Samstag (1. Februar) angegriffen und bedroht worden. Einer davon war Ali Kaan Sevinc, Vorsitzender des Ortsverbands der SPD in Altendorf. Zusammen mit drei Kollegen hatte er einen Wahlkampfstand direkt vor der Sparkasse aufgebaut. Kurz nachdem zwei Kollegen den Stand verlassen hatten und die Politiker nur noch zu Zweit waren, kam es zu dem Vorfall. Die Polizei bestätigte das am Dienstagmorgen (4. Februar).
Gegen 11:45 Uhr soll sich der Unbekannte Täter dem Stand genährt haben. Was dann passiert ist, erzählt Ali Kaan Sevinc im Gespräch mit Radio Essen:
"Er hat uns mit der Schulter weggehauen und geschubst. Hätte ich mich nicht festgehalten, wäre ich glaube ich durch die Scheibe der Sparkasse geknallt."
"Wir hätten ihn radikalisiert und er sei AfD-Anhänger", soll er zu den Politikern gesagt haben und sich auf die Migrationsdebatten im Bundestag bezogen haben. Für Sevinc sei der Täter eher ein Fanatiker.
Politiker aus Essen mit klarem Appell
Ein Passant reagierte und ging dazwischen, möglicherweise wurde so schlimmeres verhindert. Der Täter flüchtete und konnte auch nach einer Fahndung von der Polizei nicht gefunden werden. Der Staatsschutz ermittelt jetzt. Vor der Sparkasse waren Kameras, da würde man jedoch nichts erkennen, weil die nicht nach draußen filmen, sagt die Polizei.
Körperlich geht es Ali Kaan Sevinc gut, sagt er zu Radio Essen-Stadtreporter Mario Arlt. Seelisch sei es jedoch schwer. Dafür habe er eine große Solidaritätswelle bekommen, nicht nur aus seiner Partei. Seine Botschaft ist deutlich:
"Für mich und ich glaube für uns alle ist entscheidend und wichtig, Ehrenamtliche, also Politikerinnen und Politiker sowieso, aber Ehrenamtliche, die unentgeltlich vor Ort Wahlkampf machen, nicht anzugreifen. Das gehört sich einfach nicht. Das ist ein Selbstverständnis, das wichtig ist."
Dabei nimmt der Politiker alle mit ins Boot:
"Man kann miteinander fetzen und diskutieren, aber Angreifen von Ehrenamtlichen geht gar nicht. Das schließt ausdrücklich auch alle Mitglieder der AfD mit ein. Auch die sind vor Ort aktiv, auch wenn die Partei und die Ideologie mir nicht gefällt - kein Ehrenamtler darf angegriffen werden."
In den nächsten Tagen und Wochen appelliert er an besondere Umsicht und Vorsicht.
Politiker in Essen schon in der Vergangenheit betroffen
Politikerinnen und Politiker, egal ob Abgeordnete oder sonstige Amts- und Mandatsträger werden in ganz Deutschland immer häufiger Opfer von Angriffen. Im vergangenen Jahr habe das Bundeskriminalamt über 4.900 solcher Straftaten gezählt - etwa 900 mehr als im Jahr davor. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland und beruft sich auf Zahlen aus dem Bundesinnenministerium. In Essen im vergangen Jahr unter anderem die Grünen Politiker Rolf Fliß und Kai Gehring Opfer von Angriffen.
Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen hat sich schriftlich geäußert:
"Mich erschüttert es, wenn Menschen, die sich für die Politik und damit für die Stadtgesellschaft engagieren, sich solch gefährlichen Situationen ausgesetzt sehen müssen", sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Ich danke allen Beteiligten, die geholfen haben, zu deeskalieren! Politikerinnen und Politiker, die sich in ihren Ortsvereinen oder -verbänden engagieren, tun dies mit großer Leidenschaft und investieren dabei ihre freie Zeit für die Menschen im Stadtteil und den Bezirk. Das verdient Respekt und Anerkennung. Um sich zu informieren und in den politischen Diskurs einzusteigen, dafür sind Informationsstände der verschiedenen Parteien im Wahlkampf da. Es darf auch gerne kontrovers diskutiert werden, verbale oder sogar körperliche Angriffe auf die Ehrenamtlichen verurteile ich aufs Schärfste!"
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