Konferenz für Straßenkinder in Essen: Wie obdachlosen Jugendlichen geholfen werden soll

In Essen findet am Samstag eine Straßenkinderkonferenz statt. Ehemals obdachlose Jugendliche diskutieren mit Vertretern von Sozialeinrichtungen und der Stadt. Zusammen wollen sie die Situation von Straßenkindern verbessern.

© Radio Essen / Madlen Gerick

Essen: Konferenz von und für Straßenkinder

In der Kreuzeskirche in der Innenstadt in Essen gibt es am Samstag (10.09.) eine Konferenz mit obdachlosen Jugendlichen. Bei der Straßenkinderkonferenz erzählen Jugendliche, die schon einmal auf der Straße gelebt haben oder immer noch leben, von ihren Erfahrungen. Zusammen mit Vertretern von Sozialeinrichtungen aus ganz NRW und der Stadt Essen entwickeln sie Ideen, um die Situation von Straßenkindern zu verbessern. Es geht zum Beispiel darum, wie sie einfacher an einen Schlafplatz, Lebensmittel oder Hygieneartikel kommen. Auch die aktuell steigenden Kosten durch die Inflation sind ein Thema. Einige der entwickelten Ideen sollen nach der Konferenz als Projekte umgesetzt werden.

Obdachlosigkeit unter Jugendlichen ist ein Problem in Essen

Jedes Jahr gibt es in Deutschland eine Straßenkinderkonferenz. Dieses Jahr findet sie in Essen statt. Die Vorbereitungen dafür laufen schon seit einem Jahr. Organisiert wird die Konferenz von der Organisation "Momo - The Voice of Disconnected Youth" in Katernberg. Dort arbeiten Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Jugendliche, die obdachlos waren, zusammen mit Jugendlichen, die es noch sind. Denn Straßenkinder gibt es auch bei uns in Essen. Rein rechtlich sind Kinder zwar immer irgendwo gemeldet, sagt Sozialarbeiterin Jasmin Knorr. Trotzdem können sie auf der Straße landen. Zählungen verschiedener Sozialeinrichtungen, Notschlafstellen und dem Jugendamt ergeben, dass es in Essen rund 160 Kinder und Jugendliche gibt, die auf der Straße leben. Die Dunkelziffer sei aber deutlich höher. Das weiß auch Katze. Die 18-Jährige ist mit 11 Jahren aus ihrer Wohngruppe abgehauen. „Damals bin ich bin zu keiner Notschlafstelle gegangen. Ich war komplett mittellos auf der Straße und hab in Bahnen geschlafen und sowas. Da bin ich in den Statistiken nicht mitgezählt worden. Und wenn es mich da draußen gab, dann gibt’s auch noch ganz viele andere, die nicht zu Notschlafstellen gehen, weil sie das gar nicht kennen mit so jungen Jahren“, sagt Katze.

Das Leben auf der Straße in Essen

Katze war in einer Wohngruppe für schwer erziehbare Mädchen. Wegen ihres Übergewichts wurde sie dort und auch in der Schule stark gemobbt. Sie wurde handgreiflich, wollte nicht mehr zur Schule und auch nicht in die Wohngruppe. Sie hat auf Parkbänken geschlafen, oder im Bus oder der Bahn. Sie hat viel bei Freunden und Bekannten übernachtet und sich so durchgeschlagen. Gerade als junges Mädchen in der Pubertät ist es auf der Straße besonders schwierig. Und speziell für Frauen gebe es immer noch zu wenige Notschlafstellen.

© Radio Essen

Katze liegt das Thema Hygiene besonders am Herzen. Wie komme ich als obdachloses Mädchen kostenlos an Tampons und Binden? Dafür sucht sie Lösungen.

© Radio Essen

Neben dem Thema Hygiene geht es am Samstag bei der Straßenkinderkonferenz auch um die Themen Schlafen, Sicherheit & Tiere, Essen, Trinken & Konsum. Welche Pilotprojekte kann man da angehen? Und wie kann die Stadt dabei helfen? Darüber soll es einen Austausch geben. „Es soll also kein Monolog werden, sondern ein Dialog“, sagt der 22-jährige Justin. Deswegen kommen am Samstag auch Jugendeinrichtungen aus ganz NRW, Notschlafstellen aus der Gegend, die Suchthilfe, ein Vertreter des Landesjugendsamts, und der Leiter des Jugendamts in Essen. Einladungen wurden auch an Politikerinnen und Politiker, das Ordnungsamt und die Polizei verschickt.

Mit Vorurteilen aufräumen

Bei der Konferenz wird auch darüber geredet, was die Sozialeinrichtungen und Ämter laut den obdachlosen Jugendlichen bisher gut gemacht haben, und wo es Veränderung braucht. Katze beklagt die oftmals fehlende Empathie in Ämtern. Wenn Jugendliche sich an die Ämter wenden, würde zu oft einfach über ihre Köpfe hinweg entschieden. „Dadurch entsteht dann ein Gefühl der Ohnmacht bei den Jugendlichen, wodurch sie das Vertrauen in gewisse Ämter verlieren und die dann auch nicht mehr ansprechen, wenn sie wieder wohnungslos sind“, so Katze. Mit den Vorurteilen, die dadurch zum Beispiel über das Jugendamt entstehen, wollen die Jugendlichen von Momo aufräumen. Sie sagen, dass von Seiten der Helfenden und von Seiten der Jugendlichen Fehler gemacht werden und es mehr Verständnis füreinander braucht. 

Wer die Organisation Momo unterstützen will, kann sich an diese E-Mail Adresse wenden: info@momo-essen.de

Mehr Nachrichten aus Essen


Weitere Meldungen

skyline