Lange Schulwege in Essen

Zehnjährige Kinder aus Essen müssen stundenlang im Bus sitzen, um zur Schule zu kommen. Sie haben einfach Pech beim Losen gehabt.

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© Lars Fröhlich / FUNKE Foto Services

Schulwege in Essen: Neunjähriger Matteo soll 15 km fahren

Im Sommer wechseln in Essen wieder viele Kinder in die fünften Klassen. Am liebsten gehen sie dorthin, wo die Freunde aus der Grundschule hingehen. Das klappt aber nicht immer. Der neunjährige Matteo aus Bergerhausen wollte zur Albert-Einstein-Realschule in Rellinghausen und wurde abgelehnt. Das Los hat über seine Zukunft entschieden. Matteo hat beim Auslosen verloren und soll zur Realschule nach Kettwig, die liegt etwa 15 Kilometer weit weg. Fast drei Stunden pro Tag würde er im Bus sitzen oder an der Haltestelle warten. Wenn die Busse Verspätung haben, dann würde er noch länger unterwegs sein. So ein langer Weg wäre sogar für Erwachsene eine Zumutung, sagen seine Eltern. Sie haben einen langen Brief an die Stadt Essen geschrieben und bitten um Hilfe. Sollte das nichts bringen, dann wollen sie juristisch gegen die Ablehnung vorgehen. Auch andere Familien wollen sich wehren und ihren Kindern die langen Fahrzeiten ersparen. Inzwischen sucht die Stadt Essen nach Lösungen, um die Situation zu entschärfen.

Matteo Müller aus Bergerhausen hat demnächst einen sehr langen Schulweg© Kostas Mitsalis / Radio Essen
Matteo Müller aus Bergerhausen hat demnächst einen sehr langen Schulweg
© Kostas Mitsalis / Radio Essen

Die Situation in Essen verschärft sich von Jahr zu Jahr

Etwa 5000 Kinder wechseln in diesem Jahr in Essen von einer Grundschule an eine weiterführende Schule. In den nächsten Jahren dürfte es sogar schwieriger werden, einen Platz an einer Schule zu finden, die Eltern für ihre Kinder ausgesucht haben. Inzwischen sucht die Stadt nach Lösungen, um die Situation zu entschärfen. Eigentlich müssten zusätzliche Räume angemietet und mehr Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden. Die Stadt Essen will bald fertige Schulcontainer anmieten und sucht nach geeigneten Plätzen, um sie an den Schulen aufzustellen.

In Essen sind die Pädagogen besorgt wegen der vielen Anmeldungen

Für die Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen ist es einerseits ein Erfolg, dass so viele Kinder dort weiter zur Schule gehen wollen. Andererseits machen sich die Lehrerinnen und Lehrer aber auch Sorgen um die Kinder, die nicht auf ihre Wunschschule gehen können. Julia Klewin sagt, dass es auch für die Lehrerinnen und Lehrer die Absage nicht einfach sei.

Es bricht uns das Herz, wenn die Kinder nicht auf ihre Wunschschule gehen können.

Da werden Freundschaften auseinander gerissen. Manchmal gehen auch Geschwisterkinder auf unterschiedliche Schulen, was für die Familien deutlich mehr Organisation im Alltag bedeutet. Allerdings dürfen die Schulen nur per Losverfahren entscheiden, wer angenommen und abgelehnt wird. Nach den Briefen mit der Absage gehen immer viele Anrufe besorgter Eltern in der Schule ein, Einige wollen auf eine Warteliste gesetzt werden und geben die Hoffnung noch nicht auf. Das sagt sie im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl und erklärt weiter, welche Folgen lange Schulwege für die Kinder haben.

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