Wirtschaft in Essen: Wie es den Unternehmen in der Stadt geht

Hohe Zinsen, hohe Energiekosten, wenig Personal - die Unternehmen in Essen haben mit einigen Problemen zu kämpfen. Mit welcher Stimmung sie auf 2024 blicken, lest Ihr hier.

© Till Schwachenwalde / Radio Essen

Unternehmen in Essen sind eher pessimistisch

Viele Unternehmen in Essen machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Die Probleme: Hohe Energiekosten, zu viel Bürokratie, eine schlechte Infrastruktur und zu wenige Arbeitskräfte. Das sagt Ulrich Kanders vom Essener Unternehmensverband.

"Noch nie war über die Breite hinweg die Stimmung so verhalten, gedrückt und so von Sorgen begleitet für die Zukunft wie jetzt zu diesem Jahresende (2023)."

Der Essener Unternehmensverband vertritt Unternehmen in Essen aus über dreißig verschiedenen Branchen.

Weniger Aufträge für Unternehmen in Essen

Vor allem die hohen Energiekosten belasten Unternehmen in Essen immer noch sehr. Die Energiepreisbremsen hätten nur kurz Entlastung gebracht, sagt die Industrie und Handelskammer für Essen. Auch Ulrich Kanders vom Unternehmensverband sieht das so.

"Wenn wir [...] keinen Wechsel bekommen, was das Thema Energiekosten betrifft, dann könnte ich mir vorstellen, dass das Thema Kurzarbeit zumindest in die Verlängerung geht [...] und dann in Personalentlassungen münden wird."

In anderen Ländern, zum Beispiel Frankreich, Großbritannien und den USA, sei Energie viel günstiger. Vor allem größere Konzerne würden deswegen vermehrt ins Ausland investieren. Das wiederum bedeute weniger Aufträge für Firmen in Essen. In der Metall- und Elektroindustrie zum Beispiel gebe es seit dem Sommer deutlich mehr Kurzarbeit, sagt Ulrich Kanders. In vielen Handwerksbetrieben seien die Auftragsbücher nur noch über wenige Wochen gefüllt, heißt es von der Kreishandwerkerschaft in Essen.

Krise auf dem Bau in Essen

Besonders die Baubranche in Essen trifft die aktuelle Situation hart. Viele Bauvorhaben stehen still – zum Beispiel die Arbeiten für den neuen Stadtteil Essen 51. Schuld sind die hohen Zinsen und die hohen Kosten für Material. Das sagt die Kreishandwerkerschaft in Essen. Vor allem Neubauten von privaten Auftraggebern gebe es gerade kaum. Das Bauen selbst sei so teuer, dass nachher kaum jemand die Wohnungen in den Gebäuden mieten könne. Viele Bau- und Handwerksbetriebe versuchen deswegen Aufträge im Bestandsbereich zu bekommen, also mehr zu sanieren.

Der Essener Unternehmensverband rechnet damit, dass die Zinsen künftig wieder etwas sinken werden. Deswegen blickt Geschäftsführer Ulrich Kanders für die Baubranche wieder etwas positiver in die Zukunft.

Weniger Investitionen in Essen

Trotzdem gibt es natürlich Themen, die alle Essener Unternehmen schon seit Jahren betreffen und immer noch für viele Probleme sorgen, zum Beispiel zu viel Bürokratie.

"Die Politik sagt zwar immer, wir bauen ab, wir reduzieren das Ganze. Aber genau das Gegenteil ist der Fall - obwohl wir mit der Digitalisierung alle Möglichkeiten haben. Das beste Beispiel ist immer noch der Faxbetrieb in den Gesundheitsämtern. Mehr brauche ich dazu, glaube ich, gar nicht zu sagen."

Andere Länder seien da schon viel weiter, sagt Ulrich Kanders. Besonders kleine Unternehmen haben mit der Bürokratie in Deutschland zu kämpfen, sagt die IHK. Denn dadurch könne das Personal nicht an den Stellen eingesetzt werden, wo es dringend gebraucht wird.

Andere Probleme in Deutschland seien schlechte Straßen und Schienennetze, die Transportwege verlängern. Auch zu wenige Arbeitskräfte und Azubis verschärfen die Lage in den Unternehmen, so der Unternehmensverband.

Mehr arbeiten in Essen - das fordern Unternehmen

Um die Wirtschaft in Essen wieder voran zu bringen und etwas gegen den Arbeitskräftemangel zu tun, sollten Beschäftigte in Essen mehr arbeiten. Das fordern viele Unternehmen in der Stadt, sagt Ulrich Kanders.

"Dass Themen wie Burn Out und Rückenprobleme in den Unternehmen möglicherweise zugenommen haben, liegt vielleicht auch an der Arbeitsverdichtung, weil wir das Thema Arbeitskräftemangel haben. Und das müssen wir in den Griff bekommen. Das kriegen wir nicht in den Griff, indem weniger gearbeitet wird, sondern indem mehr gearbeitet wird. Natürlich bei höherem Lohnausgleich."

Als Beispiel nennt Ulrich Kanders die Metall- und Elektroindustrie. Dort sei die 35-Stunden-Woche Standard. Daraus sollte eine 40-Stunden-Woche werden. Und: das Bürgergeld müsste weniger werden. Nur so würden sich weniger Menschen darauf ausruhen, sagt Ulrich Kanders.

Generell müsse die Politik mehr gegen die aktuellen Probleme tun. Beim Thema Energie fordert er zum Beispiel über längere Zeit Brückenenergien zu nutzen oder eventuell Atomkraftwerke übergangsweise wieder anzuschalten. Auch die Kreishandwerkerschaft bemängelt die vielen Vorschriften zum Thema Klima.

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