Weniger unbegleitete geflüchtete Kinder und Jugendliche in Essen

Im letzten Jahr wurden in Essen über 140 unbegleitete geflüchtete Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Das sind mehr als 50 Prozent weniger als im Vorjahr. Trotzdem gibt es noch viele Baustellen.

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Weniger unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Essen

Stell dir vor, ein Kind reist tausende Kilometer - aber nicht aus Abenteuerlust, sondern weil es vor Krieg oder Gewalt fliehen muss. Wenn ein Kind oder Jugendlicher unter 18 Jahren ohne Eltern in Deutschland ankommt, wird es vom Jugendamt in Obhut genommen und erhält einen Vormund. Im Jahr 2023 nahm das Jugendamt in Essen noch 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UmF) auf, während die Zahl 2024 auf 143 sank – ein Rückgang von 52 Prozent. Von diesen 143 Jugendlichen kamen 49 nach Essen, weil sie bereits Verwandte hier hatten. Trotz des Rückgangs bedeutet die Aufnahme von so vielen jungen Menschen eine größere Verantwortung, da diese oft noch sehr jung sind und eine intensivere Betreuung benötigen. In Nordrhein-Westfalen (NRW) kamen ebenfalls weniger geflüchtete Kinder und Jugendliche an: Zwar kamen 2024 insgesamt 11.240 UmF nach NRW, aber der Zuwachs war im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer.

Trotz dieses Rückgangs lag die Zahl der UmF, die Essen aufnimmt, zu Jahresbeginn bei 366 – das sind 33 mehr als zu Beginn des Jahres 2024. Diese Zahl dient als Richtlinie, aber manchmal können UmF nicht an andere Städte weitergegeben werden und müssen in Essen bleiben. In bestimmten Fällen kann Essen bis zu 15 Prozent mehr aufnehmen, also etwa 54 weitere UmF. Wenn die Gesamtzahl steigt, müsste Essen noch mehr aufnehmen.

Die meisten geflüchteten Kinder und Jugendlichen kommen aus Syrien, Afghanistan, Ukraine, Marokko und Guinea. Die Hauptgründe für ihre Flucht sind Krieg und Gewalt in ihren Heimatländern. Besonders aus Syrien wird auch weiterhin ein Anstieg erwartet, vor allem aufgrund von familiären Verbindungen zu bereits in Essen lebenden Menschen.

Geringe Schulbildung vieler geflüchteter Kinder und Jugendliche in Essen

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Alter der geflüchteten Kinder und Jugendlichen, die nach Essen kommen. 2016 waren nur 5 Prozent der UmF unter 14 Jahren. 2024 sind es schon 12 Prozent. Gleichzeitig haben 87 Prozent der neu angekommenen geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus den Jahren 2023 und 2024 eine sehr geringe Schulbildung oder sind noch nie zur Schule gegangen. Das betrifft insgesamt 231 UmF. Von diesen 231 zeigen bereits 99 große Probleme in der Schule, benötigen viel Unterstützung und tendieren dazu, die Schule zu verweigern.

Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, hat die Stadt Essen bereits Maßnahmen ergriffen. Es wurden unter anderem Sprachförderprogramme und alternative Bildungsangebote eingeführt, um die Integration und schulische Entwicklung der Jugendlichen zu fördern.

Trotzdem bleibt das Problem, dass viele Jugendliche immer noch lange auf feste Plätze in der Jugendhilfe warten müssen. Momentan leben 55 junge Menschen, die dauerhaft Essen zugewiesen wurden, in Schutzstellen und warten auf einen festen Platz in der Jugendhilfe. Um diese Situation zu verbessern, plant die Stadt in Zukunft die Bildungsangebote und Platzkapazitäten weiter auszubauen.

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