Long Covid in Essen: Auch hier viele erkrankt - Betroffene und Experten geben Einblicke

Müdigkeit, Atemnot, Nebel im Kopf: So beschreiben unsere Radio Essen-Hörerinnen und Hörer, die an Long COVID leiden, die Symptome. Und es sind einige, die darunter leiden. Wir haben mit Betroffenen und Experten gesprochen.

Ein Labortest-Röhrchen mit der Beschriftung COVID-19 Coronavirus Labortest liegt auf Schutzmasken.
© MKfoto/Shutterstock.com

Long Covid in Essen: Spielt die Psyche dem Körper Symptome vor?

Etwa eine halbe Million Menschen leiden aktuell in Deutschland unter Long COVID. Das ist allerdings nur eine Schätzung. Mehrere hundert Menschen lassen sich im Essener Uniklinikum behandeln. Professor Christoph Kleinschnitz ist der Chef der Neurologie. Er behandelt die Langzeitfolgen und forscht nach den Ursachen. Kleinschmitz und sein Team haben versucht, für die Symptome eine organische Ursache zu finden. Bei den meisten seiner Patienten waren, rein organisch betrachtet, keine Auffälligkeiten zu finden. Der Neurologe vermutet psychische und seelische Ursachen als Auslöser. Und die machen sich auch im Körper bemerkbar. Er hat auch untersucht, welche Berufe seine Long COVID-Patienten haben. Auffällig viele haben studiert und kommen aus der Verwaltung oder sind Lehrer. Würdet Ihr mit einem positiven Corona Test arbeiten gehen? Diskutiert gerne mit bei Facebook und Instagram.

© Kostas Mitsalis / Radio Essen

Essen bietet Antworten auf Fragen zu Long-Covid

In Essen bietet die AOK an der Friedrich-Ebert-Straße am 25.10.22 um 17:30 Uhr eine Veranstaltung für Long-Covid-Betroffene an. Zusammen mit Prof. Sebastian Dolff können Patientinnen und Patienten ihre Fragen klären und Erfahrungen über Strategien im Umgang mit der Long-Covid-Erkrankung austauschen. Sebastian Dolff ist leitender Oberarzt an der Klinik für Infektiologie an der Uniklinik in Holsterhausen und legt zuerst in einem Vortrag die wichtigsten Fakten dar und steht danach Rede und Antwort. Das hat er auch schon bei Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl im Interview getan.

© Radio Essen

Radio Essen-Hörerin Johanna: Blutwäsche hat ihr geholfen

Long COVID ist inzwischen die neue Volkskrankheit. Etwa jeder 8., der an COVID erkrankt ist, hat auch nach der Infektion Spätfolgen. Johanna kämpft seit mehr als anderthalb Jahren gegen die Symptome. Die junge Physiotherapeutin konnte nicht mehr arbeiten. Sie suchte Hilfe in der Long COVID-Ambulanz des Uniklinikums in Holsterhausen, recherchierte weiter und fand im Netz eine Ärztin in Mülheim an der Ruhr. Die Medizinerin verabreicht Long COVID-Patienten eine Blutwäsche. Bei Johanna hat es geholfen.

© Kostas Mitsalis / Radio Essen
Blutkonserve© DRK
Blutkonserve
© DRK

Radio Essen-Hörerin Andrea: 400 Meter vor der Haustür die Orientierung verloren

Radio Essen-Hörerin Andrea leidet seit anderthalb Jahren unter den Spätfolgen einer Corona-Infektion. Sie kann nicht mehr arbeiten, kann sich nicht konzentrieren und auch nicht orientieren. Ganz schlimm war es, als sie auf der Straße stand und nicht wusste, wie sie nach Hause kommen soll.

© Kostas Mitsalis / Radio Essen
Uniklinik Essen© Fabian Strauch/FUNKE Foto Services
Uniklinik Essen
© Fabian Strauch/FUNKE Foto Services

Uni Duisburg-Essen: Neue Forschung zu Covid-Langzeitfolgen

Bis zu zehn Prozent der Covid-Patientinnen und -patienten entwickeln nach überstandener Infektion ein Post-Covid-Syndrom, also über Wochen und Monate anhaltende Beschwerden. Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Essen und der Uni Duisburg-Essen hat über 170 Erkrankte darauf genauer untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass das Nervensystem in den meisten Fällen nicht dauerhaft geschädigt ist. Bei 86 Prozent der Personen war die neurologische Untersuchung komplett unauffällig. Ein Zusammenhang zwischen der akuten Covid-Infektion und dem Auftreten von Langzeitfolgen ließ sich sogar nur in rund zwei Prozent herstellen.

Zu den über 200 Post-Covid-Symptomen gehören u.a. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, "Gehirnnebel" oder Kopfschmerzen. Neurologische Untersuchungen und MRTs haben jedoch keine bleibenden Folgen aufgezeigt. Das Forschungsteam hat aber herausgefunden, dass psychiatrische Vorerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen das Risiko für Post-Covid stark erhöhen. Außerdem waren Tests, die auf eine psychosomatische Symptomursache hinweisen, bei vielen auffällig, insbesondere bei Frauen. Jetzt wollen die Fachleute weiter an psychologischen Ursachen von Post-COVID forschen und zielgerichtete Therapien entwickeln.

Weitere Themen aus Essen

Weitere Meldungen

skyline