Firmen in Essen verlegen Glasfaserkabel wie im wilden Westen
Veröffentlicht: Dienstag, 11.02.2025 18:08
In Essen werden in vielen Straßen die Glasfaserkabel verlegt. Die Anwohnerinnen und Anwohner sehen meist erst ein paar Tage vorher die Parkverbotsschilder. Dann kommen auch schon die Bauarbeiter und legen los. Was sie hinterlassen, ist sehr unterschiedlich.

Ärger in Essen wegen Glasfaserausbau geht weiter
Im Rat der Stadt Essen und im Verkehrsausschuss haben die Politikerinnen und Politiker in den letzten Monaten immer wieder über ein Thema diskutiert: Der Ausbau des Glasfaserkabelnetzes durch die Telekommunikationsunternehmen. An und für sich eine gute Sache, schnellere Internetverbindung zuhause und bessere Bedingungen für das Arbeiten im Homeoffice. So verkaufen es auch die vielen Telekommunikations-Anbieter. Aber der Ausbau hat auch Schattenseiten und die liegen unter anderem mitten auf der Straße. Das Glasfaserkabel wird in den allermeisten Fällen im Gehweg verlegt. Dafür werden die Gehwege aufgerissen und wieder geschlossen. Ärgernis Nummer eins für viele Anwohnerinnen und Anwohner: die Parkverbote für längere Zeiträume. Der Bautrupp kommt meist erst ein paar Tage nach dem angeschlagenen Halteverbot und braucht meist auch nicht so lange wie dran steht. Ärgernis Nummer zwei: Danach liegen die Gehwegplatten mit Glück wieder einigermaßen gerade im Boden, manchmal werden auch neue Platten verlegt. In vielen Fällen hinterlassen die Bautrupps aber eher eine Buckelpiste, die mit Kinderwagen, Rollator oder Roller nur noch schwer zu bewältigen ist, heißt es von der Stadt. Es holpert dann mal ordentlich und wer nicht genau hinschaut, der stolpert.
Stadt Essen praktisch machtlos gegen die schlechten Bauarbeiten
Die Stadt Essen legt jetzt auf Anfrage der CDU/SPD/Grünen im Verkehrsausschuss am Donnerstag (13. Februar) einen Bericht vor, wie der Ausbau mit Glasfaser voran geht. Der Bericht ist aber wohl vielmehr eine Erklärung dazu, was alles schief läuft. Bei der Stadt Essen wurden im letzten Jahr 1.069 Glasfaserbaustellen gemeldet. Dazu sind die Telekommunikationsunternehmen verpflichtet. Sie müssen bei der Stadt Essen ihre Baumaßnahme anmelden und auch melden, wenn sie fertig sind. Danach prüfen die Mitarbeiter der Stadt, ob alles wieder in Ordnung ist. Da genau liegt das Problem. Bei 777 Baumaßnahmen hat die Stadt Mängel festgestellt und die Baumaßnahme nicht abgenommen. Damit liegt das Risiko bei Schäden oder Unfällen immer noch bei der Baufirma. Auf der Mängelliste der Stadt Essen stehen 400 unerledigte Schadensfälle der Telekommunikationsunternehmen.
Die Stadt klagt: "Trotz immer wieder geführter Gespräche mit Verantwortlichen der Firmen lässt sich nur sehr schwer eine Besserung feststellen. Kooperationsbereitschaft wird signalisiert, aber eine adäquate Umsetzung erfolgt dann nicht."
Von etwa der Hälfte der Baumaßnahmen erfährt die Stadt nicht durch die Baufirmen. Meist bekommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das erst durch die Beschwerden der Anwohnerinnen und Anwohner mit. Früher konnte sich die Stadt mit den Unternehmen einigen, jetzt werden Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet. Das kostet alles Personal und Geld. Die Stadt hat für die Bearbeitung der Baumaßnahmen am Glasfasernetz schon eine extra Software angeschafft und neues Personal rekrutiert. Im Moment sind 40 Anhörungen zu solchen Verfahren bei der Stadt offen. Eine Reaktion der Telekommunikationsunternehmen auf diese Verfahren ist bisher fast durchweg ausgeblieben, berichtet die Stadt.
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