Mieterhöhungen in Essen: Auf was Mieter jetzt achten sollten - Radio Essen-Interview

Vor einigen Wochen ist für Essen der neue Mietspiegel herausgekommen. Wie Vermieter reagieren und warum Ihr als Mieter kritisch sein solltet, lest Ihr hier.

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© Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices

Der neue Mietspiegel für Essen: Orientierung für Mieter und Vermieter

Alle zwei Jahre kommt der neue Mietspiegel heraus - auch in Essen. Er gilt sowohl für Mieter als auch für Vermieter als Orientierung, um einen Mietpreis festzulegen. Am Ende hängt die Miete aber in erster Linie davon ab, wie sich Vermieter und Mieter einigen. Große Wohnbauunternehmen verschicken meist sobald der neue Mietspiegel da ist Mieterhöhungen, sagt Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft Essen. Hier sollten Mieter kritisch hinschauen. Wie das geht, hat uns Siw Mammitzsch im Radio Essen-Interview erklärt.

Mieter in Essen sollten Mieterhöhungen kritisch lesen

Flattert eine Mieterhöhung vom Vermieter in den Briefkasten, sollte darauf geachtet werden, dass die Erhöhung mit konkreten Kriterien aus dem Mietspiegel begründet wird. Die Mietergemeinschaft Essen überprüft so etwas auch auf Wunsch der Mieter. Hier gab es schon mal einen Mieterhöhungsfall, in dem pauschal einfach 20 Prozent mehr verlangt wurden, ohne dies mit dem Mietspiegel und den zugehörigen Tabellen zu begründen. So etwas kann dann im Einzelfall vom Mieter zurückgewiesen werden.

Mietergemeinschaft Essen: Wie errechnet sich die ortsübliche Vergleichsmiete?

Wenn alle zwei Jahre der neue Mietspiegel herauskommt, gibt es auch den Wert der "ortsüblichen Vergleichsmiete". Dieser dient konkret als Orientierung für die Vermieter: Einerseits um die Miete in einem rechtlich zulässigen Rahmen festzulegen und andererseits eine marktgerechte und realistische Miete zu erzielen. Die ortsübliche Vergleichsmiete ist in diesem Jahr um durchschnittlich 6 Prozent angehoben worden. Sie beruht auf den Basismieten. Wie genau das passiert, ist der Mietergemeinschaft allerdings auch unklar. Die Berechnungsgrundlage hat sich im Vergleich zu den Jahren zuvor auch verändert. Jetzt ist die Wohnungsgröße entscheidend, nicht mehr das Baujahr. Die Mieterhöhungen, die die Mietergemeinschaft zu Gesicht bekommen hat, liegen jedenfalls meist über diesen durchschnittlichen 6 Prozent.

Große Vermieter in Essen bereiten Mieterhöhungen meist zügig vor

Manchmal haben Mieter natürlich auch Glück und die Miete bleibt, wie sie ist. Das passiert vor allem bei privaten Vermietern, die ihre Mieter nicht zusätzlich belasten wollen und wo unter den Nachbarn eine gute Gemeinschaft herrscht, erklärt Mammitzsch. Bei großen Wohnungsunternehmen sieht das anders aus. Da dauert es nach Veröffentlichung des Mietspiegels nicht lange, bis die ersten Erhöhungen bei den Mieterinnen und Mietern ankommen. Wer die Erhöhung nicht selbst prüfen möchte, kann das bei Interessensvertretungen wie der Mietergemeinschaft machen. Demnach passiert es sehr oft, dass Punkte nicht benannt sind oder zusätzliche Abzüge geltend gemacht werden können, die dann dafür sorgen, dass die Erhöhung nicht so stark ausfällt, wie vom Vermieter gefordert.

Es gibt deshalb auch Kritik: Der Mietspiegel biete großen Raum für Interpretation, je nachdem welche Kriterien berücksichtigt werden oder nicht. Wie oben erwähnt, gibt es beim diesjährigen Mietspiegel Unterschiede zu denen davor. Erfasst wird zum Beispiel nicht mehr, ob es Warmwasser in der Küche gibt oder nicht. Gerade bei diesen Punkten käme es zu Diskussionen zwischen Mieter und Vermieter, heißt es im Interview.

© Radio Essen

Miete in Essen mithilfe von Online-Rechner selbst überprüfen

Jede und jeder kann seine Miete im Hinblick auf den neuen Mietspiegel auch selbst ausrechnen. Das geht mithilfe des Online-Rechners der Stadt Essen. Zusätzliche Prozentabzüge werden hier allerdings nicht mehr ganz genau benannt, deshalb rät Mammitzsch, Fachleute um Rat zu fragen. Mit am wichtigsten ist der Zeitpunkt des Ganzen: Wann ist der Bescheid zur Mieterhöhung eingetroffen? Das sollten sich Mieter gut notieren. Denn generell gilt: In dem Monat, in dem der Brief eingegangen ist, plus zwei weitere Monate, ergibt den Fristzeitraum, in dem Mieter zustimmen müssen. Halten sich Mieter nicht an diesen Zeitraum, können die Vermieter klagen. Es ist also wichtig, den Bescheid in diesem Zeitraum zu überprüfen und rechtzeitig zu widersprechen. Sonst wird die Erhöhung wirksam.

Allbau und Vonovia in Essen wollen Miete erhöhen

Wer von Euch in Essen in einer Wohnung von der Allbau oder Vonovia wohnt, könnte bald Post haben. Die beiden großen Wohnungsunternehmen haben gegenüber Radio Essen bestätigt, die Miete mit Veröffentlichung des neuen Mietspiegels anpassen zu wollen. Bei Allbau wird er gerade ins System eingepflegt, Ende Oktober sollen laut Plan erste Briefe rausgeschickt werden. Vonovia bewirtschaftet in Essen 11.500 Wohnungen und wird die Mieten ebenfalls anpassen.

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