Schulen in Essen bekommen von Ärzten keine Atteste mehr

Die Kinderärzte wollen keine Atteste mehr ausstellen, wenn Kinder und Jugendliche unmittelbar vor oder nach den Ferien krank sind. Die Schulen in Essen müssen selbst überprüfen, ob die Schüler wirklich krank sind oder ob die Familien einfach früher in den Urlaub starten wollen. Für die Schulen ist das eine Herausforderung. 

© Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services

Keine Atteste von Kinderärzten mehr für die Schulen in Essen

Wer einige Tage vor den Sommerferien in den Urlaub fliegt, kann viel Geld sparen. Das ist eine große Verlockung für viele Familien in Essen. Die Schulen wollen deshalb normalerweise Atteste haben, um sicherzustellen, dass ein Schüler tatsächlich krank ist und nicht schon vorzeitig am Strand liegt. Bisher haben die Kinderärzte diese Atteste ausgestellt, jetzt wollen sie aber nicht mehr mitmachen. "Wir wollen nicht die Kontrolleure für die Schulen spielen", sagen sie. Die Schulen sollten das selbst regeln, auch das Land NRW sieht die Verantwortung vor Ort bei den Schulen. 

Udo Brennholt vom Nord-Ost-Gymnasium in Altenessen hat sich schon Gedanken gemacht, wie er das Problem angehen kann. Wenn die Schule begründete Zweifel hat, wird sie dem Fall grundsätzlich nachgehen. Zweifel können zum Beispiel dann auftreten, wenn andere Kinder aus der gleichen Familie ebenfalls krank sein sollen oder wenn ein Schüler wiederholt vor oder nach den Ferien fehlt, sagt der Schulleiter. Das Nord-Ost-Gymnasium hat einen Schulsozialarbeiter, der von den Klassenlehrern informiert wird und bei den Familien nachfragt. Brennholt hat aber noch ein weiteres Argument, die Schule bis zum letzten Tag zu besuchen: Er setzt auf Unterricht bis zum Schluss. Man müsse die Zeit nutzen, auch um Unterrichtsausfälle auszugleichen. 

© Christian Bannier / Radio Essen

Schulen in Essen bekommen keine Atteste von Ärzten mehr – so reagieren sie

Die Elsa-Brändström-Realschule in Bergerhausen will ebenfalls jeden Fall prüfen und bei den Familien anrufen und nachfragen. Der Schulleiter Michael Wolf sagt aber auch: Das kann manchmal schwierig werden, an der Schule würden schließlich Lehrer arbeiten und keine Ärzte. In einigen Fällen werde man den Telefonhörer in die Hand nehmen und bei den Familien nachfragen. Diese Aufgabe auf die Schulen zu verlagern, sei eine Zumutung. Es müsse jedes Mal eine Einzelfallentscheidung getroffen werden. Kinder, die unmittelbar vor oder nach den Ferien fehlen, gebe es an der Elsa-Brändström-Realschule immer mal wieder. Michael Wolf sieht zwei Gefahren: Wenn die Eltern ihre Kinder auch rund um die Ferien selbst entschuldigen dürfen, kämen sie damit vermutlich leichter durch als bisher. Und die einzelnen Schulen in Essen könnten die Regeln unterschiedlich streng handhaben. Noch größer als zu den Sommerferien könnte das Problem in den Herbstferien werden. 

Kinderärzte in Essen stellen keine Atteste für Schulen mehr aus

Eine andere Realschule aus dem Osten der Stadt sagte uns, dass bei verlässlichen Eltern in Zukunft eine normale Entschuldigung ausreichen wird. Ausfälle für günstigere Urlaubsreisen wolle man aber verhindern. Das Problem sei eher klein, die Klassenzimmer seien auch kurz vor oder nach den Ferien normal voll.

Wer sein Kind vor oder nach den Ferien unerlaubt aus der Schule nimmt, riskiert bis zu 1000 € Strafe in NRW. Es gibt aber auch die Möglichkeit, eine offizielle Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Eine günstige Pauschalreise ist kein Grund für eine Ausnahme, anders zum Beispiel aber eine Hochzeit von Verwandten, die weiter weg wohnen.

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