Nach Hochwasser in Essen: Ruhrverband im Austausch mit Betroffenen

Der Ruhrverband in Essen hat Betroffene vom Hochwasser 2021 zum Gespräch eingeladen. Dabei sollten offene Fragen zum Hochwasser und die Rolle des Ruhrverbands geklärt werden.

© Radio Essen / Benedikt Kaninski

Immer noch Hochwasserschäden in Essen

Das Hochwasser im Sommer 2021 hat viele Stadtteile bei uns in Essen stark mitgenommen. Unter anderem in Werden gab es rund um die Laupendahler Landstraße enorme Schäden. Keller standen unter Wasser und auch im Erdgeschoss war das Wasser hüfthoch. Immer noch haben einige Anwohner mit der Sanierung ihrer Wohnungen zu kämpfen. Bei Claudia Jöllenbeck aus Werden gab es vor Kurzem den dritten Versuch die Wände zu sanieren. Die sitzen aber immer noch voller Schimmel. Auch Rainer Henselowsky wohnt erst seit Mai wieder in seiner Wohnung an der Laupendahler Landstraße. Die glich nach dem Hochwasser einem Rohbau, alles musste neu gemacht werden.

Gleichzeitig wächst bei den Anwohnerinnen und Anwohnern die Angst, bei einem erneuten Hochwasser ungeschützt zu sein. Viele haben das Gefühl von den Behörden nicht genügend unterstützt und in Entscheidungen nicht mit einbezogen zu werden. Um offene Fragen zu klären und über die Themen Hochwasser und Hochwasserschutz zu informieren, hatte der Ruhrverband einige Anwohner aus Werden am Donnerstagabend (09. September) zu sich eingeladen.

Ruhrverband in Essen nicht für Hochwasserschutz zuständig

Bei der Infoveranstaltung in Essen hat der Ruhrverband klar gestellt: Er ist nicht für den Hochwasserschutz verantwortlich. Das macht die Stadt Essen. Stattdessen kümmert sich der Ruhrverband um die Trinkwasserversorgung und um die Qualität des Wassers. Dafür ist es wichtig, dass die Talsperren gut gefüllt sind. Das steht nur leider im Gegensatz zum Hochwasserschutz. Hierfür ist es nämlich wichtig, dass in den Talsperren noch Platz ist, um zusätzliches Wasser aufzufangen. Deswegen lasse der Ruhrverband immer etwas Freiraum in den Talsperren. Das sei auch im Sommer 2021 so gewesen. Der Ruhrverband in Essen habe sofort mit der Vorentlastung der Talsperren begonnen, sobald am 12. Juli klar war, dass auch das Einzugsgebiet der Ruhr von Hochwasser betroffen sein könnte. Insgesamt sei in den Talsperren rund 23 Millionen Kubikmeter Freiraum gewesen. Gleichzeitig seien mehr als 260 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zurückgehalten worden, wodurch das Hochwasser vermindert wurde, sagt der Ruhrverband.

Rund 12 Anwohnerinnen und Anwohner sind zu der Info- und Dialogveranstaltung des Ruhrverbands gekommen. © Radio Essen/Madlen Gerick
Rund 12 Anwohnerinnen und Anwohner sind zu der Info- und Dialogveranstaltung des Ruhrverbands gekommen.
© Radio Essen/Madlen Gerick

Mehr Hochwasserschutz in Essen nötig

Mit solchen Wassermassen wie im Sommer 2021 in Essen habe man nicht rechnen können. Aber Starkregenereignisse wie dieses werden uns in Zukunft wegen des Klimawandels noch öfter treffen, sagt der Ruhrverband. Deswegen sei ein guter Hochwasserschutz nötig. Es gibt dafür schon einen 10-Punkte-Plan des Landes, ein neues Hochwasserwarnsystem wird aktuell getestet. Der Ruhrverband wünscht sich außerdem, dass mehr Rückhaltebecken gebaut werden. Dafür müsse der Hochwasserschutz auf Landesebene besser koordiniert werden.

Die betroffenen Anwohner aus Werden stimmen zu. Rainer Henselowsky wünscht sich vor allem ein besseres Zusammenspiel der zuständigen Behörden und Entscheidungsträger. Den Ruhrverband und seine Aufgaben verstehen die Anwohner nach der Informationsveranstaltung besser, die Einladung zum Gespräch kam bei ihnen gut an. Trotzdem: Die Zweifel daran, dass sich alle Zuständigen in Essen bald zusammensetzen und den Hochwasserschutz priorisieren, sind stark.

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