Bistum Essen will die Causa Hengsbach umfassend aufklären

Das Bistum Essen will die Vorwürfe gegen den ehemaligen Ruhrbischof Hengsbach umfassend aufklären lassen. Dazu wird es jetzt eine große Studie rund um den Bischof geben. Die Einzelheiten dazu wurden heute vorgestellt.

Umgeworfene Statue Kardinal Hengsbach in Essen
© Christoph Reichwein

In Essen beginnt weitere Aufklärung um Kardinal Hengsbach

Das Bistum Essen hat zusammen mit anderen kirchlichen Einrichtungen eine neue Studie zum ehemaligen Kardinal Hengsbach in Auftrag gegeben. Zwei wissenschaftliche Institute in München und Hamburg sollen den Werdegang von Franz Hengsbach genau untersuchen. Es soll dazu in drei Jahren eine Biografie über Franz Hengsbach geben. Außerdem soll es eine sozialwissenschaftliche Untersuchung in den Gemeinden in Essen und im Bistum Essen geben, dazu welche Auswirkungen die Veröffentlichung der Vorwürfe hat. Als die Vorwürfe vor mehr als einem Jahr vom Bistum Essen öffentlich gemacht wurden, gab es teilweise Kritik daran. Die Gemeinden sind noch nicht ausgewählt worden. Das soll in den nächsten Monaten passieren, erklärt eine Sprecherin des IPP München auf Radio Essen-Nachfrage. Wichtig ist den Forschern dabei, dass nicht nur mit den Priestern sondern vor allem mit den Mitgliedern der Gemeinden gesprochen wird. Das Bistum Essen hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Statue des Kardinals abbauen lassen. Die Stadt Essen hat inzwischen den Kardinal Hengsbach Platz in Friedensplatz umbenannt.

Die Studie wird 785.000 Euro kosten und unter anderem vom Bistum Essen, Adveniat und dem Bistum Paderborn finanziert. Die Auftraggeber sollen laut Vertrag aber keinen Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit nehmen. Die Forscherinnen und Forscher erwarten eine umfassende Einsicht in alle vorhandenen Akten und Korrespondenzen.

Bistum Essen will weiter mit Betroffenen sprechen

In Essen haben sich inzwischen sieben Betroffene beim Bistum gemeldet und Vorwürfe über sexualisierte Gewalt durch den ehemaligen Kardinal Hengsbach erhoben. Die Vorwürfe werden jetzt weiter untersucht. Die Forscher wollen mit den Betroffenen Interviews führen und vor allem die umfangreichen Akten und Geheimakten auswerten. Die Analyse wird aber längere Zeit dauern, weil Franz Hengsbach unter anderem im Bistum Paderborn, bei Adveniat und als Militärbischof tätig war. Überall dort wird nach möglichen Zusammenhängen gesucht. Außerdem wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch aufdecken, ob Kardinal Hengsbach während seiner Amtszeit andere Mitarbeiter der katholischen Kirche geschützt hat. Den Forscherinnen und Forschern ist klar, dass sie ein Gesamtbild des Wirkens des Ruhrbischofs zusammensetzen müssen, das vor allem auch seine vielen Tätigkeiten und Erfolge deutlich macht. Für viele der Betroffenen wird inzwischen die Zeit knapp. Sie sind schon sehr alt und brauchen dringend eine Aufarbeitung des Geschehens, betont der Sprecher der Betroffenen bei der Vorstellung des Vorhabens. Er betont dabei aber auch, dass die Studien eine präventive Wirkung haben können. Sie sollen die Zusammenhänge im System der Kirche aufdecken, die solche Übergriffe möglich gemacht haben.

Aufruf in Essen an Betroffene nach Missbrauchsvorwürfen

Die Studie in Essen wird nur dann ein Erfolg, wenn sich weitere Betroffene und Zeitzeugen melden. Deshalb bitten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darum, sich bei ihnen zu melden. Es geht dabei auch nicht nur um diejenigen, die Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind. Das Team möchte auch mit Zeitzeugen von Kardinal Hengsbach sprechen und so auch über seine Umgang mit Priestern und Gemeindemitgliedern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter anderem bei Adveniat. Auch der Zugang zur Familie des längst verstorbenen Ruhrbischofs wäre ein großer Beitrag. Inzwischen haben sich Familienmitglieder sowohl bei der unabhängigen Untersuchungskommission des Bistums Essen als auch beim Bistum selbst gemeldet. Sie stehen den Anschuldigungen und dem Umgang des Bistums mit Kardinal Hengsbach teilweise kritisch gegenüber.

Betroffenen können sich unter folgenden Kontakten melden:

Per Mail Aufarbeitung@ipp-muenchen.de, per Telefon 089 54359770 oder per Post IPP München, Ringeisstraße 8, 80337 München.

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