Rot-Weiss Essen: Darum bedankten sich die Spieler bei den Fan-Chaoten

Rot-Weiss Essen gibt in diesen Tagen kein gutes Bild ab. Für Diskussionen sorgt, dass die Spieler sich nach dem Spiel in Saarbrücken bei den Fans bedankten - obwohl die fast für einen Spielabbruch sorgten.

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Rot-Weiss Essen: Fans provozieren Spielabbruch

Der 16. Spieltag der Dritten Liga war ein Tag zum Vergessen für Rot-Weiss Essen. Nach der 0:1-Niederlage beim 1. FC Saarbrücken stehen die Essener auf einem Abstiegsplatz. Trotzdem rückte das Sportliche erst einmal in den Hintergrund. Die mitgereisten Fans feierten das 10-jährige Bestehen einer Ultra-Gruppierung. Dazu kam, wie inzwischen üblich, auch reichlich Pyrotechnik zum Einsatz. Dabei blieb es aber nicht. Zuerst flog ein Leuchtkörper aufs Spielfeld, dann schossen die Fans die Leuchtraketen in den Heimblock, zwischen Familien mit Kindern. Die Folge: Zwei Spielunterbrechungen. Auf die Spitze getrieben wurde das Ganze von einer Rakete, die mit hohem Tempo flach über den leeren Rasen flog. Die Rakete schlug in einer Werbetafel ein, die in Flammen aufging. Daraufhin schickte der Schiedsrichter die Teams erst einmal in die Kabine. Es drohte sogar der Spielabbruch. Danach zündelten die Essener zwar weiter, behielten die Pyrotechnik jedoch im Block.

RWE-Vorstandsmitglied Alexander Rang äußerte sich nach dem Spiel.© Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
RWE-Vorstandsmitglied Alexander Rang äußerte sich nach dem Spiel.
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Rot-Weiss Essen: Spieler gehen trotzdem zu den Fans

Für viele Diskussionen sorgte, dass sich die Spieler nach Abpfiff trotzdem auf den Weg zu den Fans machten, und sich für die Unterstützung bedankten. RWE-Vorstand Alexander Rang bezog nach dem Spiel Stellung. Er verurteilte das Verhalten:

"Wir sind nicht glücklich über die Situation. Die Fans sind unser Faustpfand und ein ganz wesentlicher Teil. Es funktioniert nur gemeinsam, dass sieht man immer wieder an der Hafenstraße. Aber das, was wir brauchen, ist natürlich eine positive, emotionale Aufladung und nicht sowas, wie wir es heute gesehen haben. Das gehört nicht zum Fußball."

Gleichzeitig verteidigte er aber den Gang zu den Fans:

"Unsere Fans und auch der Großteil der Fans, der heute hier war, gehören zum Verein und sind wichtig für uns. Ganz klar braucht die Mannschaft den positiven Support der Fans, gerade in der schwierigen Situation, in der wir gerade stecken. Wir sind dankbar und froh für die Leute, die uns begleiten und positiv supporten. Auf der anderen Seite ging es um ein klares Signal, deeskalierend zu wirken und dafür zu sorgen, dass alles in vernünftigen Bahnen zu Ende geht. Wir stehen zu unseren Fans und die Fans stehen zu uns. Das ist eine wechselseitige Beziehung, die den Verein Rot-Weiss Essen absolut ausmacht. Insofern bedanken wir uns bei den Fans. Auch wenn das heute nicht schön war, bildet das nicht den allgemeinen Rot-Weiss Essen-Fan ab. Das waren heute einige wenige."

Dem Verein droht jetzt eine empfindliche finanzielle Strafe. Zumindest hinterfragt werden sollten jedoch auch die Kontrollen der Ordner in Saarbrücken, die offenbar wenig erfolgreich verliefen.

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Bei Rot-Weiss Essen gibt es viele Baustellen

Am Ende bleibt, dass Rot-Weiss Essen in diesen Tagen ein verheerendes Bild abgibt. Rund um den Verein gibt es viele Großbaustellen, zum Teil selbst verschuldet. Auf der einen Seite ist die Erklärung von Rang sinnvoll. Den Weg zu den Fans auszulassen und einen Bruch zu provozieren, hätte die nächste vermeidbare Baustelle geöffnet. Nicht auszumalen, bliebe die Hafenstraße mitten im Abstiegskampf still. Auf der anderen Seite sorgt der Verzicht von Lucas Brumme in der Startelf für Fragezeichen. Offiziell begründet der Verein den Bankplatz mit sportlichen Gründen: Brumme habe unter der Woche zwei Trainingseinheiten aufgrund von Knieproblemen verpasst. Darüber schwebt jedoch die Situation um den auslaufenden Vertrag von Brumme. Er ist aktuell nicht bereit, über eine Vertragsverlängerung zu sprechen. RWE-Kaderplaner Marcus Steegmann betonte jedoch, dass der Verein nicht in der Situation sei, Spieler aufgrund von Spielchen auf die Bank zu setzen.

Rot-Weiss Essen fehlen Alternativen

Die größte Baustelle bleibt die Leistung auf dem Platz. Gegen Saarbrücken entwickelte RWE keinerlei Wucht in der Offensive. Seit der taktischen Umstellung, mit der Cottbus überrascht und geschlagen wurde, stehen die Essener zwar in der Defensive sicherer, erspielen sich aber vor allem auswärts zu wenige Torchancen. Längst ist klar, dass RWE im Winter auf dem Transfermarkt nachlegen muss. Auf vielen Positionen fehlen dem Trainer die Alternativen.

Manuel Wintzheimer fällt lange aus, zu Leonardo Vonic sowie zu Außenverteidiger Eitschberger gibt es keinen adäquaten Ersatz. Die erwartete Geldstrafe nach der Pyro-Aktion der Fans hilft dem Verein, der finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, dabei nicht.

Bekommt keine Chance in der Startelf: Thomas Eisfeld.© Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services
Bekommt keine Chance in der Startelf: Thomas Eisfeld.
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Thomas Eisfeld bleibt bei Rot-Weiss Essen auf der Bank

Eine weitere Alternative für mehr Struktur und Torgefahr in der Offensive wird von Trainer Christoph Dabrowski nur wenig beachtet. Routinier Thomas Eisfeld blieb auch in Saarbrücken nur auf der Bank, stattdessen bekam Kaparos den Vorzug und ersetzte den gesperrten Ahmet Arslan. Während Kaparos vor allem durch Ballverluste in der Offensive ausfiel, hatte Eisfeld noch die beste Gelegenheit zum Ausgleich. Von Radio Essen auf Eisfeld angesprochen, begründete Dabrowski den Bankplatz des des 31-Jährigen:

"Er ist aktuell hintendran. Seine Rolle ist mit ihm ganz klar definiert und kommuniziert. Bei seinen Einwechslungen gibt er der Mannschaft gute Impulse. Ob er dann irgendwann von Anfang an spielt werden die nächsten Wochen zeigen."

Erfahrung auf dem Platz könnte der Mannschaft sicher nicht schaden. Schon gegen 1860 München am Sonntag (8. Dezember) sollten dringend drei Punkte her. Danach geht es zum Sechs-Punkte-Spiel gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück. Gewinnt RWE da nicht, droht ein düsterer Jahreswechsel mit einem Abstiegsplatz über die Winterpause.

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