Kupferdiebe in Essen klauen ganzes Dach in Kirche

In der St. Marien Kirche in Essen wird seit Monaten immer wieder eingebrochen. Die Diebe haben dabei unter anderem Kupferkabel und ein Großteil des Kupferdaches gestohlen.

© Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services

Kirche in Essen wirkt verwahrlost

Die St. Marien Kirche in Karnap ist seit 2019 außer Dienst gestellt. Außerdem steht bereits fest, dass sie abgerissen werden soll. Trotzdem wird die Kirche derzeit noch gelegentlich von der katholischen Gemeinde genutzt. Seit dem Ukrainekrieg dient sie beispielsweise als Lager für gesammelte Spenden wie Kleidung, Töpfe und andere Dinge, die für ukrainische Flüchtlinge bereitgestellt werden.

Seit Dezember kam es aber immer wieder zu Einbrüchen in die Kirche, wie die Polizei Essen bestätigt. Insgesamt wurden bisher fünf Einbrüche gemeldet. Dabei wurden mehrere Fenster sowie die Haupt- und Kellertüren aufgebrochen und teils stark beschädigt. Durch die vielen Einbrüche wirkt die Kirche nun nicht nur von innen wie eine Bauruine, sondern auch das äußere Erscheinungsbild ist stark in Mitleidenschaft gezogen. „Das ist sehr schade“, sagt der Standortkoordinator Berthold Hiegemann auf Radio Essen-Nachfrage. Ursprünglich wollte die katholische Gemeinde auf Sicherungsmaßnahmen von Außen verzichten. Aufgrund der wiederholten Einbrüche in den letzten Monaten ist nun jedoch geplant, die drei Haupteingänge komplett zu vergittern und mehrere Absperrzäune aufzustellen.

Diebe in Essen stehlen alles, was nicht niet- und nagelfest ist

Bei jedem Einbruch wurde entweder etwas mitgenommen oder das Innere der Kirche verwüstet. Der auffälligste Einbruch war der Diebstahl des nahezu gesamten Kupferdachs – etwa 450 Quadratmeter Kupferplatten wurden entwendet. Auch zahlreiche Kupferkabel wurden immer wieder aus den Wänden herausgerissen, wie uns Standortkoordinator Berthold Hiegemann auf Anfrage von Radio Essen erklärt. Die Einbrecher hatten die Drähte dabei sorgfältig entfernt und nur die Außenhülle zurückgelassen. Der Gesamtschaden wird auf etwa 25.000 Euro geschätzt. Das Dach wurde bereits wieder provisorisch abgedeckt, um zu verhindern, dass Feuchtigkeit in das Innere der Kirche gelangt. Um aber langfristig auf das Dach kommen zu können, muss zunächst der Zwischenraum zwischen der Zwischendecke und der richtigen Decke repariert werden. Auch die sei durch die Einbrüche kaputt gegangen.

Es wurden aber nicht nur das Kupferdach und die Kupferkabel gestohlen, sondern auch die gelagerten Sachen für die Ukraine, darunter Kleidung und Spenden, wurden größtenteils entwendet. Zudem nahmen die Diebe den Blitzableiter mit. Der Kupfertrichter des Sakrariums, den die Täter ebenfalls stehlen wollten, konnte aufgrund seiner festen Verankerung glücklicherweise nicht entfernt werden.

Netz in Essen durch Diebe teilweise gestört

Besonders kurios: Die Diebe haben sogar Kabel aus der Wand gezogen, die noch unter Strom standen. Sie haben sich also selbst das Licht ausgeschaltet – was für sie aber kein Problem war, da sie sich mit Kerzen behelfen konnten, wie Hiegemann berichtet. Durch das Herausreißen der Kabel wurde aber höchstwahrscheinlich auch der Handymast auf dem Dach der Kirche beschädigt. Der Turm der St. Marienkirche ist der höchste Punkt in Karnap, weshalb früher viele Mobilfunkanbieter die Antenne genutzt haben. Seit 2019 nutzt nur noch ein Anbieter die Antenne.

Kurz nachdem die Kabel herausgerissen wurden, meldeten Essenerinnen und Essener aus Karnap, dass ihr Mobilfunknetz seitdem immer wieder Störungen hat. Der Anbieter möchte das nun überprüfen, kann dies aber erst tun, wenn der Zugang zum Dach über den Zwischenraum wieder möglich ist. Sollte die Antenne nicht mehr repariert werden können, könnten auch die Mieteinnahmen der Telefongesellschaft wegfallen, was erneut Einbußen für die Kirche zur Folge hätte.

Kirche in Essen soll abgerissen werden

Dass die St. Marien Kirche in Essen abgerissen werden soll, war bereits vor den Einbrüchen klar. Auf dem Gelände wird jedoch nicht nur die Kirche abgerissen, sondern auch das bisherige Gemeindehaus und die Kita. Die Fläche soll komplett neu bebaut werden – mit drei neuen Gebäuden. Geplant sind eine größere, neue Kita sowie ein soziales Wohnungsbauprojekt. Die Kirchengemeinde würde sich dann in einen Teil des Gebäudes anmieten.

Es gibt auch bereits einen potenziellen Investor, wie Standortkoordinator Hiegemann berichtet. Dieser hat auch schon eine Bauanfrage an die Stadt Essen gestellt. Wenn alles wie geplant verläuft, könnte der Kaufvertrag bald geschlossen werden. Im besten Fall könnte mit dem Bau bereits im nächsten Jahr begonnen werden.

Mehr Nachrichten aus Essen

Weitere Meldungen

skyline